Infos zu Fritz Bauer November 2023

Liebe Interessent*innen des Fritz Bauer Freundeskreises,
anbei wieder einige aktuelle Infos zum Thema Fritz Bauer:
(Anhänge nur im Originalrundbrief)

  1. Werner Renz: Fritz Bauer – Streitbarer Jurist und leidenschaftlicher Aufklärer
    Im Bonner Rechtsjournal (2/ 2023) veröffentlichte Werner Renz, ehemaliger Archivar am Fritz Bauer Institut, einen Aufsatz über den Lebensweg von Fritz Bauer. Der Aufsatz gibt Aufschluss über das Rechtsdenken von Bauer, was seine Arbeit als Justizjurist und seine Anstrengungen als Aufklärer wesentlich bestimmte.                             Anhang 1
    – Werner Renz: Enttarnung und Ergreifung Eichmanns
    In einem weiteren Aufsatz beschreibt Werner Renz die Rolle von Fritz Bauer bei der Enttarnung Eichmanns. Dabei weist er auf neue Erkenntnisse hin, die erst seit 2021 öffentlich bekannt sind. Es geht um die „zweite Quelle“ von Bauer, die letztlich entscheidend zur Ergreifung Eichmanns führte.
    „Hätte Fritz Bauer nicht eine weitere Quelle aufbieten können, wäre die Operation wohl sang- und klanglos eingestellt worden. Harel berichtet in seinem Buch etwas ungenau, Bauer habe sich ‚in the middle of 1959‘ gemeldet und mitgeteilt, dass es eine neue Quelle gebe. Wer Bauers letztlich ausschlaggebender Informant war, ist 2013 erstmals dem Fritz Bauer Institut vertraulich bekannt geworden. Durch die Recherchen der Historikerin Bettina Stangneth und des Journalisten Willi Winkler von der Süddeutschen Zeitung, die vom Institut über die vorliegenden Quellen und Kontakte informiert waren, wurde dies 2021 schließlich belegt und veröffentlicht.“
    Werner Renz: Enttarnung und Ergreifung Eichmanns. In: Frank Bajohr/ Sybille Steinbacher (Hrsg): Eichmann und der Holocaust. Ein Überblick. Metropol Verlag. Berlin. 2023. S.79-95          Anhang 1a
  1. Sabine Lueken: Auf der Flucht – zum Schicksal der dänischen Juden 1943
    Im Oktober 2023 wurde im „Felleshus der Nordischen Botschaften in Berlin“ in einer Wander-ausstellung an das Schicksal der Juden in Dänemark im „Schicksalsjahr“ 1943 erinnert. Ab dem Frühjahr 1943 änderte sich angesichts der deutschen Niederlagen die Situation der dänischen Juden drastisch. Am 8.September schlug Werner Best als „Reichsbevollmächtigter“ in Dänemark dem Auswärtigen Amt in Berlin vor, alle dänischen Juden zu deportieren. In der Nacht zum 2.Oktober 1943 sollten die Verhaftungen stattfinden. Dieser Termin wurde von Georg Ferdinand Duckwitz, einem Mitarbeiter des AA, an dänische Politiker weitergegeben, die wiederum die jüdische Gemeinde informierten. Daraufhin begann eine umfangreiche Rettungsaktion mit Booten nach Schweden. Von den ca 8000 Juden konnten etwa 90% gerettet werden, darunter auch Fritz Bauer. Nähere Einzelheiten zu der Aktion in dem Beitrag von Sabine Lueken in der Jungen Welt vom 23.10.2023.                                 Anhang 2
    https://www.jungewelt.de/artikel/461590.ausstellung-auf-der-flucht.html
  1. Fritz Bauer Institut (Frankfurt)
    – Mi, 6.12.2024, um 18.15 Uhr
    Tonbandaufnahmen aus NS-Prozessen als Quellen der Holocaustforschung. – Vortrag von Dr. Sara Berger, Prof. Dr. Peter Davies und Dr. Katharina Stengel
