Liebe Interessierte des Fritz Bauer Freundeskreises,
anbei wieder einige Informationen zum Thema Fritz Bauer sowie zur NS-„Euthanasie“
- Ehrenbürgerwürde für Fritz Bauer in Stuttgart abgelehnt
Im Mai 2024 startete der VVN eine Petition mit dem Ziel, Fritz Bauer posthum die Ehrenbürgerwürde zu verleihen. Im Juli 2025 kam eine neue Unterschriftenaktion von der „AG Queere Erinnerungskultur“ dazu. Bauer sollte nun auch als Vorkämpfer gegen „das Unrecht des § 175“ angesehen werden. Bisher wurde die Verleihung einer posthumen Ehrenbürgerwürde für Bauer aus rechtlichen Gründen von der Stadt Stuttgart abgelehnt. – Andere Städte sind mit dieser Frage anders umgegangen. In Berlin wurde z.B. die Ehrenbürgerwürde für Marlene Dietrich nach ihrem Tod verliehen.
Dazu ein Beitrag von Oliver Stenzel „Nazijäger darf nicht Ehrenbürger werden“ vom 15.10.2025 aus der Stuttgarter Wochenzeitung „Kontext“ (Ausgabe 759)
https://www.kontextwochenzeitung.de/gesellschaft/759/nazi-jaeger-darf-nicht-ehrenbuerger-werden-10506.html?fbclid=IwY2xjawNc_21leHRuA2FlbQIxMQBicmlkETBIS0lnTnh4Q2ZpZUJMMGhMAR75_fDGZXQG4XXEymB9XCZ2DmqBRCYMU4c0i6QoTSiA4_9ERPEsnxhvNHaXSQ_aem_NOJeGfzPXD1K0QoQDn02uw
- Fritz Bauer: Die Humanität der Rechtsordnung
Im Jahr 1998 wurde eine Auswahl von Bauers Schriften unter dem Titel „Die Humanität der Rechtsordnung“ von Joachim Perels und Irmtrud Wojak in der Wissenschaftlichen Reihe des Fritz Bauer Instituts (Band 5) herausgegeben. Seit längerem ist das Buch auch antiquarisch nicht mehr erhältlich. Das ist sehr bedauerlich, da es eine sehr gute und übersichtliche Zusammenstellung verschiedener Themen war, zu denen Bauer sich äußerte. Es hat eher den Charakter einer „Volksausgabe“, anders als die „Kleinen Schriften“, in denen das Gesamtwerk von Bauers kleinen Schriften enthalten ist, die sehr umfangreich und mehr für das wissenschaftliche Arbeiten geeignet sind.
In den folgenden Rundbriefen sollen einzelne Beiträge wiedergegeben werden, da man hier einen direkten Eindruck von Bauers Denken erhält. Hier nun das Inhaltsverzeichnis des Buches (Anhang 1) sowie der Text „Im Kampf um des Menschen Rechte“ (1955) von Fritz Bauer (Anhang 2).
- Fritz Bauer Institut in der Kritik
In einem Gastbeitrag in der FAZ vom 9.10.2025 übt Daniel Rotstein Kritik an einer Veranstaltung des Fritz Bauer Institutes. Er kritisiert die Veranstaltung des Institutes mit dem Historiker Omer Bartov, der in seinem Beitrag den Holocaust durch Vergleiche relativiere. – Es ist sicherlich schwierig, angesichts der israelischen Interventionen im Gaza-Streifen nach dem Überfall der Hamas am 7. Oktober angemessen Stellung zu beziehen.
