Infos zu Fritz Bauer – Oktober 2020

Liebe Interessenten des Fritz Bauer Freundeskreises,
anbei wieder einige aktuelle Infos zum Thema Fritz Bauer:
(Anhänge nur im Originalrundbrief)

1. Britischer Schriftsteller recherchiert in Braunschweig für neuen historischen Roman zu Fritz Bauer
Jack Fairweather ist britischer Journalist und Schriftsteller. 2019 veröffentlichte er seinen historischen Roman „The Volunteer“ über den polnischen Widerstandskämpfer Witold Pilecki, der freiwillig als Häftling nach Auschwitz ging, um dort einen Widerstand zu organisieren. Für diesen ungewöhnlichen Roman erhielt er 2019 den britischen „Costa Award“. 2003 war er Berichterstatter im Irak-Krieg und später in Afghanistan als Fotojournalist für die Washington Post tätig.
Sein nächster Roman soll über Fritz Bauer gehen. Dazu recherchierte er u.a. in Braunschweig, suchte Helmut Kramer in Wolfenbüttel auf und machte eine Stadtführung in Braunschweig zu den Orten, an denen Bauer wirkte. Dazu ein Bericht im Anhang.  Das Buch soll 2023 erscheinen.               Anhang 1
Im Weiteren ein Interview mit Uwe Meier vom Braunschweig-Spiegel am 7.10.2020
https://braunschweig-spiegel.de/jack-fairweather-fragt-nach-fritz-bauer
Buchhinweis: Jack Fairweather – The Volunteer. The true story of the resistance hero who infiltrated Auschwitz. London. 2019. (Deutsche Ausgabe ist in Vorbereitung)
https://www.amazon.de/Volunteer-Mission-Underground-Auschwitz-Greatest/dp/0753545160

2.Werner Renz: Der Auschwitz-Prozess. NS-Massenmord vor Gericht
In „Damals. Magazin für Geschichte“ (7/2020) erschien eine neue übersichtliche Darstellung des Auschwitz-Prozesses von Werner Renz, dem früheren Archivar des Fritz Bauer Institutes. Unter der Überschrift „Die einsame Mission des Fritz Bauer“ beleuchtet er insbesondere die Rolle von Bauer zur Entstehung des Prozesses.                                                                                                    Anhang 2/ 2a

3. Fritz Bauer Institut
– Mo, 12.10.2020, um 18.15 Uhr
Frankfurt und die Juden. Neuanfänge und Fremdheitserfahrungen 1945- 1990.
Online-Vortrag von Dr. Tobias Freimüller (Historiker und stellvertr. Direktor des Fritz Bauer Instituts)
Livesteam auf You Tube: youtu.be/zDznhkiGUps
– Mo, 19.10. 2020, um 18.15 Uhr
Fotos aus Sobibor. Zum Gedenken an die Deportation der Frankfurter Juden Festvortrag von Dr. Andreas Kohrs in der Frankfurter Paulskirche mit geladenen Gästen
Livestream auf You Tube: youtu.be/DD_YahZPRBs

4. Fritz Bauer und „Achtundsechzig“
Katharina Rauschenberger/ Sybille Steinbacher (Hg): Fritz Bauer und „Achtundsechzig“. Positionen zu den Umbrüchen in Justiz, Politik und Gesellschaft. (Reihe: Studien zur Geschichte und Wirkung des Holocaust, Bd. 3, Hrsg von Sybille Steinbacher im Auftrag des Fritz Bauer Instituts). Ca. 272 S. ca. 34 €, Wallstein Verlag. Erscheint voraussichtlich am 19.Okt.2020.
Dazu eine Besprechung zur Tagung „Fritz Bauer und die 68er“ (1.-3.7.2018) von Max Aigner
https://www.hsozkult.de/conferencereport/id/tagungsberichte-7890

5. Kolonialismus: Von „Windhuk nach Auschwitz“?
Insbesondere Jürgen Zimmerer hat die Debatte um Bezüge zwischen Kolonialismus und NS-Zeit angestoßen, vor allem mit seinem Buch „Von Windhuk nach Auschwitz?“ (2011). Dazu eine kurze Zusammenfassung mit Zitaten aus seinem dort erschienen Beitrag „Nationalsozialismus postkolonial.
Plädoyer zur Globalisierung der deutschen Gewaltgeschichte“, in dem er seine Thesen erläutert:
U. Dittmann: Kolonialismus und Nationalsozialismus(siehe Anhang 3)     Anhang 3 

