Infos zu Fritz Bauer – November 2021

Liebe Interessenten des Fritz Bauer Freundeskreises,
anbei wieder einige aktuelle Infos zum Thema Fritz Bauer:
(Anhänge nur im Originalrundbrief)

  1. Zur Fritz Bauer Ausstellung in Braunschweig (31.10.2021- 2.1.2022)
    Noch bis zum 2. Januar 2022 ist die Ausstellung „Fritz Bauer – Der Staatsanwalt“ in Braunschweig im Städtischen Museum, Steintorwall 14, 38100 Braunschweig im Rahmen einer Doppelausstellung zu sehen. Ausführliche Hinweise sind auf den Webseiten des Städtischen Museums Braunschweig sowie auf der Webseite des Fritz Bauer Institutes zu finden (hier auch mit dem Begleitprogramm).
    https://www.braunschweig.de/kultur/museen/staedtisches-museum/artikelpool-temporaer/doppelausstellung-glaser-bauer.phphttps://www.fritz-bauer-institut.de/ausstellungen/fritz-bauer-der-staatsanwalt

Im Weiteren ein Artikel aus der Braunschweiger Zeitung vom 29. Okt.2021  zu der Doppelausstellung „Diesmal kein Applaus vom Herrenvolk – Eine Doppelausstellung stellt Staatsanwalt Fritz Bauer die Tänzerin von Auschwitz, Roosje Glaser, gegenüber“ sowie ein Kommentar von Udo Dittmann zur Ausstellungseröffnung. Diese unterschied sich wesentlich von der Bauer-Ausstellung zum Remer-Prozess, die 2012 im Landgericht  Braunschweig 2012 gezeigt worden war.                   Anhang 1/ 1a

  1. Auf den Spuren von Fritz Bauer in Braunschweig
    Im Rahmen von „75 Jahre Niedersachsen sind auch 75 Jahre Justizgeschichte“ besuchte die Justizministerin von Niedersachsen, Barbara Havliza, am 19. Oktober 2021 Braunschweig. Das Land Niedersachsen war 1946 neu gegründet worden. In Braunschweig suchte die Justizministerin mehrere Orte auf, an denen es Bezüge zu Fritz Bauer gab.
    https://www.mj.niedersachsen.de/startseite/aktuelles/presseinformationen/auf-den-spuren-von-fritz-bauer-in-braunschweig-205162.html

Dazu ein Bericht in der Braunschweiger Zeitung vom 21. Oktober 2021 („Ministerin auf den Spuren des Nazijägers“) sowie im Braunschweig Report vom November 2021 („Ein Generalstaatsanwalt, der Geschichte schrieb“).                                           Anhang 2/ 2a

  1. Fritz Bauer Forum (Bochum)
    – Verleihung des Fritz Bauer & Raphael Lemkin Award
    In Bochum findet vom 9.-21. Dezember 2021 das Filmfestival „Unlimited Hope“ statt, bei dem der „Fritz Bauer & Raphael Lemkin Award“ verliehen wird. Träger des Festivals ist u.a. das Fritz Bauer Forum (Bochum). Infos dazu auf der Webseite des Forums www.fritz-bauer-forum.de
    Im Rahmen des Filmfestivals wird auch der Fritz Bauer Film „Tod auf Raten“ von Ilona Ziok gezeigt:
    https://www.unlimited-hope.net/filme/fritz-bauer-tod-auf-raten/
    – Doppelausstellung „Lemkin. Zeuge des Genozids-Jahrhunderts“ und „Fritz Bauer Bibliothek. Die mutigste Bibliothek der Welt“
    Die Doppelausstellung wurde am 9. Oktober 2021 im Stadtarchiv – Bochumer Zentrum für Zeitgeschichte, Wittener Straße eröffnet. und ist dort bis auf Weiteres zu sehen.
    – Jack Fairweather: Witold Pilecki – Der Freiwillige
    Am 20. Oktober 2021 stellte der amerikanische Autor Jack Fairweather sein Buch über den polnischen Untergrundkämpfer Pilecki vor, für das er 2019 mit dem Costa-Preis ausgezeichnet wurde. Zur Zeit schreibt Fairweather einen Roman über Fritz Bauer, der auf Tatsachen beruhen wird. Im vergangenen Jahr hatte der Autor Braunschweig besucht, um hier zu Bauer zu recherchieren. Der Roman wird voraussichtlich 2023 erscheinen.
    Zu den einzelnen Themen ein Überblick im Anhang.                                     Anhang 3
  2. Rezension zur amerikanischen Ausgabe der Bauer-Biographie von Ronen Steinke
    Der Journalist und Jurist Ronen Steinke hatte 2013 eine Bauer-Biographie mit dem Titel „Fritz Bauer oder Auschwitz vor Gericht“ geschrieben, die auch ins Englische übersetzt wurde. Die „New York Review of Books“ hat nun eine ausführliche Rezension zur englischen Ausgabe veröffentlicht, die von dem Historiker David Motadel (London School of Economics) verfasst wurde. Es ist eine Doppelrezension mit einem neuen Titel des britischen Autors Philippe Sands. Der Artikel kann umsonst gelesen werden, wenn man sich kostenlos registriert auf der Seite
    https://www.nybooks.com/articles/2021/12/02/nazis-on-the-run/
    Es ist zu hoffen, dass Bauer auch in der englischsprachigen Welt dadurch bekannter wird.

