Fritz Bauer wurde bisher hauptsächlich wegen des Auschwitz-Prozesses und der Ergreifung Eichmanns wahrgenommen. Weniger bekannt ist jedoch, dass Bauer etwa zeitgleich mit dem Beginn der Ermittlungen zum Auschwitz-Prozess – also im Jahr 1959 – auch mit den Ermittlungen zur NS-„Euthanasie“ begann, die den Umfang der Auschwitz- Ermittlungen weit übertrafen. So gab es fast 80.000 Seiten Prozessakten zur NS-„Euthanasie“ – im vergleich zu ca 18.000 Prozessakten im Auschwitz-Prozess.
Ein Jahr vor Beginn des Auschwitz-Prozesses (1963) entstand die große Anklageschrift von Bauer zur NS-„Euthanasie“ gegen den Obergutachter und Leiter der T4-Zentrale Dr. Werner Heyde (Sawade) u.a. vom 22. Mai 1962 mit 833 Seiten, in der das System der NS-„Euthanasie“ vielleicht erstmals grundlegend dargestellt wurde. Der beabsichtigte Großprozess platzte im Jahr 1964 durch die Selbstmorde der Hauptangeklagten sowie der Verhandlungsunfähigkeit weiterer Angeschuldigter. Trotzdem gab es drei weitere „Euthanasie“- Nachfolgeprozesse von Bauer, die jedoch meist enttäuschend verliefen.
Ein Überblick über die Aktivitäten von Bauer zur NS-„Euthanasie“ ist in dem nachfolgenden Aufsatz „Fritz Bauer und die Aufarbeitung der NS-Euthanasie“ zu finden. Im weiteren andere Infos zur Aufarbeitung der NS-„Euthanasie“ sowie Berichte der Tagungen des „Arbeitskreises zur Erforschung der NS-‚Euthanasie’ und Zwangssterilisation“, der sich seit seiner Gründung im Jahr 1983 mit diesen Fragestellungen beschäftigt.
Fritz Bauer und NS-„Euthanasie“
Udo Dittmann: Fritz Bauer und die Aufarbeitung der NS-„Euthanasie“
Vortrag vom 20.08 2015. Erschienen im Jahrbuch des Instituts für Juristische Zeitgeschichte 2016. Link auf Datei
Links zur Aufarbeitung der NS-Euthanasie“
Bericht zur Tagung in Gütersloh „Mit den Schwächsten beginnen“
Gedenk- und Denktagung in Erinnerung an Prof. Dr. Dr. Klaus Dörner im LWL-Klinikum Gütersloh am 2./ 3. Juni 2023