Infos zu Fritz Bauer September 2023

Liebe Interessent*innen des Fritz Bauer Freundeskreises,
anbei wieder einige aktuelle Infos zum Thema Fritz Bauer:
(Anhänge nur im Originalrundbrief)

1. Fritz Bauer Platz in Braunschweig – eine unendliche Geschichte
Nachdem im Januar 2023 der Umzug des Fritz Bauer Platzes (vom Domplatz zum Ruhfäutchenplatz)
beschlossen worden war, geht es immer hin und her bzw auf und ab. Die Entfernung zwischen altem
und neuem Fritz Bauer Platz beträgt etwa 100- 200 Meter. Wie vorher vom Domplatz ein Teil für den
Bauer-Platz abgetrennt wurde, wurde nun ein Teil des Ruhfäutchenplatzes dafür abgetrennt plus
Fußweg vor der alten Bezirksregierung. Der Bezirksrat Mitte hatte große Bedenken gegen den Umzug
des Platzes geäußert. Aber immerhin war die Generalstaatsanwaltschaft in das Gebäude der alten
Bezirksregierung umgezogen und wollte gern die Adresse „Fritz Bauer Platz 1“ mitnehmen. So
stimmte der Bezirksrat bei einer Gegenstimme für den Umzug – trotz der Bedenken.
Nachdem sich mehrere Monate nichts zur Gestaltung des „Platzes“ getan hatte, legte nun die Stadt
einen Umbauplan vor. Danach sollten einige Parkplätze entfallen und der Standplatz für die E-Scooter
sollte umgelegt werden. Die Braunschweiger Zeitung berichtete am 25. August 2023 ausführlich
darüber. Zwei Wochen später wurde alles plötzlich wieder gestoppt. „Neuer Fritz-Bauer-Platz“ kommt
auf den Prüfstand“ hieß es am 14.09.2023 in der BZ.
Wie es weitergeht, ist unklar. Man darf gespannt sein, ob sich überhaupt eine Lösung abzeichnet.
Inzwischen kam von verschiedenen Bürgern die Idee, selber Vorstellungen zu entwickeln und diese in
einer Bürgerinitiative vorzutragen. Letztlich geht es um Fritz Bauer und eine würdige Anerkennung
seiner Leistungen in Braunschweig. Der momentane Zustand ist eher sehr unbefriedigend.
„Umbau am Fritz Bauer Platz? Weniger Parkplätze, dafür mehr Grün“(BZ vom 25.08.2023)        -Anhang 1
„Neuer Fritz-Bauer-Platz kommt auf den Prüfstand. Die Umbaupläne sind vorerst gestoppt. Sollten
auch die benachbarte Casparistraße und Marstall umgebaut werden? (BZ vom 14.09.2023)    – Anhang 1a

2. Hans Riebsamen: Fritz Bauer – Idealist, Patriot, Nonkonformist
Anbei ein Beitrag von Hans Riebsamen, dem langjährigen Redakteur der FAZ, zum 120. Geburtstag
von Fritz Bauer in der Frankfurter Rundschau vom 16. Juli 2023, der wieder sehr kenntnisreich die
verschiedenen Facetten von Bauers Wirken wiedergibt. Anhang 2
Im Weiteren auch ein Hörbeitrag aus dem Deutschlandfunk zu Bauers 120. Geburtstag, der eher einen
kurzen Überblick über die wichtigsten Stationen von Bauers Wirken gibt. (3:31 Min)
https://www.deutschlandfunkkultur.de/heute-vor-120-jahren-wurde-der-jurist-fritz-bauer-geboren-1903-120-dlf-kultur-23be349b-100.html
3. Dieter Schenk: Generalstaatsanwalt Fritz Bauer im Widerstreit politischer Interessen
Szenische Lesung am Do, 5.Okt. 2023, um 18 Uhr im Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg
In der Aufführung geht es um ein fiktives Interview mit Fritz Bauer, das von Dieter Schenk auf der
Grundlage von Bauers Schriften und Reden zusammengestellt wurde. Die Erstaufführung fand 2017
an der Universität Lodz statt.
Anhang 3

