Infos zu Fritz Bauer – September 2021

Liebe Interessenten des Fritz Bauer Freundeskreises,
anbei wieder einige aktuelle Infos zum Thema Fritz Bauer. Nach wie vor gibt es immer wieder Neues zu dem Thema. Im Juli 2021 wurde der Fritz Bauer Studienpreis des BMJV vergeben, im September 2021 nun der Fritz Bauer Preis der Humanistischen Union (die Bauer 1961 mitgegründet hatte). Im August erfolgte in Bochum die Grundsteinlegung eines neuen Fritz Bauer Forums, und im September 2021 ist das 10jährige Bestehen des Fritz Bauer Freundeskreises. In Berlin wird von April- Oktober 2021 die große Frankfurter Fritz Bauer Ausstellung „Fritz Bauer – Der Staatsanwalt“ gezeigt, die ab November dann in Braunschweig zu sehen ist. Also – nach wie vor tut sich einiges zu Fritz Bauer. Und das ist gut so.
(Anhänge nur im Originalrundbrief)

  1. Zur Grundsteinlegung eines neuen Fritz Bauer Forums in Bochum
    Am 11.August 2021 wurde in der ehemaligen Trauerhalle Havkenscheid der Grundstein für ein neues Menschenrechtszentrum im Sinne Fritz Bauers gegründet. Getragen wird sie von der Buxus-Stiftung von Irmtrud Wojak, die auch die Veranstaltung eröffnete. Unterstützt wird das Fritz Bauer Forum von der Stadt Bochum, deren Oberbürgermeister Thomas Eiskirch die einleitende Rede hielt. Ein Bericht zu der Veranstaltung ist im Anhang 1.                                     Anhang 1
    Die verschiedenen Redebeiträge sind zu finden auf der Webseite des Fritz Bauer Forums unter
    www.fritz-bauer-forum.de .
    Ein weiterer Kommentar zur Grundsteinlegung ist erschienen im „Weltexpresso“ (Frankfurt) von Barbara Bingel (17.08.2021)
    https://www.weltexpresso.de/index.php/kulturbetrieb/22987-nichts-gehoert-der-vergangenheit-an-alles-ist-gegenwart-und-kann-wieder-zukunft-werden
  1. Fritz-Bauer-Preis 2021 an das Redaktionsteam von Netzpolitik.org
    Am Samstag, den 11.09.2021, wurde in Berlin der diesjährige Fritz Bauer Preis der Humanistischen Union an das Redaktionsteam von Netzpolitik.org vergeben. In der Begründung heißt es:
    Als Plattform für digitale Freiheitsrechte greifen die zahlreichen Autorinnen und Autoren von netzpolitik.org die großen Fragestellungen im Zusammenhang von Digitalisierung und Politik sowie Gesellschaft seit bald 20 Jahren auf. Bürgernah bietet die Plattform hervorragend recherchierte Informationen besonders für diejenigen an, die sich für digitale Freiheitsrechte engagieren.“
    Die Laudatio hielt Sabine Leutheusser-Schnarrenberger. Die Dankesrede wurde von Markus Beckedahl, dem Begründer der Plattform gehalten.
    Dokumentation: Reden vom Fritz-Bauer-Preis 2021 (netzpolitik.org)
    Weitere Infos im Anhang 2 sowie auf der Webseite der Humanistischen Union:             Anhang 2
    Startseite – Humanistische Union (humanistische-union.de)
  1. Zur Fritz Bauer Ausstellung  „Der Staatsanwalt. NS-Verbrechen vor Gericht“ in Braunschweig vom 1. November 2021 – 7. Januar 2022
    Bei der Ausstellung handelt es sich um die große Frankfurter Ausstellung zu Fritz Bauer, die vom Fritz Bauer Institut und dem Jüdischen Museum Frankfurt eingerichtet wurde. Zur Zeit ist sie noch bis zum 17. Oktober 2021 in Berlin (Topographie des Terrors) sehen.
    In Braunschweig wird die Ausstellung zusammen mit der Sonderausstellung „Die Tänzerin von Auschwitz“ im Städtischen Museum Braunschweig, Steintorwall 14, Braunschweig, zu sehen sein.Im Begleitprogramm sind vorgesehen
    – Führungen durch die beiden Ausstellungen (jeweils So am 21. und 28. Nov sowie 5. und  12.Dez. um 15 Uhr)
    – Ausstellungsführung und Gang zum Fritz Bauer Platz (So 7.11 u. 14.11 um 15 Uhr)
    – Vorträge jeweils am Mittwoch um 19 Uhr (ab 10.11.2021)
    Paul Glaser: Die Tänzerin von Auschwitz
    Gerd Biegel: Der Remer-Prozess
    Anja Hesse: Erinnerungskultur in Braunschweig
    Peter Joch: Die Ergreifung Eichmanns
    – Film: Der Staat gegen Fritz Bauer (8.12)
    – Lesung: Annette Hess – Deutsches Haus (So, 5.12)
    – Führung in JVA Wolfenbüttel (Sa, 20.11.)
    Ein filmischer Ausstellungsrundgang mit der Kuratorin Dr. Monika Boll ist zu sehen unter:
    https://www.topographie.de/ausstellungen/sonderausstellungen/#c6569
  1. Fritz Bauer Institut