    – Di, 12.12.2024, 18.00 Uhr
    60 Jahre Auschwitz-Prozess. Ein Volk von Gehilfen? Politische Hintergründe einer Argumentations-figur im Strafrecht. – Vortrag von Prof. Dr. Klaus Günther
    – Mi, 10.01.2024, um 18.15 (online)
    Den Helden geschaffen. Fritz Bauers Rückkehr ins kollektive Gedächtnis. – Vortrag von Desirée Hilscher
    – Fr, 26.01.2024, um 12.15 Uhr (hybrid)
    Die Entscheidungen zum Mord an den europäischen Juden. Kenntnisstand und offene Fragen. – Vortrag von Prof. Dr. Ulrich Herbert
  1. Fritz Bauer Preis 2023 der Humanistischen Union
    Der Fritz Bauer Preis wurde von der Humanistischen Union 1968 in Erinnerung an ihren Mitbegründer Fritz Bauer gestiftet, seit 1969 wird er offiziell vergeben. Den diesjährigen Fritz Bauer Preis hat die HU am 14. Oktober 2023 im Residenzschloss in Rastatt an die Beschwerdeführenden gegen das Klimaschutzgesetz verliehen.
    https://www.humanistische-union.de/pressemeldungen/fritz-bauer-preis-2023-den-beschwerdefuehrenden-gegen-das-klimaschutzgesetz-verliehen
  1. Eberhard-Ludwigs-Gymnasium (Stuttgart) – Performance zu Fritz Bauer
    Das Eberhard-Ludwigs-Gymnasium (Ebelu) in Stuttgart ist das Gymnasium, das Fritz Bauer als Schüler besuchte (wie auch Claus Graf von Stauffenberg). Seit 2013 wird an der Schule der Fritz Bauer Schülerpreis verliehen. In diesem Jahr fand eine Reihe von Veranstaltungen anlässlich des 120. Geburtstages von Bauer statt. Zuletzt führten Schüler und Schülerinnen des Gymnasiums am 9.11.2023 eine „Lecture Performance“ mit dem Titel „Fritz Bauer – Im Kampf um des Menschen Rechte“ im Haus der Geschichte in Stuttgart auf.
    https://www.ebelu.de/aktuelles-mitteilungen-and-termine/fritz-bauers-schwere-stuttgart-jahre
  1. Kurt Nelhiebel (Conrad Taler): Asche auf vereisten Wegen
    Zum 60. Jahrestag des Beginns des Auschwitz-Prozesses (am 20.12.1963) erscheinen die Berichte von Kurt Nelhiebel zum Prozess, die er damals unter dem Autorennamen Conrad Taler mit dem Titel „Asche auf vereisten Wegen“ veröffentlicht hatte, wieder bei PapyRossa in 3. Auflage. Kurt Nelhiebel ist mittlerweile 96 Jahre alt und schreibt immer noch Texte, so z.B. im nächsten Ossietzky-Heft. 
  1. Ronen Steinke: Fritz Bauer zum 120. Geburtstag – im NS-Dokumentationszentrum München
    Ronen Steinke, SZ-Journalist und Bauer-Biograph, wurde am 20. Juli 2023 zu einem Vortrag über Fritz Bauer ins NS-Dokumentationszentrum München eingeladen. Schwerpunkte seiner Darstellung waren der Auschwitz-Prozess und die Frage, wie Bauer zum Judentum stand. Andere Bereiche der Biographie wurden nur kurz angeschnitten oder oberflächlich behandelt (Remer-Prozess, Euthanasie-Prozesse).
    https://youtu.be/Lbw14Ry6pJM?si=lUKtusyIPy7U8VaI
  1. Der Nürnberger Juristenprozess (1947) – eine Dokumentation des BMJ
    Das Bundesministerium für Justiz hat eine anschauliche Dokumentation zum Nürnberger Juristen-prozess (29 Min) herausgegeben, die einen guten Eindruck dieses 3. von 12 Nachfolgeprozessen gibt.