 

  1. Fritz Bauer Institut (Frankfurt)
    Mi, 24.11.2021
    Von der „Aktion T4“ zur „Aktion Reinhard“ – Eine Exkursion nach Lublin im Juli 2021. Von Christopher Gomer.
    Mi, 1.12.2021
    Die (post-)sowjetische Strafverfolgung der Krankenmorde und die historische Erinnerung. Das Beispiel Poltawas – Vortrag von Prof. Dr. Dmytro Tytarenko (Online-Veranstaltung)
    Mi, 8.12.2021
    Erfahrungen jüdischer Parteien, Anwälte und Richter mit der Frankfurter Justiz. – Vortrag von Dr. h.c. Georg Falk und Dr. Ulrich Stump (Online-Veranstaltung)
    Weitere Informationen unter www.fritz-bauer-institut.de
  2. NS-„Euthanasie“
    Arbeitskreis zur Erforschung der nationalsozialistischen „Euthanasie“ und Zwangssterilisation:
    – Brandenburg
    Die Herbsttagung 2021 fand am 12.-14.11.2021 in Brandenburg statt. Im Rahmen der Tagung wurden die beiden Gedenkstätten in Brandenburg besucht: die „Euthanasie-Gedenkstätte“ am Nicolaiplatz sowie die Gedenkstätte „Zuchthaus Görden“. Beide Gedenkstätten haben einen tiefen Eindruck hinterlassen. Ein Bericht zur Tagung folgt später.
    Literatur:
    – Astrid Ley, Annette Hinz-Wessels (Hrsg): Die Euthanasie-Anstalt Brandenburg an der Havel. Metropol. 2017 (2012)
    – Sylvia de Pasquale, Sebastian Nagel (Hrsg): Auf dem Görden. Die Strafanstalt Brandenburg im Nationalsozialismus (1933-1945) und in der DDR (1949-1990). Metropol. 2020.
    – Elvira Manthey: Die Hempelsche. Das Schicksal eines deutschen Kindes, das 1940 vor der Gaskammer umkehren durfte. Mabuse-Verlag. 2021.

Die nächsten AK-Tagungen finden in Hamburg (10.6.- 12.6.2022) und Lüneburg (11.- 13.11.2022) statt. Infos dazu unter www.ak-ns-euthanasie.de

– Hamburg
Andreas Babel: „Kindermord im Krankenhaus. Warum Mediziner während des Nationalsozialismus in Rothenburgsort behinderte Kinder töteten“. Edition Falkenberg. 2021 (Neuauflage).             Anhang 4

– Bundesweiter Theater-Wettbewerb zu Biographien der Opfer der NS-„Euthanasie“
Einsendeschluss der Theaterstücke: 1. Juni 2022
Weitere Infos unter www.andersartig-gedenken.de

  1. Weiteres
    – Opfer deutscher Vernichtungspolitik im Nordkaukasus 1942/ 43
    Eine Ausstellung über die Patientenmorde in den Anstalten des Nordkaukasus, die lange Zeit vergessen waren. In der kurzen Besatzungszeit durch deutsche Truppen wurden insbesondere die Heilanstalten und Psychiatrien „leer gemordet“.
    Ein Projekt von Irina Rebrova in Zusammenarbeit mit dem Deutsch-russischen Museum Berlin-Karlshorst und der Stiftung EVZ:  https://nsvictims.ru/vergesst/