Vorträge zu folgenden Themen (jeweils mittwochs, 18.15 Uhr)
– 6.10.2021:  „Rechte Bedrohungsallianzen“ – Manuela Freiheit
– 13.10.2021: „Das Ringen um die Kindertransporte 1938/ 39“ – mit Dr. Miriam Bistrovic
– 20.10.2021:  „Die Ahndung von NS-Verbrechen vor Gericht“ – mit Dr. Wolfgang Form
– 27.10.2021: „Wie man  die ‚Verbrechen der Wehrmacht’ ausstellt“ – Prof. Dr. Michel Friedman, Prof. Dr. Jan Philipp Reemstma, Prof. Dr. Sybille Steinbacher
Der Förderverein des Fritz Bauer Institutes bietet in der Reihe „Gedenkstättenbesuche und Stadtspaziergänge in Frankfurt und in der Region“ weitere Veranstaltungen an:
– Sa, 25.09.2021: „Theodor W. Adorno“ – Bustour mit Dieter Wesp
– Sa, 16.10.2021: „Das DP-Lager Frankfurt Zeilsheim“ – mit Percy Herrmann
– Sa, 12.02.2022: „Gedenkstätte KZ-Osthofen“
Weitere Infos unter www.fritz-bauer-institut.de

  1. Zum Fritz Bauer Film „Tod auf Raten“ von Ilona Ziok
    Der Dokumentarfilm über Fritz Bauer, der erstmals 2010 auf der Berlinale mit großem Erfolg gezeigt wurde und wesentlich zur Wiederentdeckung von Fritz Bauer beitrug, ist inzwischen bei Amazon Prime zu sehen:  https://www.amazon.de/Fritz-Bauer-Tod-auf-Raten/dp/B077JXSFRD
    Außerdem wurde er in die Filmreihe „Im Zeichen des Widerstands“ des Goethe-Instituts mit aufgenommen, die im Rahmen einer Kooperation mit der AG DOK zum 40jährigen Bestehen der AG organisiert wurde. Die AG DOK ist mit mehr als 900 Mitgliedern eine der stärksten Interessenvertretungen von Filmschaffenden in Deutschland.
    https://agdok.de/de_DE/ag-dok-jubilaeum-goethe-institut
  1. Szenische Lesung über Fritz Bauer im „Europäischen Solidarnosc-Zentrum“ in Danzig
    Im Rahmen der Deutschen Woche in Danzig vom 28.9.- 4.10.2021 wird am 29. September die Szenische Lesung „Generalstaatsanwalt Fritz Bauer im Widerspruch politischer Interessen. Das Interview“ von Dieter Schenk (Ehrenbürger der Stadt Danzig) aufgeführt.
    Anbei das Veranstaltungsprogramm des Generalkonsulats der Bundesrepublik Deutschland Danzig im Anhang. Zur Webseite von Dieter Schenk:  dieter-schenk.info/Fritz Bauer                              Anhang 3
  1. Thomas Harlan: Veit (2011)
    Fritz Bauer hatte in den 1960er Jahren eine intensive Freundschaft mit Thomas Harlan, dem Sohn von Veit Harlan, geschlossen. Veit Harlan hatte den NS-Propaganda-Film „Jud Süß“ gedreht. Sein ganzes Leben setzte sich Thomas Harlan mit der übermächtigen Figur seines Vaters auseinander. In dem Buch „Veit“, das 2011 ein Jahr nach seinem Tod erschien, geht es um seinen Vater.
    Ein lesenswertes Buch über eine dramatische Vater-Sohn-Beziehung, die immer auch im Bezug zur NS-Geschichte steht. Siehe zu Thomas Harlan auch die ausführliche Webseite Thomas Harlan – Filmemacher und Autor sowie den Aufsatz von Wolfgang Schneider im Tagesspiegel vom 17.05.2011
    Autobiographie: Veit und Thomas Harlan: Das Trauma-Team – Kultur – Tagesspiegel
