Infos zu Fritz Bauer Juli 2023

Liebe Interessierte des Fritz Bauer Freundeskreises,
anbei wieder einige aktuelle Infos zum Thema Fritz Bauer:
(Anhänge nur im Originalrundbrief)

  1. Zum 120. Geburtstag von Fritz Bauer (am 16. Juli 2023)
    Plakat-Aktion in Braunschweig
    In Braunschweig wurde mit einer ungewöhnlichen Plakat-Aktion an den Geburtstag von Fritz Bauer erinnert. In einer gemeinsamen Aktion von DGB und Fritz Bauer Freundeskreis wurden an zahlreichen Orten in Braunschweig Plakate mit einem QR-Code aufgehängt, die auf die Webseite des Freundeskreises verweisen (www.fritz-bauer-freundeskreis.de ). Das Zitat von Bauer „Wir können aus der Erde keinen Himmel machen, aber jeder von uns kann etwas tun, dass sie nicht zur Hölle wird“ wurde als Motto der Aktion ausgewählt.                             Anhang 1
    https://www.braunschweiger-zeitung.de/braunschweig/article238953009/Besondere-Erinnerung-an-Fritz-Bauer-in-Braunschweig.html
    https://www.igm-bs.de/meldung/happy-birthday-fritz-bauer

– Texte
Fritz Bauer- zum 120. Geburtstag. Von Udo Dittmann                              Anhang 1a
http://fritz-bauer-freundeskreis.de/wp-content/uploads/2023/07/Fritz-Bauer_Zum-120.-Geburtstag-am-16.Juli_.pdf
„Demokratie braucht Demokraten – Daher bin ich zurückgekehrt“. Fritz Bauer (1903-1968). Von Prof. Dr. h.c. Gerd Biegel, Institut für Braunschweigische Regionalgeschichte, TU Braunschweig. (Zum 120. Geburtstag – 16. Juli/ 55.Todestag – 1. Juli)                                                           Anhang 1b

– Fritz Bauer Institut (Frankfurt)
Vorstellung neuer Projekte zum 120. Geburtstag von Fritz Bauer
In einer Hybridveranstaltung wurden am 12. Juli 2023 zwei neue Projekte des Fritz Bauer Institutes vorgestellt:
– „Fritz Bauer. Der Staatsanwalt“. Eine Ausstellung geht online. Von Dr. Sara Berger
–  Fritz Bauer im Visier der extremen Rechten. Ein Forschungsbericht. Mit Johannes Beermann-Schön M.A. und Dr. Katharina Rauschenberger
https://www.fritz-bauer-institut.de/veranstaltungen/veranstaltungsarchiv
YouTube: https://youtu.be/4sxUdDzIjSM

Zur Online-Ausstellung:
Fritz Bauer. Der Staatsanwalt. NS-Verbrechen vor Gericht
Die Ausstellung von 2014, die in acht Jahren an 12 Stationen, darunter auch in Braunschweig, gezeigt wurde, wurde in aufwändiger Weise digitalisiert.
Zu Bauer im Visier der extremen Rechten: In den 1960er Jahren wurde gegen zwei Gruppierungen der extremen Rechten ermittelt, die beide Mordanschläge auf Bauer planten. Das Thema ist bisher kaum bekannt. Ein wichtiges Thema, das endlich erforscht wird und letztlich hochaktuell ist. 