Hier nun der Link zu dem Gastbeitrag: https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/gaza-und-der-holocaust-omer-bartov-am-fritz-bauer-institut-110723734.html
- Fritz Bauer Institut
Mi, 19. November 2025, um 18.15 Uhr
– „Unerwünscht. Die westdeutsche Demokratie und die Verfolgten des NS-Regimes“. Vortrag von Prof. Dr. Stefanie Schüler-SpringorumMi, 10. Dezember 2025, um 18.15 Uhr
– „Von der ‚Auflösung in Episoden‘. Fritz Bauers Strafrechtskritik angesichts der Dimension der Massenverbrechen.“ Vortrag von Prof. Dr. Lena Foljanty
Livestream auf YouTube: youtu.be/B4WWwELO-Gc
Mi, 17. Dezember 2025, um 18.15 Uhr
– „Der Gazakrieg. Wie das Shoah-Erinnerungskapital verspielt wird.“ Vortrag von Prof. Dr. Moshe Zimmermann.
Livestream auf YouTube: youtu.be/tORsmZIEZ44
Weitere Infos unter https://www.fritz-bauer-institut.de/veranstaltungen
- Fritz Bauer: Die Kriegsverbrecher vor Gericht (Neuerscheinung Januar 2026))
Noch im Exil verfasste Fritz Bauer sein bedeutendes Plädoyer für die Ahndung der nationalsozialistischen Verbrechen – und machte deren strafrechtliche Verfolgung zu seiner Lebensaufgabe.
Fritz Bauer legte am Ende des Zweiten Weltkriegs für ein breites Publikum dar, dass an der völkerrechtlichen Legitimität eines alliierten Strafgerichtshofs, der über die Verantwortlichen des »Dritten Reichs« zu Gericht sitzt, kein Zweifel bestehen könne. Sein Buch erschien bereits 1945 kurz nach Kriegsende auf dem deutschen Markt, nachdem es im Jahr zuvor im schwedischen Original publiziert worden war. Es zeigt die Gedankenwelt des politischen Emigranten »vor Nürnberg«, spiegelt historisch weit ausgreifend die völkerrechtliche Diskussion wider und gibt Aufschluss über Bauers Erwartungen: Er fordert ein Straftribunal und setzt sich zudem eingehend mit den drängenden juristischen Fragen auseinander. In der Bundesrepublik Deutschland wurde sein Buch in juristischen Fachkreisen ignoriert, dies auch und gerade nachdem Bauer 1949 aus dem Exil zurückgekehrt war. Dennoch wurde Fritz Bauer später Generalstaatsanwalt in Hessen und Initiator des ersten Auschwitz-Prozesses, die strafrechtliche Verfolgung von NS-Verbrechen wurde zu seiner Lebensaufgabe. In seinem aufschlussreichen Nachwort ordnet Joachim Rückert Bauers Buch und dessen Bedeutung in den historischen Kontext ein.
Das Buch ist voraussichtlich lieferbar ab dem 6.1.2026.
https://www.wallstein-verlag.de/9783835357167-die-kriegsverbrecher-vor-gericht.html
- „Das Urteil von Nürnberg“ – US-Spielfilm von 1961
„Das Urteil von Nürnberg“ ist ein bekannter US-amerikanischer Gerichtsfilm aus dem Jahre 1961, der auf dem Nürnberger Juristenprozess von 1947 beruht. Stanley Kramer war Produzent des Filmes, die künstlerische Beratung der deutschen Dialog-Fassung lag bei Erich Maria Remarque.
Die Besetzung dieses Klassikers des Gerichtsfilms ist beeindruckend: Spencer Tracy (Richter), Burt Lancaster (Angeklagter Dr. Janning), Richard Widmark (Ankläger), Maximilian Schnell (Verteidiger), Marlene Dietrich (Frau Berthold), Judy Garland (Zeugin), Montgomery Clift (Zeuge)
Inhaltlich geht es um das Unrechts-Todesurteil, welches vom Sondergericht Nürnberg unter dem Vorsitz von Oswald Rothaug auf Antrag des Staatsanwalts Hermann Markl wegen „Rassenschande“ gegen Leo Katzenberger verhängt wurde. Sämtliche Figuren in dem Film sind jedoch rein fiktiv.