4. Kurt Nelhiebel: Angst wovor eigentlich – zum Weglassen von Fritz Bauer in der
geschichtlichen Betrachtung
In einem Beitrag im „Weltexpresso“ (Frankfurter Kulturmagazin) vom 25.Juli 2023 nimmt der
ehemalige Journalist Kurt Nelhiebel kritisch Stellung zu einer Rede des Historikers Norbert Frei, der
am 22. Juni 2023 in der Carl Friedrich von Siemens-Stiftung über den Umgang der deutschen
Deutungseliten mit der NS-Vergangenheit referierte, ohne dabei Fritz Bauer zu erwähnen. Nelhiebel
zeigt sich darüber sehr verwundert und wirft Norbert Frei eine gewisse Ignoranz vor.
https://weltexpresso.de/index.php/zeitgesehen/28994-angst-wovor-eigentlich

5. Das Erbe von Fritz Bauer als Computerspiel
Inzwischen gibt es sogar ein Computerspiel mit einem Bezug zu Fritz Bauer. „Nazi-Verbrecher selbst
überführen. Das Erbe von Fritz Bauer als Computerspiel“. Andreas Hofbauer berichtet in den
Nürnberger Nachrichten (vom 18.9.2023) über das Spiel „The Darkest Files“, indem man als junge
Staatsanwältin unter Fritz Bauer Fälle aus der Zeit nach den Nürnberger Prozessen behandelt.
Inwieweit es wirklich ein Beitrag zu Recht und Gerechtigkeit ist, mag dahingestellt bleiben.
Möglicherweise kann es für junge Menschen von Interesse sein.
https://www.nn.de/kultur/nazi-verbrecher-selbst-uberfuhren-das-erbe-von-fritz-bauer-als-computerspiel-1.13577596
https://jurios.de/2022/10/22/the-darkest-files-als-staatsanwaeltin-nazi-verbrecher-jagen/

6. Fritz Bauer Institut
Mi, 11.10.2023, um 18.15 Uhr
„Ruth Klüger und die Holocaustforschung“ – Diskussion mit Dr. Nicolas Berg, Prof. Dr. Sascha
Feuchert und Prof. Dr. Thedel von Wallmoden
Moderation: Prof. Dr. Sybille Steinbacher
Hybridveranstaltung – Youtube: https://youtu.be/5qyZKfHMqCM
„Ruth Klügers autobiographisches Werk weiter leben hat weithin Resonanz gefunden. Sie hat
sich immer wieder mit literarischen Werken zur Shoah und dem Schreiben über und von
Frauen auseinandergesetzt. Ein kürzlich erschienener Band ihrer Essays verbindet diese
beiden Themen und ist Anlass, unter anderem darüber nachzudenken, welchen Einfluss auf
die Holocaustforschung Ruth Klüger hatte.“
Info unter https://www.fritz-bauer-institut.de/veranstaltungen