– Reinhard Strecker und die deutsch-polnische Schulbuchkommission
Reinhard Strecker ist inzwischen wieder bekannt geworden durch seine frühere Ausstellung zur „Ungesühnten Nazi-Justiz“ von 1959. Zwei Jahre später schrieb er ein wichtiges Buch über Globke, gegen das Globke rechtlich vorging. – Zehn Jahre später war er für deutsch-polnische Schulbuchforschung tätig. Sein Beitrag dazu ist bisher wenig gewürdigt worden. Mehr Infos dazu in dem Buch von Oy/ Schneider: Die Schärfe der Konkretion. (2014). S. 81ff
2022 feiert die Deutsch-polnische Schulbuchkommission ist 50jähriges Bestehen. Es wäre schön, wenn dabei auch auf Strecker hingewiesen werden würde.
https://schulbuchkommission.eu/ueber-uns/

  1. Justiz
    – Studie zur Geschichte der Bundesanwaltschaft
    2018 hatte Generalbundesanwalt Peter Frank zwei Wissenschaftler damit beauftragt, die Geschichte der Bundesanwaltschaft und deren NS-Belastung zu erforschen. Die Ergebnisse wurden nun präsentiert. In einem Podcast des SWR spricht Justizreporter Klaus Hempel mit den beiden Autoren der Studie: Christoph Safferling (Erlangen-Nürnberg) und Friedrich Kießling (Universität Bonn).
    https://www.ardaudiothek.de/episode/die-justizreporter-innen/bundesanwaltschaft-nach-dem-krieg-von-alt-nazis-gepraegt/swr/95022960

– Dokumentation und Revision im Strafprozess
Tagung vom 28.- 30.01.2022 in der Evangelischen Akademie Loccum
https://www.loccum.de/tagungen/2202

  1. Internationaler Strafgerichtshof zu Ruanda
    Eine wichtige Fragestellung nach dem „Völkermord“ in Ruanda (1994) betraf das Verhältnis von Hutu und Tutsi. Handelte es sich dabei um ethnische Gruppen oder um soziokulturelle Gruppierungen. Besonders Menschenrechtsgruppen möchten den Begriff ethnischer Gruppen vermeiden und sehen es als Konstrukt kolonialer Herrschaft. Kann man dann aber noch von „Völkermord“ sprechen, wenn es gar keine unterschiedlichen „Völker“ gab?
    Dazu ein Kommentar von mir  zum „Hutu-Tutsi- Konflikt“, wobei insbesondere auf Alison Des Forges eingegangen wird, die ein wichtiges Buch zum Völkermord in Ruanda geschrieben hat („Kein Zeuge darf überleben. Der Genozid in Ruanda. 1999 by Human Rights Watch, 2002 dt).        Anhang 5
  2. Braunschweig
    – Zum Sondergericht Braunschweig
    Das Friedenszentrum Braunschweig fordert die Anbringung einer Tafel am Landgericht Braunschweig mit dem Hinweis auf das Sondergericht, das dort in der NS-Zeit tätig war und zahlreiche Todesurteile ausgesprochen hat. Ein Vorschlag ist auf der Webseite des Friedenszentrums unter Punkt 12 zu finden:
    https://www.friedenszentrum.info/index.php/gedenkstaetten/gedenkpunkte

 – Helmut Kramer: Ein Kolloquium für den 91jährigen ehemaligen Richter

Am 19.- 21.11.2021 fand im DGB-Haus in Braunschweig ein Kolloquium zum 91. Geburtstag für Helmut Kramer statt. Ein Bericht folgt später. Einige Wochen vorher besuchte der 91Jährige noch eine Schulklasse in der IGS Weststadt und berichtete über seinen Kampf gegen das Unrecht der NS-Justiz.
Dazu ein Beitrag aus der Braunschweiger Zeitung vom 2.10.2011: „Der späte Freispruch von Erna W. –Zeitzeuge Helmut Kramer (91) über seinen Kampf gegen das Unrecht der NS-Justiz“.       Anhang 6

– Zum 10jährigen Bestehen des Fritz Bauer Freundeskreises
Die Braunschweiger Zeitung brachte am 6.10.2021 einen ausführlichen Artikel über den Fritz Bauer Freundeskreis und die neue Fritz Bauer Ausstellung: „Fritz Bauer – die Erinnerung an den mutigen Nachkriegsjuristen soll ewig lebendig bleiben.“ (siehe Anhang 7) Vielleicht kann man etwas bescheidener sein und hoffen, dass Bauer nicht demnächst wieder vergessen wird.                Anhang 7

– Treffen des Fritz Bauer Freundeskreises
Das nächste Treffen des Fritz Bauer Freundeskreises ist am Montag, den 29.11.2021, um 17 Uhr im DGB-Haus, Braunschweig, Wilhelmstraße 5 (www.fritz-bauer-freundeskreis.de).       Anhang 8

Viele Grüße
Udo Dittmann