    Angeklagt waren 16 Juristen, Hauptangeklagte waren Franz Schlegelberger (kommissarischer Reichsjustizminister) und Oswald Rothaug (Vorsitzender des Sondergerichts Nürnberg), der den Schauprozess gegen Leo Katzenberger geführt hatte. Von den 16 Angeklagten erhielten vier lebenslängliche Haftstrafen, sechs erhielten Haftstrafen zwischen 5-10 Jahren. Alle verurteilten Personen wurden vorzeitig entlassen.
    https://www.youtube.com/watch?v=AfvOt6TSjkE
    Zum Fall von Leo Katzenberger vermittelt das Buch von Christiane Kohl „Der Jude und das Mädchen“ einen tiefen Eindruck, insbesondere zum Denunziantentum in der NS-Zeit.
  1. Deutsches Haus – Miniserie zum Auschwitzprozess nach dem Roman von Annette Hess
    Der Roman „Deutsches Haus“ von Annette Hess erschien 2018. Auf der Grundlage des Buches ist eine Miniserie gedreht worden, die ab dem 15. November 2023 auf Disney-Channel zu sehen ist. Die Hauptrolle spielt Katharina Stark, die in der Rolle der Eva Bruhns als Dolmetscherin im Auschwitz-Prozess zum ersten Mal mit den NS-Verbrechen konfrontiert wird.
    https://www.swr.de/swr2/film-und-serie/serie-deutsches-haus-uber-den-auschwitz-prozess-mit-iris-berben-und-katharina-stark-100.html
    Der offizielle Trailer zum Film: https://www.youtube.com/watch?v=vG6ByPo4-cg
  1. George L. Mosse: Zur Entstehung des rassischen Antisemitismus in Europa
    Das Buch von George L. Mosse „Die Entstehung des Rassismus in Europa“ (deutsche Erstausgabe 1978) ist ein grundlegendes Buch zum Verständnis der Entwicklung des Rassismus in Europa seit dem 19. Jahrhundert. Mosse zeigt in ungewohnter Weise die Triebkräfte, die schließlich zu Rassismus, rassistischem Antisemitismus und Eugenik geführt haben. Auch die Vorstellungen in der Aufklärung und Klassik vom Schönen und Wahren spielen anfangs eine große Rolle.
    Anbei ein Überblick über das Vorwort des Buches, das einen Eindruck über die Entstehungsgeschichte des Rassismus vermittelt.                        Anhang 3/ 3a
  1. Fritz Bauer Forum (Bochum): Podcasts zum Thema Resozialisierung
    In verschiedenen Podcasts behandelt das Fritz Bauer Forum in Bochum das Thema Strafen und Strafvollzug, das auch Bauer ein großes Anliegen war. In den Podcasts spricht Dr. Thomas Galli, Rechtsanwalt für Strafrecht und Strafvollzug, mit verschiedenen Gästen über die Sinnhaftigkeit von Strafen und Strafvollzug.
    https://www.fritz-bauer-forum.de/medien/podcasts/schuld-strafe-recht/
  1. NS-„Euthanasie“
    – Heinz Faulstich: Von der Irrenfürsorge zur ‚Euthanasie‘. Zur Geschichte der badischen Psychiatrie bis 1945. Lambertus Verlag. 1996 (neu 2023 als E-Book)
    Die badische Psychiatrie galt lange Zeit als vorbildlich. Faulstich beschreibt die Fortschritte wie die Schattenseiten der badischen Psychiatrie im 19. Jahrhundert. Um 1913 hatte die deutschsprachige Psychiatrie dann eine führende Stellung in der Welt eingenommen. Ein tiefer Einschnitt stellte der Erste Weltkrieg mit seinen verheerenden Auswirkungen dar, die später wesentlich zur Vorbereitung der NS-„Euthanasie“ beitrugen.
    Anbei ein Überblick über den ersten Teil des Buches bis zur Zeit des Kaiserreiches.              Anhang 4