    Auch dazu das Buch von Werner Renz (Hg) „Von Gott und der Welt verlassen“. Fritz Bauers Briefe an Thomas Harlan (Frankfurt. 2015) und die Filmszenen mit Thomas Harlan in „Fritz Bauer- Tod auf Raten“ von Ilona Ziok.
  1. Helmut Kramer – Kolloquium zu seinem 90. Geburtstag
    Helmut Kramer, ein großer Fritz Bauer Kenner und Mitbegründer des Forum Justizgeschichte, feierte am 30. März 2021 seinen 90. Geburtstag. Nachdem die geplante Veranstaltung zur Gratulation am 28.März wegen Corona ausfallen musste, findet nun vom 19.- 21. November 2021 ein Kolloquium statt, das je nach Coronalage online oder als Präsenzveranstaltung stattfindet.
    Titel: „Helmut Kramer –Richter, Mahner, Streiter“
    Veranstalter ist das „Forum Justizgeschichte“ gemeinsam mit ver.di Bezirk Niedersachsen/ Bremen.
    Ort: DGB-Haus Braunschweig, Wilhelmstraße 5
    Anmeldung bis 30.Oktober 2021 an kramer@kramer-wf.de                   Anhang 4
    Weitere Infos unter:
    https://www.forumjustizgeschichte.de/wp-content/uploads/2021/06/Kolloquium_verdikt-1_21.pdf
  1. Hans-Ernst Böttcher: Zur Umbenennung des Kommentars zum BGB
    Der „Palandt“ soll jetzt „Grüneberg“ heißen
    Als „Palandt“ wird der Kommentar zum BGB bezeichnet, der für Juristen einen obligatorischen Charakter hat. Benannt wurde er nach Otto Palandt,  der 1938/ 39 zum Herausgeber dieses Kommentars wurde. Auch nach 1945 blieb der Name erhalten, obwohl es immer wieder Versuche einer Umbenennung gab, da Palandt „typisch für eine … Gruppierung unter den Juristen seiner Zeit war. Als das Dritte Reich begann, da passte er wie so viele andere seiner Berufskollegen seine Rechtsauffassungen und Handlungen dem an, was jetzt verlangt war.“ Der Beck-Verlag hatte sich lange gegen eine Umbenennung seines „Flaggschiffs“, des Palandt, gewehrt. Nun erfolgte die Umbenennung in „Grüneberg“.
    Zu den Umständen und Hintergründen dieser Umbenennung ein Kommentar von Hans-Ernst Böttcher, Präsident des Landgerichts i.R. Lübeck: „Die plötzliche Wendung: Der „Palandt“ soll jetzt „Grünberg“ heißen. – Endlich!“ (in: SchlHA 8/2021)                                       Anhang 5
  1. Fritz Fischer: Griff nach der Weltmacht (1961)
    Das Buch „Griff nach der Weltmacht“ von Fritz Fischer, erschienen im Jahr 1961, löste die sogenannte „Fischer-Kontroverse“ aus, die wohl bisher stärkste historische Kontroverse in der westdeutschen Geschichtswissenschaft, die im engeren Sinn von 1962 bis 1970/ 71 ging, neben dem „Historikerstreit“, der 1986 begann, der aber letztlich wissenschaftlich nicht so bedeutend war.
    Die Hochphase der „Fischer-Kontroverse“ lag im Jahr 1964, insbesondere auf dem Berliner Historikertag 1964 – also etwa zeitgleich zum Auschwitz-Prozess.  Es ging um das enorme Expansionsstrebens des deutschen Kaiserreichs und die aggressive deutsche Kriegszielpolitik im Ersten Weltkrieg und das Aufzeigen einer Kontinuität in der deutschen Geschichte bis zur NS-Zeit.