Robert Gerwarth/ Stephan Malinowski: Der Holocaust als ‚kolonialer Genozid? Europäische Kolonialgewalt und nationalsozialistischer Vernichtungskrieg. (2007)
Sehr kritisch nehmen die Autoren Gerwarth/ Malinowski insbesondere zu den Positionen von Zimmerer Stellung, der einen Tabubruch in dem Krieg gegen Herero und Nama (1904-1908) sieht. Der dortige Kolonialkrieg sei eher noch vergleichbar mit anderen Kolonialkriegen, der eigentliche Einschnitt in Deutschland sei erst später – nach dem 1. Weltkrieg – erfolgt.
Dazu eine kurze Zusammenfassung des interessanten Beitrages, der auch im Internet nachzulesen ist:
https://zeithistorische-forschungen.de/sites/default/files/medien/material/2008-3/GerwarthMalinowski_KolonialerGenozid.pdf
Dittmann: Zum Text von Gerwarth/ Malinowski: Der Holocaust als ‚kolonialer Genozid‘?  Anhang 4

6. Beiträge zu Fritz Bauer

– Pitt von Bebenburg: Hinschauen, wenn andere wegschauten. 1963 – Der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer bringt in Frankfurt den ersten Aschwitz-Prozess in Gang. In Frankfurter Rundschau vom 22./ 23. August 2020 (in der Reihe: Die Zukunft hat eine Stimme). Dabei  wird auch auf die Rolle der FR am Anfang der Ermittlungen hingewiesen.
https://www.fr.de/zukunft/storys/75-lektionen-mut/mutmacher-fritz-bauer-mit-recht-gegen-menschheitsverbrechen-90028456.html
–  Helmut Kramer: Der Justizmord an Moritz Klein und die Folgen. (Wolfenbüttel, 2020) Das Verfahren gegen Moritz Klein war eines der ersten Verfahren, die Bauer als Generalstaatsanwalt in Braunschweig durchführte. Moritz Klein wurde 1942 wegen eines Sittlichkeitsverbrechens vom Sondergericht Braunschweig zum Tode verurteilt und hingerichtet.           Anhang 5

7. Zur (nicht gewollten) Saalumbenennung im Landgericht Braunschweig
Das Landgericht Braunschweig lehnt weiterhin eine Saalumbenennung des Saales 141 (der Schwurgerichtssaal, in dem 1952 der Remer-Prozess stattgefunden hatte) nach Fritz Bauer ab. Dies wurde in einem Anruf von Dr. Bauer-Schade an Helmut Kramer am 25. Juni 2020 noch einmal bekräftigt. Außer dem Fritz Bauer Freundeskreis setzt sich inzwischen auch Helmut Kramer für eine Umbenennung des Saales ein.
Dazu ein Vermerk von Helmut Kramer über den Anruf von Dr. Bauer-Schade (25.06.2020)   Anhang 6
Weiterhin ein Text zur Eröffnung der Ausstellung zum Remer-Prozess im Landgericht Braunschweig (16.07.2012). Die Ausstellungseröffnung 2012 war ein großer Erfolg. Der damalige Justizminister von Niedersachsen Bernd Busemann war Schirmherr, eröffnete die Ausstellung und hielt eine Ansprache.
Zahlreiche überregionale Zeitungen berichteten darüber. Inzwischen ist das Interesse am Braunschweiger Landgericht an Bauer zurückgegangen.
Udo Dittmann: Zur Ausstellungseröffnung „Der Prozess um den 20. Juli“ im Landgericht Braunschweig am 16. Juli 2012“         Anhang 7
Dazu auch Uwe Meier im Braunschweig-Spiegel vom 26.08.2020:
https://braunschweig-spiegel.de/fritz-bauer-ist-aktueller-denn-je-das-sollte-auch-das-oberlandesgericht-in-braunschweig-erkennen/

