Infos zu Fritz Bauer Juni 2020

Liebe Interessenten des Fritz Bauer Freundeskreises,
anbei – nach einer kleinen Corona-bedingten Pause – wieder einige aktuelle Infos zum Thema Fritz Bauer. Insgesamt werden die Infos inzwischen weniger, trotzdem sollen sie auch weiterhin erscheinen, aber entsprechend in etwas größeren Abständen.
(Anhänge nur im Originalrundbrief)

I. Vor 25 Jahren wurde das Fritz Bauer Institut in Frankfurt gegründet
Anbei zwei Beiträge zur Gründung des Fritz Bauer Institutes im Jahre 1995. Inzwischen ist das Institut ein weltweit anerkanntes und renommiertes Institut zur Erforschung des Holocausts:
– Franziska Schubert: Die Erforschung des Holocausts. Aus: Frankfurter Rundschau vom 11./12.01.20    Anlage 1
– NDR Radio: Die Holocaust-Forscher. Ein Interview mit der Leiterin des Fritz Bauer Institutes, Sybille Steinbacher, zur Gründung des Institutes vor 25 Jahren:
https://www.ndr.de/nachrichten/info/Die-Holocaust-Forscher,audio616342.html

II. Rudolf Wassermann: Streitbare Liberalität – ein Versuch, sich Fritz Bauer zu nähern
Rudolf Wassermann, von 1968-71 Präsident des Landgerichts Frankfurt und ab 1971 Präsident des
Oberlandesgerichts Braunschweig, war einer der wenigen nach Fritz Bauers Tod, die sich zu Bauer
(und dazu noch positiv) geäußert haben. Hier sein Text „Streitbare Liberalität – ein Versuch, sich Fritz
Bauer zu nähern“ aus dem Jahr 1976. Aus: „Frankfurter Hefte“ 31/7 – Juli 1976.                    Anlage 2

III. Postkarte in Tübingen mit Bauer-Zitat
Im Rahmen einer Friedensfeier in Tübingen vom 8.Mai- 7. Juni 2020 wurde u.a. eine Postkarte entworfen, die das bekannte Zitat von Bauer enthält: „Nichts gehört der Vergangenheit an, alles ist noch Gegenwart und kann wieder Zukunft werden“. Die Postkarte wurde von dem Künstler Klaus Illi entworfen und liegt in der Stiftskirche Tübingen aus.          Anlage 3
https://www.klaus-illi.de/aktuell-actual

IV. Der Auschwitz-Prozess auf Tonband (Neuerscheinung)
Im Herbst 2017 wurden die Unterlagen des Auschwitz-Prozesses in das Weltdokumentenerbe der UNESCO aufgenommen, darunter auch Tonbandaufnahmen. Dazu ist jetzt ein neues Buch erschienen, das von Sybille Steinbacher und Katharina Rauschenberger herausgegeben wurde.
– Sybille Steinbacher, Katharina Rauschenberger: Der Auschwitz-Prozess auf Tonband. – Akteure, Zwischentöne, Überlieferung. Göttingen. 2020. (14,90 €)
https://www.fritz-bauer-institut.de/publikation/der-auschwitz-prozess-auf-tonband

V. Bauer-Biographie von Ronen Steinke auf Englisch erschienen
Die Bauer-Biographie von Ronen Steinke „Fritz Bauer oder Auschwitz vor Gericht“ ist in den USA bei Indiana University Press unter dem Titel: „Fritz Bauer – The Jewish Prosecutor Who Brought Eichmann und Auschwitz to Trial“ (2020) erschienen.
Dazu ein Book Review von Kai Ambos:
https://link.springer.com/content/pdf/10.1007/s10609-020-09391-0.pdf

Indiana Press:
http://www.iupress.indiana.edu/product_info.php?products_id=809977

VI. Neuauflage des Forschungsjournals mit Schwerpunkt Fritz Bauer geplant
Im Forschungsjournal Heft 4/ 2015, Dez. 2015 gab es den Sonderschwerpunkt „Fritz Bauer. Menschenrechte als Herausforderung von Rechtspraxis und Rechtspolitik“. Dieser Sonderteil soll  neu aufgelegt und mit einem aktualisierten Vorwort in der Buxus-Stiftung der Bauer-Biographin Irmtrud Wojak im Bereich Menschenrechte voraussichtlich im Herbst 2020 erscheinen.