7. Zum Forschungsprojekt: Frankfurter Banken und die Enteignung der Frankfurter Juden
Ein hochaktuelles Projekt mit schwierigen Umständen: Ursprünglich ging es um eine Festschrift zum
200jährigen Bestehen der Frankfurter Sparkassen, die der Historiker Prof. Dr. Ralf Roth anfertigen
sollte. Als er bei seinen Recherchen auf dunkle Kapitel der Sparkassen in der NS-Zeit stieß und diese
in die Festschrift einbringen wollte, wurde er entlassen. Die Umstände sind sehr dubios. Der „Spiegel“
berichtete ausführlich darüber „Unter Räubern – Zur 200jährigen Geschichte der Frankfurter
Sparkasse“ (am 19.3.2022). Im Fritz Bauer Rundbrief vom Mai/ 2023 erfolgte ebenfalls eine kurze
Darstellung.
Unter anderem wurde auch das Fritz Bauer Institut angefragt, zu der Aufarbeitung zu arbeiten, was
jedoch wegen mangelnder Kapazitäten bisher nicht erfolgt ist.
Nun wurde von Prof Roth eine neue Forschungsgruppe zusammengestellt, die zu dieser Geschichte
arbeitet. Das Projekt erfolgt in enger Kooperation mit der Jüdischen Loge B`nai B’rith Frankfurt und
ist am Sitz der Loge in Frankfurt angesiedelt.
Im Anhang ist eine ausführliche Projektbeschreibung angefügt. Anhang 4
Zur Unterstützung des Projektes ist ein Spendenkonto eingerichtet worden:
Deutsche Bank AG – IBAN: DE16 5007 0024 0287 5557 05
Im Weiteren gibt es eine Dokumentation des Asta der Uni Frankfurt vom Herbst 2022, an der u.a. Herr
Orthmeyer mitgewirkt hat:
https://asta-frankfurt.de/sites/default/files/2022-10/ASTA%20Roth%20Frankf.%20Sparkasse%20Homepage.pdf
Es wird sicher interessant sein zu verfolgen, wie das Fritz Bauer Institut sich bei diesem Projekt
einbringt. Der Fritz Bauer Freundeskreis in Braunschweig wird das Projekt in jeder Hinsicht
unterstützen.

8. NS-Euthanasie
– Tagung in der Gedenkstätte Hadamar vom 12.10.- 14.10.2023
„Die Wiederentdeckung der NS-Krankenmorde. Die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit der NS-
„Euthanasie“ in den 1970er und 1980er Jahren Anhang 5
– Herbsttagung des Arbeitskreises zur Erforschung der NS-„Euthanasie“ und Zwangssterilisation
im Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim (bei Linz/ Österreich)
vom 17.11.- 19.11.2023
Info und Anmeldung unter: https://www.ak-ns-euthanasie.de/wp-
content/uploads/2023/06/Brief_Einladung_AK_Tagung_Nov2023.pdf
– „Temporäre Intervention“ – zum Erinnern an die Opfer des Versorgungsheimes Hamburg-
Farmsen in der NS-Zeit
Ausstellungseröffnung am 6. Oktober 2023, 11.00 Uhr
Ort: August-Krogmann- Straße 100, Hamburg- Farmsen
Die Ausstellung ist Teil einer Initiative zur Errichtung eines Lern- und Erinnerungsortes für die bis
heute vernachlässigte Gruppe der sozial Verfolgten und sog. „Asozialen“ und die Vorreiterrolle des
ehemaligen Versorgungsheimes Farmsen.                     Anhang 6
– Barbara Degen: Neue Forschungsergebnisse zur Hirnforschung in Bethel
In einem Blog berichtet Barbara Degen über ihre neuesten Forschungsergebnisse zu der Hirnforschung
in Bethel.
https://www.blog-der-republik.de/degen-auch-in-bethel-gab-es-euthanasie-das-belegen-neueste-forschungsergebnisse-gastbeitrag-von-wolfgang-lewe/
– Jörg Mailliet: Das Verschwinden des Josef Mengele. Nach Oliver Guez (Graphic Novel)
Erst lange nach Mengeles Tod 1979 wurde bekannt, wie seine Flucht verlief und wo er sich aufhielt.
2017 schrieb der französische Journalist Olivier Guez über Mengele einen Roman, der mit dem
französischen Literaturpreis „Prix Renaudot“ ausgezeichnet wurde. Zuvor schrieb er zusammen mit
dem Regisseur Lars Kraume das Drehbuch zum deutschen Film „Der Staat gegen Fritz Bauer“ (2015),
der vom Engagement von Generalstaatsanwalt Fritz Bauer handelt, Eichmann aufzuspüren und
festzunehmen.
„Sorgfältige Recherche und erzählerische Nüchternheit prägen auch Olivier Guez‘ Mengele-Roman.
Die Graphic Novel-Adaption (Text: Matz alias Alexis Nolent) hält sich an Guez‘ Struktur: Sie beginnt
um 1949 mit der Überfahrt Mengeles auf einem Schiff nach Argentinien“. Der Zeichner Jörg Mailliet,
in Toulon geboren und in Berlin aufgewachsen, liefert die Zeichnungen zu der Comic-Adaption des
Romans.
Matz, Jörg Mailliet: Das Verschwinden des Josef Mengele. Nach Olivier Guez. Knesebeck-Verlag, 192
Seiten, 25 €                Anhang  7
https://www.tagesspiegel.de/kultur/comics/comic-das-verschwinden-des-josef-mengele-sehnsucht-nach-dem-vierten-reich-10516654.html