 8. NS- Euthanasie
– Uwe Kaminsky/ Fruzsina Müller: Unter dem Radar – Herbert Becker. Arzt und „Euthanasietäter“. In der Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 68 (2020) 7/8 ist ein Beitrag von Uwe Kaminsky und Fruzsina Müller über den „Euthanasie-Arzt“ Herbert Becker erschienen. Bisher ist wenig zu seiner Biographie bekannt. Gegen Becker ließ Fritz Bauer in seinem 3. Euthanasie-Prozess (1967-1970) ermitteln. Becker war Leiter der „Zentralverrechnungsstelle Heil- und Pflegeanstalten“ in der T4- Zentrale in Berlin. Wegen Beihilfe zum Mord in zwei Fällen wurde er zu 10 Jahren Haft verurteilt.
https://www.hsozkult.de/journal/id/zeitschriftenausgaben-12546
– Claus Melter (Hrsg): Krankenmorde im Kinderkrankenhaus „Sonnenschein“ in Bethel in der NS-Zeit? Forschungen zu sozialer Arbeit, Medizin und „Euthanasie. Weinheim. 2020.
In dem Buch sind zahlreiche Beiträge, u.a. von Lutz Kaelber, Margret Hamm, Ingo Harms erschienen.
In einem Beitrag beschäftigt sich Barbara Degen mit dem Thema „Die toten Säuglinge von Bethel (1933- 1950) – Versuch einer Erklärung.“
Hier ihr Vortrag bei der Vorstellung des Buches im Anne-Frank-Zentrum Frankfurt/ Main am 22. Juli 2020 sowie zur „Bethelforschung 2020“                                      Anhang 8 / 8a
– Mi, 18.11.2020, um 18.15 Uhr      Frankfurt
Dr. Moritz Verdenhalven: Die Universitätsklinik Frankfurt am Main im Nationalsozialismus. Zwischen Krankenversorgung, Eugenik und NS-„Euthanasie“ (Online-Vortrag)
Livestream auf You Tube:  https://youtu.be/Wk1zaEWja-0
https://www.fritz-bauer-institut.de/veranstaltungen/veranstaltung/die-universitaetsnervenklinik-frankfurt-am-main-im-nationalsozialismus

9. Filme/ Hör-CD
– Die Unsichtbaren. Wir wollen leben. Ein Film von Claus Räfle. (2017)
Ein berührender Film über vier jüdische Bürger, die 1942 in Berlin untergetaucht sind und überlebt haben. In Berlin tauchten 7000 jüdische Menschen unter, von denen 1500 überlebt haben. https://www.youtube.com/watch?v=TvxNBUSmRGU
– Die Unbeugsame – Olga Benario in ihren Briefen und in den Akten der Gestapo. (2020)
Eine Hörbuch-Produktion des Deutsch-Israelischen Olga-Benario-Projektes. Mit einem 40seitigen Booklet und einem Begleittext von Robert Cohen, New York
https://www.olgabenario.de/

10. Braunschweig/ Wolfenbüttel
– Zur Gedenkstätte JVA Wolfenbüttel
Die Gedenkstätte in der Justizvollzugsanstalt Wolfenbüttel ist neugestaltet worden. Im neuen Ausstellungskatalog wurde aber nur am Rande auf Helmut Kramer hingewiesen, durch dessen Einsatz die Gedenkstätte wesentlich entstanden ist.  Dazu ein kritischer Text von Ingeborg Gerlach:
https://braunschweig-spiegel.de/gedenkstaette-wolfenbuettel-der-skandal-um-dr-helmut-kramer/
Zur Webseite der Gedenkstätte JVA Wolfenbüttel: https://wolfenbuettel.stiftung-ng.de/de/
– Gedenkstätte Schillstraße Braunschweig
Die Sonderausstellung „Sterne ohne Himmel – Kinder im Holocaust“, die von der Gedenkstätte Yad Vashem konzipiert wurde, ist verlängert worden und noch bis Mittwoch, den 21. Oktober 2020 in der Gedenkstätte zu sehen. Dazu ein Video mit Eindrücken von Mitgliedern des Bezirksjugendwerks der AWO zur Eröffnung der Ausstellung am 23. August 2020.
https://www.youtube.com/watch?v=mX4yNWi8yZ8

– Fritz Bauer Freundeskreis
Das nächste Treffen des Fritz Bauer Freundeskreises ist am Montag, den 30.11.2020, um 17 Uhr im DGB-Haus, Braunschweig, Wilhelmstraße 5.                   Anhang 9

Viele Grüße

Udo Dittmann