„In der großen Tradition von Gerichtsdramen hat ‚Das Urteil von Nürnberg‘ die Ehre, das wichtigste von allen zu sein – auch wenn es offenkundig nicht das unterhaltsamste ist“. Christopher Null.
Der Film ist zu sehen auf Youtube in 18 Episoden:
https://www.youtube.com/watch?v=2rh2QP15k4o&list=PL81ED7C5B976B7DCA&index=1
- Die Nürnberger Prozesse – vom 20. November 1945 bis 14. April 1949
Anfang August 1945 begründeten die Alliierten einen Internationalen Militärgerichtshof zur Verurteilung von Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Verbrechen gegen den Frieden. Der Militärgerichtshof sollte im Justizpalast Nürnberg tagen. Die Nürnberger Prozesse gelten als der wichtigste Bestandteil des alliierten Bestrafungsprogramms gegen führende Vertreter des NS-Regimes. Sie fanden vom 20. November 1945 bis 14. April 1949 statt und umfassten den Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher sowie mehrere sogenannte Nürnberger Nachfolgeprozesse.
Weitere Infos unter https://www.lpb-bw.de/nuernberger-prozesse
- Fritz Bauer Forum (Bochum)
– Mi, 19. November 2025, 18 Uhr
„Nachlass – Das Schweigen der Väter brechen die Kinder und die Enkel.“ Dokumentarfilm von Christoph Hübner und Gabriele Voss, Deutschland 2017.
Filmvorführung und anschließendes Gespräch mit den Filmemacher*innen.
https://fritz-bauer-forum.de/de/veranstaltungen/event/nachlass-filmvorfuehrung-und-gespraech/
- NS-„Euthanasie“
– Bericht von der Tagung des „Arbeitskreises zur Erforschung der NS-‚Euthanasie‘ und Zwangssterilisation“ in Pirna vom 9.- 11.Mai 2025 – von Udo Dittmann Anhang 3
Weitere Berichte von den Arbeitskreis-Tagungen ab 2011 sind zu finden auf der Webseite des Fritz Bauer Freundeskreises unter http://fritz-bauer-freundeskreis.de/fritz-bauer-und-ns-euthanasie/
– Die nächste Arbeitskreistagung findet in Mosbach (Nähe Heidelberg) vom 17.- 19. April 2026 statt:
https://www.ak-ns-euthanasie.de/wp-content/uploads/2025/06/Einladung_Ankuendigung-Fruehjahrstagung-2026-Mosbach.pd
– Janne Tino Epphardt: Hungersterben in sächsischen Psychiatrien im 1. Weltkrieg. (Masterarbeit Okt. 2025, Technische Universität Dresden)
In seiner wissenschaftlichen Abschlussarbeit untersucht Epphardt das Hungersterben im 1. Weltkrieg in sächsischen Psychiatrien am Beispiel der Heil- und Pflegeanstalten Pirna/ Sonnenstein und Colditz.
Eindrucksvoll werden Umstände und Ursachen des Hungersterbens in sächsischen Anstalten aus einer Zeit beschrieben, die bisher weniger im Focus stand. Anhang 4
– „Ich werde nicht schweigen“ – Fernsehfilm von Esther Gronenborn (Dt. 2017)
Auf der Tagung des AK Euthanasie-Forschung in der Euthanasie-Gedenkstätte Oldenburg-Wehnen wurde am 7. Nov. 2025 der Film „Ich werde nicht schweigen“ von Esther Gronenborn gezeigt, der auf die Geschichte der Großmutter der Regisseurin zurückgeht. Der Film spielt in der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt Wehnen im Jahre 1948.