VII. Zur Briefmarke von Fritz Bauer
Die Fritz Bauer Briefmarke erschien am 2. Nov. 2019 leider mit einem unüblich hohen Wert von 2,70 €. Das ist bedauerlich, da Briefmarken mit diesem Wert nicht in der allgemeinen häufigen Verwendung sind wie zum Beispiel Marken mit dem Wert von 80 Cent oder 1,55 €. Es ist, als wenn Bauer so in einer legalen Form dem allgemeinen Bewusstsein entzogen würde. Trotzdem ist diese Lösung besser als gar keine Briefmarke. Das Fritz Bauer Institut hatte leider keinen Einfluss auf den Briefmarkenwert.
Anbei eine weitere Briefmarke zu Fritz Bauer, die der Buxus-Stiftung gespendet wurde. Sie ist sehr gelungen, ist aber nicht im Handel erhältlich.                      Anlage 4

VIII. Lichthof im Bundesjustizministerium nach Fritz Bauer benannt
Im Januar 2020 wurde der Lichthof im Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz in Berlin nach Fritz Bauer benannt. Der Ort ist schön gewählt und jedem Besucher gleich zugänglich. Dazu eine Twitter-Nachricht des BMVJ:
https://twitter.com/BMJV_Bund/status/1217514285552807941?fbclid=IwAR3AoP8UwPUQBOSeYfQmNMJQ92uUIf-LIC01tjOMNcoUH42ntEuhxDi-krI

IX. Ablehnung einer Saalbenennung nach Fritz Bauer im Landgericht Braunschweig
Während in zahlreichen Orten Gerichtssäle nach Fritz Bauer benannt wurden, ist eine Umbenennung des Saales 141 im Landgericht Braunschweig, in dem 1952 der sogenannte „Remer-Prozess“ stattfand, abgelehnt worden.
Anbei ein Antwortschreiben von Udo Dittmann bezüglich der Ablehnung einer Saalbenennung an das Landgericht Braunschweig. Die Argumentation für eine Ablehnung scheint in mehreren Punkten nicht sehr treffend und nachvollziehbar zu sein.                         Anlage 5Zum 90. Geburtstag vonHelmut Kramer

X. Zum 90. Geburtstag von Helmut Kramer
Am 30.März 2020 wurde der streitbare Jurist Helmut Kramer aus Wolfenbüttel 90 Jahre alt. Er hatte u.a. das Verfahren von Fritz Bauer von 1965 gegen die Oberlandesgerichtspräsidenten und Generalstaatsanwälte wegen ihrer Beteiligung an der NS-Euthanasie wieder ins Bewusstsein gebracht und das Forum Justizgeschichte mitbegründet.
Anlässlich seines Geburtstages sollte ein Kolloquium im DGB-Haus Braunschweig am 28.März 2020 stattfinden, das aber wegen der Corona-Pandemie ausfiel. Es wird später nachgeholt.
Weitere Infos auf seiner Webseite: http://www.justizgeschichte-aktuell.de

XI. Antisemitismus: Schreiben an Pistorius – der Minister antwortet nicht
Joachim Gottschalk und seine Frau wurden Opfer von antisemitischen Äußerungen. Während zahlreiche Politiker sofort dazu Stellung nahmen, gab es vom Niedersächsischen Innenminister Boris Pistorius keine Antwort. Das überrascht, da Pistorius doch öffentlich oft auch kritisch in Erscheinung tritt. Hier ein Schreiben des Ehepaars Gottschalk, die in Hannover wohnen, an den Innenminister vom 10.10.2019 mit der Hoffnung auf Stellungnahme und Unterstützung.                 Anlage 6

XII. Reinhard Strecker und seine Ausstellung „Ungesühnte Nazi-Justiz“ von 1959
Während 2018 noch ein SPD-Vorschlag für eine Gedenktafel zur Ausstellung in Berlin von der CDU sowie den Grünen/ Bündnis 90 abgelehnt wurde, ist ein neuer ARTE-Bericht zu der Ausstellung entstanden, der von Studenten der Humboldt-Universität auf ihre Webseite gestellt wurde, nachdem er am 11.4.2020 aus der ARTE-Mediathek genommen wurde. Der Beitrag ist informativ (7 Min).
http://ini.hu-berlin.de/sediment/bs/Unges%C3%BChnte%20Nazijustiz%20-%20Eine%20Ausstellung%20und%20ihre%20Folgen%20ART.mp4

Aufsatz zu Reinhard Strecker, seine Ausstellung und Fritz Bauer erscheint im Sommer 2020
Die Historikerin Kristina Meyer von der Universität Jena hat einen Beitrag zu Fritz Bauer und Reinhard Strecker verfasst, der im Sommer 2020 unter dem Titel „Fritz Bauer, die SPD und die ‚Ungesühnte Nazijustiz“ erscheinen wird. Im Weiteren ein Auszug aus dem Buch von C. Safferling/ M. Görtemaker: Die Akte Rosenburg – Das Bundesministerium der Justiz und die NS-Zeit. (2016) über die Ausstellung „Ungesühnte Nazijustiz“ Seite 202- 206                     Anlage 7