9. Weiteres
– Christiane Kohl: Der Jude und das Mädchen. Eine verbotene Freundschaft in Nazideutschland.
Hamburg. 1998.
„‚Rassenschande‘, so lautete die Anklage in einem aufsehenerregenden Schauprozessgegen den
jüdischen Kaufmann Leo Katzenberger und die attraktive junge Fotografin Irene Scheffler. Die von
Neid und Missgunst erfüllten Nachbarn sorgen mit beharrlicher Denunziation dafür, dass er
hingerichtet wird und sie ins Zuchthaus kommt“. Ein ungemein berührendes Buch, das die
beklemmende Zeit im Nationalsozialismus in anschaulicher Weise wiedergibt.
– Leo und Claire. Film von Joseph Vilsmaier (2001) mit Michael Degen, Franziska Petri und Suzanne
von Borsody in den Hauptrollen. Der Film basiert auf wahren Tatsachen. Grundlage des Filmes ist das
Buch von Christiane Kohl „Der Jude und das Mädchen“. Im Buch wie im Film wird der Fall von Leo
Katzenberger geschildert. Der Prozess gegen Katzenberger (1942) galt als der bekannteste Fall von
Rechtsbeugung während der Nazi-Zeit.
https://www.sueddeutsche.de/kultur/kino-leo-und-claire-die-nackten-tatsachen-1.428628

10. Braunschweig
– So, 28.10.2023, um 17.30 Uhr
„Wir sind Juden aus Breslau“. Kinodokumentarfilm von Karin Kaper und Dirk Szuszies
Sondervorführung im Kino Goslarer Theater – in Anwesenheit des Regisseurs Dirk Szuszies
www.judenausbreslaufilm.de
– Do, 16.11.2023, um 19.00 Uhr
„Die nationalsozialistische Justiz im Land Braunschweig“. – Vortrag von Dr. Hans-Ulrich Ludewig
Ort: Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel, Dokumentationszentrum
https://www.stiftung-ng.de/de/aktuell/veranstaltungen/
– Di, 21.11.2023, um 16 Uhr
„Deportation Braunschweiger Juden während der NS-Zeit“ – Vortrag von Prof. Michael Wettern
Ort: Gemeindehaus St. Katharinen, An der Katharinenkirche 4, 38100 Braunschweig
Veranstalter: Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit
https://niedersachsen-ost.deutscher-koordinierungsrat.de/veranstaltungen-november-2023

11. Fritz Bauer Freundeskreis
Das nächste Treffen des Fritz Bauer Freundeskreises ist am Montag, den 27.11.2023, um 17 Uhr im
DGB-Haus, Braunschweig, Wilhelmstraße 5.      Anhang 8
Gast bei dem Treffen ist Gerd Wysocki, der sein Buch über „Die Gestapo in Braunschweig.
Polizeirecht und Polizeipraxis im Nationalsozialismus“ (1997, unveränderte Neuauflage 2022)
vorstellen wird.
Titel der Veranstaltung: „Die Geheime Staatspolizei Braunschweig – Exekutive Verwaltungsmacht und
Terrorpraxis eines Polizeiapparats – Konkrete Ereignisse, Verallgemeinbarkeit und Lehren für den
Schutz der Menschenrechte.“