    Hitler war eben kein „Betriebsunfall“.  Volker Ullrich schrieb 1999 zu dem Buch: „Es beseitigte die nationalkonservative Deutungshoheit, führte die deutsche Geschichtswissenschaft an die internationale Forschung heran und gab ihr neue Fragen auf, unter anderem die nach der Kontinuität der Eliten zwischen Kaiserreich und ‚Drittem Reich’.“
    Dass Fritz Fischer heute weithin unbekannt ist wie lange Zeit auch Fritz Bauer, ist unverständlich. Das Buch scheint ein wesentlicher Schlüssel zum Verständnis der deutschen Geschichte zu sein. Deutsche Kolonialgeschichte und Politik im 1.Weltkrieg erscheinen so als gewisse Vorläufer der NS-Zeit – auch im Sinne einer Kontinuität mit immer neuen Stufen von Radikalisierungen. Auf jeden Fall sollte das Buch insgesamt wieder stärker zur Kenntnis genommen werden.
    Fritz Fischer: Griff nach der Weltmacht. Die Kriegszielpolitik des kaiserlichen Deutschland 1914/18. Düsseldorf. 2009 (1961)
    Zur „Fischer-Kontroverse“:  https://de.wikipedia.org/wiki/Fischer-Kontroverse
  1. NS-„Euthanasie“
    – Herbsttagung des Arbeitskreises zur Erforschung der nationalsozialistischen „Euthanasie“ und Zwangssterilisation
    vom 12.- 14. November 2021 in Brandenburg an der Havel
    Anmeldung unter https://forms.gle/RANKctFQNSVdd3Sq8
    Programm im Anhang                Anhang 6
    https://www.ak-ns-euthanasie.de
    – „Die Anstalt Wiesengrund und ihre Patienten, 1938- 1946“. Deutsch-tschechische Tagung
    vom 17.- 19 11.2021 in der Sozialakademie „Haus Silberbach“, 95100 Selb (Bayern) mit Vorstellung des deutsch-tschechischen Buches „NS-Euthanasie. Lebensunwertes Leben versus unantastbare Menschenwürde“
    Flyer und Programm siehe Anhang                Anhang 7/ 7a
  1. Fritz Bauer Freundeskreis
    Das nächste Treffen des Fritz Bauer Freundeskreises ist am Montag, 27.09.2021 um 17 Uhr im DGB-Haus Braunschweig, Wilhelmstraße 5.                          Anhang 8/ 8a
    Im Anhang auch der neue Flyer des Arbeitskreises, der etwas aktualisiert worden ist. Außerdem wird
    bei dem Treffen erinnert, dass der Freundeskreis inzwischen 10 Jahre besteht. Das erste Treffen fand
    schon im DGB-Haus statt (am 26.09.2011); seitdem gab es die Treffen regelmäßig alle zwei Monate – verbunden immer auch mit aktuellen Infos zu Fritz Bauer.

Braunschweig – Galka Scheyer
Zuletzt noch ein Hinweis auf eine große ungewöhnliche Frau aus Braunschweig mit jüdischen Wurzeln. Gilbert Holzgang hat mit seinem Theater Zeitraum ein neues Theaterstück zu Galka Scheyer entwickelt, das ab dem 13. Oktober 2021 in Braunschweig zu sehen ist.
http://www.theater-zeitraum.de/downloads/Galka_Scheyer_in_Amerika.pdf
https://www.galka-scheyer.de

Braunschweig – Gedenkstätte Friedenskapelle
Vorstellung des Buches von Jürgen Kumlehn: Der Schriftsteller Werner Ilberg. (Reihe Jüdische Familien in Wolfenbüttel, Band II) am Mittwoch, den 29.09.2021 um 18 Uhr in der Gedenkstätte Friedenskapelle, Helmstedter Straße 54a.
https://www.gedenkstaette-friedenskapelle.de
https://www.ns-spurensuche.de/files/das_buch__werner_ilberg.pdf

Viele Grüße

Udo Dittmann