XIII. Zu „Fritz Bauers letztem Fall“ von Julien Reitzenstein
Das Buch von Julien Reitzenstein „Das SS-Ahnenerbe und die Straßburger Schädelsammlung. Fritz Bauers letzter Fall“ (2018) ist inzwischen in 2.Auflage erschienen.
https://www.duncker-humblot.de/buch/das-ss-ahnenerbe-und-die-strassburger-schaedelsammlung-fritz-bauers-letzter-fall-9783428153138/?page_id=1
Im Weiteren ein Hinweis auf einen Artikel von Julien Reitzenstein über die Geschichte des Völkischen „Die Germanomanen“ in der Jüdischen Allgemeinen vom 29.10.2019
https://www.juedische-allgemeine.de/kultur/die-germanomanen
Völkische Narrative – in der Zeit um 1800 entstanden –  und Antisemitismus hängen eng zusammen. Diese Themen werden u.a. auf Tagungen des Vereins „Geschichte und Zukunft“ behandelt. Infos dazu unter www.ge-zu.org

XIV. NS-Euthanasie

 – Arbeitskreis zur Erforschung der NS-Euthanasie und Zwangssterilisation
Die Frühjahrstagung in Pirna (Juni 2020) und die Herbsttagung in Lüneburg (Oktober 2020) sind wegen Corona abgesagt worden. Sie werden zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt. Das nächste Treffen des AK ist vom 23.- 25.April 2021 in Irsee.
https://www.ak-ns-euthanasie.de/wp-content/uploads/2020/06/AK-Absage-030620.pdf
Anbei ein Aufsatz des AK-Mitgliedes Harald Jenner (Historiker in Hamburg) über „Alsterdorf und die Cholera in Hamburg 1892“.  Die Bewohner in den Alsterdorfer Anstalten wurden in kurzer Zeit durch schnelle Isolation stark geschützt, so dass es dort kaum zu Infektionen kam.              Anlage 8

– Erstes deutsch-tschechisches Buch über NS-Euthanasie
Im Frühjahr 2020 ist ein zweisprachiges Buch (in deutsch und tschechisch) über die NS-Euthanasie erschienen. Es ist in einfacher Sprache erschienen und ist eine erste Einführung über NS-Euthanasie und Inklusion, auch mit Geschichten von psychisch kranken Menschen und Menschen mit Behinderung auf dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik in der Zeit des Nationalsozialismus.
René Milfait (HG): NS-Euthanasie. Lebensunwertes Leben versus unantastbare Menschenwürde. Taus (CZ). 2020. (Nacistický program „euthanázie“). Deckblatt und zweisprachiges Inhaltsverzeichnis im Anhang.                         Anlage 9

– 4. Treffen des Kosmanoser Kreises vom 19.-21. November 2020 – internationale Konferenz
„Die Anstalt Wiesengrund und ihre Patienten, 1938- 1946. Quellenlage, Schicksale, Erinnerung“
+ Vorstellung des neuen DE-CZ Buches „NS-‚Euthanasie’. Lebensunwertes Leben versus unantastbare Menschenwürde. Die Welt ohne die anderen.“
Veranstaltungsort: Sozialakademie „Haus Silberbach“, 95100 Selb/ OT Silberbach
„In der ehemaligen Landesanstalt für Geisteskranke in Dobrany (Dobrzan, Wiesengrund) in Westböhmen sind von 1939 bis 1945 mehr als 5.000 Menschen gestorben. Damit zählt diese Einrichtung zu den grausamsten Orten der NS-‚Euthanasie’ in Mitteleuropa.“                 Anlage 9a/ 9b

XV. Ferdinand von Schirach und Alexander Kluge
Am 30.März 2020, 19 Tage nachdem die WHO die Ausbreitung eines neuartigen Coronavirus (SARS- CoV2) zu einer neuen Pandemie erklärt hatte, führten Alexander Kluge (München) und Ferdinand von Schirach (Berlin) zwei Gespräche über einen Instant-Messaging-Dienst. Das Gespräch ist erschienen im April 2020 im Luchterhand Verlag unter dem Titel „Trotzdem“.
Es geht auch um die Frage der Verhältnismäßigkeit, denn „das Grundgesetz schützt das Leben nicht um jeden Preis“…
https://taz.de/Corona-Talk-mit-Schirach-und-Kluge/!5681085

XVI. Fritz Bauer Freundeskreis

Die Treffen des Fritz Bauer Freundeskreises sind bis auf Weiteres wegen Corona abgesagt.

Viele Grüße + gute Gesundheit

Udo Dittmann