  1. Fritz Bauer Platz in Braunschweig – zur Zeit ein Trauerspiel
    Im Jahr 2012 wurde der Fritz Bauer Platz mit einem offiziellen Akt der Stadt in Braunschweig vor der Generalstaatsanwaltschaft eingeweiht. Als 2023 die Staatsanwaltschaft aus Platzgründen in den Bohlweg umzog, sollte der Platz mit umziehen, da man die Adresse „Fritz Bauer Platz 1“ erhalten wollte.
    Der Fußweg an der Rückseite des Gebäudes sollte nun „Fritz Bauer Platz“ heißen. Der neue „Platz“ sollte aufgewertet werden durch verschiedene Maßnahmen – passiert ist bisher nichts.
    Es sieht so aus, als wollte man sich mit der bisherigen Adresse „schmücken“, ohne dass irgendein Bezug noch zu Bauer vorhanden ist. Der jetzige Zustand ist einfach nur ein Trauerspiel und eine aktuelle Missachtung von Bauer.
    Siehe dazu den Artikel „Fritz Bauer Platz in Braunschweig – zur Zeit ein Trauerspiel“           Anhang 2

Neuer Fritz Bauer Platz in Heidelberg
Am 20. Juli 2022 hat der Gemeinderat in Heidelberg einstimmig beschlossen, den Platz vor dem Justizzentrum an der Kurfürstenanlage in Heidelberg nach Fritz Bauer zu benennen. Im letzten Bauer-Rundbrief (5-2023) wurde fälschlicherweise Mannheim genannt, was jetzt richtiggestellt werden soll. Ein Bezug zu Bauer war dadurch gegeben, dass dieser 1927 in Heidelberg promoviert hat.
https://www.heidelberg.de/hd/HD/service/21_07_2022+heidelberg_+gemeinderat+beschliesst+namen+fuer+zwei+neue+strassen+und+einen+platz.html
Für die Gestaltung des neuen Platzes wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben, den das Architekturbüro „Bierbaum-Aichele“ gewonnen hatte. Dieser war nachträglich bei einer Diskussion im Bezirksrat West durchgefallen, weil er zu wenig Grün hätte. Nun wird nach einer neuen Lösung gesucht, die etwas umweltfreundlicher ist.
https://www.rnz.de/region/heidelberg_artikel,-Heidelberg-Der-Platz-auf-dem-alten-Bauhaus-Areal-soll-etwas-mehr-Gruen-bekommen-_arid,916780.html

  1. Verleihung des Fritz Bauer Studienpreises 2023 durch das BMJ
    Am 3. Juli 2023 wurde in Berlin der Fritz Bauer Studienpreis für Menschenrechte und juristische Zeitgeschichte durch Bundesjustizminister Dr. Marco Buschmann verliehen. Der Preis wird seit 2015 alle zwei Jahre verliehen. Der diesjährige Preisträger ist Dr. Robert Brockhaus, der für seine Dissertation „Geheimnisschutz und Transparenz. Whistleblowing im Widerstreit strafrechtlicher Schweigepflichten und demokratischer Publizität“ ausgezeichnet wurde.
    Nach der Preisverleihung und der Dankesworte des Preisträgers erfolgte eine Podiumsdiskussion zum Thema „Ziviler Ungehorsam als Stärkung der Demokratie – War Fritz Bauer ein „Whistleblower?“
    Die Preisverleihung ist auf der Webseite des BMJ anzusehen unter
    https://www.bmj.de/SharedDocs/Meldungen/DE/2023/0703_Fritz_Bauer.html?nn=18540 
  1. Curt Staff – Generalstaatsanwalt in Braunschweig (1945- 1948) und OLG-Präsident in Frankfurt am Main (1950- 1970): ein zu Unrecht vergessener Jurist
    Curt Staff war gleich nach Kriegsende der erste Generalstaatsanwalt in Braunschweig – schon am 17. Mai 1945 wurde er als GStA ernannt und übte die Tätigkeit bis 1948 aus. Er war damit Vorgänger von Fritz Bauer in Braunschweig und fiel schon damals durch eine ungewöhnliche Vorgehensweise bei der Verfolgung von NS-Verbrechen auf. Während die anderen Staatsanwaltschaften kaum in Eigeninitiative ermittelten, hielt er Bürgermeister und Landräte an, Material über NS-Verbrechen zu sammeln und weiterzuleiten. Wegen seiner Verdienste wurde er 1948 Senatspräsident am Obersten Gerichtshof in der Britischen Zone (bis zur Auflösung des OGH im Jahr 1950). Im Jahr 1950 wurde er – wie später auch Fritz Bauer – von Georg August Zinn nach Frankfurt berufen. Dort wurde er Präsident des Oberlandesgerichts Frankfurt.-
    Trotz seiner Verdienste ist Curt Staff wenig bekannt, in Braunschweig so wenig wie in Frankfurt, Wie Bauer war er an diesen beiden Orten tätig und prägte die NS-Aufarbeitung wesentlich. Bekannter ist seine Ehefrau Ilse Staff, die als Professorin in Frankfurt tätig und auch mit Fritz Bauer befreundet war. Nach ihr wird seit einigen Jahren der Ilse-Staff-Preis vergeben.
    Es gibt kaum Literatur und Fotos zu Curt Staff. Der Historiker Christian Pöpken hat in seiner Dissertation über den Obersten Gerichtshof in der Britischen Zone ein ausführliches Portrait von Curt Staff vorgestellt, das Grundlage für einen Aufsatz über diesen zu Unrecht vergessenen Juristen ist.