Die Hauptrolle spielt Nadja Uhl als kämpferische Kriegswitwe Margarethe Oelkers, die nach einer Fehldiagnose in die Psychiatrie eingeliefert wird und das Sorgerecht für ihre beiden Kinder verliert. – Ein eindrucksvoller Film, der gerade deswegen so erschreckend wirkt, weil er auf wahren Begebenheiten beruht.
https://www.zdf-studios.com/de/programmkatalog/international/drama/tv-movies/crime-suspense/i-wont-keep-silent
– Cameron A. Munro: Engineered for Mass Murder – The Nazi Gas Vans: 1939 – 1945
Die Nazis setzten insgesamt 20 Gaswagen zur Tötung von Menschen – vor allem Juden, Sinti und Roma, geistig und psychisch Behinderten und anderen – ein. Mehr als 300.000 Menschen wurden in solchen Gaswagen getötet. Ein Schwerpunkt dieser Vernichtungsaktionen war das Lager Kulmhof (Chelmo) in Polen, dass das erste der Vernichtungslager war. Dies Lager ist noch wenig erforscht. Anhang 5
Cameron A. Munro beschreibt in seinem Buch die Geschichte dieser Gaswagen. Ein Film und Vortrag zu der 3D-Rekonstruktion eines Gaswagens des SS-Sonderkommandos VII ist zu sehen unter https://www.youtube.com/watch?v=ghhF_PuJvtU
- Fritz Bauer Freundeskreis
– Mo, 24. November 2025, um 17 Uhr im DGB-Haus Braunschweig, Wilhelmstr.5
„Hindenburg. Generalfeldmarschall – Reichspräsident – Wegbereiter Hitlers“.
Seine Rolle im 1. Weltkrieg. Vortrag und Diskussion mit Udo Dittmann Anhang 6
Anlass der Veranstaltung ist die Umbenennung der Hindenburgstraße in Fritz Bauer Straße in Darmstadt, die 2024 erfolgte. Auf dem Hintergrund der Biographie von Wolfram Pyta über Hindenburg entwickelte sich in Darmstadt eine Diskussion über Hindenburg, die schließlich zur Umbenennung der Straße führte.
Im Allgemeinen ist die fatale Rolle von Hindenburg bekannt, die dieser als Reichspräsident bei der Ernennung von Hitler als Reichskanzler am 30. Januar 1933 spielte.
Weniger bekannt ist die Rolle, die Hindenburg im 1. Weltkrieg spielte, als er plötzlich nach der siegreichen „Schlacht um Tannenberg“ im August 1914 zum neuen Nationalhelden der Deutschen aufstieg. Er war vorher ein fast unbedeutender General gewesen, der 1911 im Alter von 63 Jahren in den Ruhestand gegangen war. Als im August 1914 die russische Armee an der Ostfront große Gewinne erzielte, wurde er zusammen mit Ludendorff zum Oberbefehl an die Ostfront berufen.
Zunächst durch die Medien, dann auch durch Selbstinszenierung entstand ein regelrechter Personenkult um Hindenburg. 1917 übernahm er zusammen mit Ludendorff die 3. Oberste Heeresleitung (OHL) und verhinderte schließlich einen Verständigungsfrieden mit den westlichen Alliierten, was für die weitere Geschichte in Deutschland sehr folgenreich war.
In der Veranstaltung sollen die näheren Zusammenhänge und Interventionen von Hindenburg beschrieben werden, die im 1. Weltkrieg eine große Rolle spielten. Die spätere Entwicklung ab 1925, als Hindenburg zum ersten Mal Reichspräsident wurde, geht wesentlich auch auf diese Zeit zurück. Dass Hindenburg 1932 vor allem auch mit Stimmen der SPD als Reichspräsident wiedergewählt wurde, ist eine besondere Tragik der Geschichte. Es war ein letzter Versuch gewesen, Hitler zu verhindern, was aber auch mit einer Fehleinschätzung von Hindenburg zusammenhing.
– Mo, 26. Januar 2026, um 17 Uhr im DGB-Haus Braunschweig, Wilhelmstr.5
„Fritz Bauer – Jurist und Sozialdemokrat – Bahnbrecher für unsere rechtsstaatliche Demokratie“
Vortrag von Herta Däubler-Gmelin, Bundesjustizministerin a.D. Anhang 7
Mit vielen Grüßen
Udo Dittmann