– Frühjahrstagung 2024 des Arbeitskreises zur Erforschung der nationalsozialistischen „Euthanasie“ und Zwangssterilisierung
Die Frühjahrstagung des AK „Euthanasie-Forschung“ findet in München-Haar vom 13.6.- 15.6.2024 statt. Infos unter
https://www.ak-ns-euthanasie.de/wp-content/uploads/2023/05/Ankuendigung_AK_2024.pdf

– Mabuse-Verlag ist Preisträger des Deutschen Verlagspreises 2023
Der Mabuse-Verlag, der zahlreiche Bücher zur Medizingeschichte und NS-„Euthanasie“ herausgegeben hat, ist einer der Verlage, die auf der Frankfurter Buchmesse 2023 den Deutschen Verlagspreis gewonnen haben.
https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/pressemitteilungen/kulturstaatsministerin-roth-gibt-preistraeger-des-deutschen-verlagspreises-2023-bekannt-buechervielfalt-ist-lebenswichtig-fuer-eine-demokratie–2203098

13, Braunschweig
– Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Niedersachsen-Ost e.V.
Di, 19.12.2023, um 16 Uhr
„Die vergessenen Flüchtlinge – The forgotten Refugees“. Film von Michael Grynspan. Israel.2005.
Ort: Gemeindehaus St. Katharinen, An der Katharinenkirche 4, 38100 Braunschweig
Di, 6.02.2024, um 19 Uhr
Jahresempfang der GCJZ mit einem Vortrag des Antisemitismusbeauftragten des Landes Niedersachsen, Prof. Dr. Gerhard Wegner „Was hilft gegen Judenhass? Aktuelle Herausforderungen im Kampf gegen Antisemitismus und für den Schutz jüdischen Lebens“                   Anhang 5
https://niedersachsen-ost.deutscher-koordinierungsrat.de/

– Cindy+cate: Theaterperformance zur Erinnerungskultur
Die Theatergruppe cindy+cate, die an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig gegründet wurde, entwickelt seit 2020 Performances zur kritischen Auseinandersetzung mit der Gesellschaft. In dem Stück „Schwarz Rot Geil“ setzen sie sich mit der deutschen Erinnerungskultur auseinander, auch mit einem Bezug zu Fritz Bauer.
Das Stück „Schwarz Rot Geil“ wird am 8.12.2023 um 20 Uhr im Aquarium im Kleinen Haus des Staatstheaters Braunschweig aufgeführt.
https://staatstheater-braunschweig.de/produktion/themenabend-erinnerungskultur-und-performance-7041
Weitere Infos zu cindy+cate auf der Webseite: https://cindypluscate.de/ 

– Galka Scheyer: Ein Leben für Kunst und Kreativität
Die Biographie zu Galka Scheyer, einer deutsch-jüdischen Künstlerin aus Braunschweig, die die Künstlergruppe „Blaue Vier“ (Lyonel Feininger, Alexej von Jawlensky, Wassily Kandinsky und Paul Klee) in Amerika bekannt machte, wird am Donnerstag, den 30. November 2023, um 19 Uhr im Städtischen Museum Braunschweig, Steintorwall 14, 38100 Braunschweig, vorgestellt.
http://www.presse-service.de/data.aspx/static/1142426.html
https://www.galka-scheyer.de/

  1. Fritz Bauer Freundeskreis
    Das nächste Treffen des Fritz Bauer Freundeskreises ist am 27.11.2023 um 17 Uhr im DGB-Haus Braunschweig. Gerd Wysocki wird sein Buch „Die Geheime Staatspolizei im Lande Braunschweig“ vorstellen. Das Buch ist 1997 im Campus-Verlag erschienen und wurde 2022 neuaufgelegt.    Anhang 6Zur Info ein Text zu dem Buch „Die Geheime Staatspolizei“ von Gerd Wysocki, das als Hintergrund für die Veranstaltung dienen kann.                          Anhang 7
    Als Gast wird der Braunschweigische Generalstaatsanwalt Detlev Rust an der Veranstaltung teilnehmen, der den aktuellen Stand zum neuen Fritz Bauer Platz erläutern wird.

Viele Grüße
Udo Dittmann