Christian Pöpken: Vergangenheitspolitik durch Strafrecht – Der Oberste Gerichtshof der Britischen Zone und die Ahndung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Baden-Baden. 2021. (zu Curt Staff siehe S. 318- 374)
Curt Staff – Generalstaatsanwalt in Braunschweig und OLG-Präsident in Frankfurt. Eine Skizze zu einem fast vergessenen Juristen. Von Udo Dittmann.               Anhang 3

  1. Fritz Bauer Forum (Bochum)
    Am 11. August 2023 (von 15.00- 21.00 Uhr) – Sommerfest im Fritz Bauer Forum (Bochum)
    Zum 120. Geburtstag von Fritz Bauer veranstaltet das Fritz Bauer Forum in Bochum ein Sommerfest, bei dem die Fritz Bauer Bibliothek, die inzwischen fertig gestellt ist, offiziell eröffnet wird.
    https://shop.fritz-bauer-forum.de/produkt/fritz-bauer-forum/
    Anbei ein Redebeitrag von Irmtrud Wojak (Bauer-Biographin) zum 120. Geburtstag von Bauer: https://www.fritz-bauer-forum.de/fritz-bauers-vermaechtnis-von-irmtrud-wojak/
    Außerdem war der Film „Fritz Bauer – Tod auf Raten“ von Ilona Ziok in der Zeit vom 15.- 21. Juli 2023 auf der Webseite des Forums zu sehen.
  1. Eberhard-Ludwigs- Gymnasium (Stuttgart)
    Das Eberhards-Ludwigs-Gymnasium war das Gymnasium in Stuttgart, das Bauer von 1912-1920 besuchte. Seit 2013 wird dort der Fritz Bauer Sozialpreis an Schüler*innen verliehen. Anlässlich des 120. Geburtstags von Bauer fand am 16. Juli eine Lesung und Orchesterkonzert im Bürgersaal West mit Schüler und Schülerinnen der Schule statt.
    https://ebelu.de/aktuelles-mitteilungen-and-termine/120-jahre-fritz-bauer/
    Dazu auch ein Bericht aus der Stuttgarter Zeitung von Jan Sellner
    https://www.ebelu.de/assets/Uploads/Fritz-Bauer-Reportage-vom-15.07.2023-in-der-StZ.pdf

– Musical über Fritz Bauer am Gymnasium Plochingen
Am 24. Mai 2023 fand in der Stadthalle Plochingen (Kreis Esslingen) die Uraufführung des Stückes „Fritz Bauer – Der Ankläger“ statt, dass von Schüler*innen des Gymnasiums Plochingen aufgeführt wurde. Die Stuttgarter Richterin und Kabarettistin Anette Heiter, die selbst früher das Gymnasium besucht hatte, hatte das Stück geschrieben.
https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/stuttgart/musical-ueber-fritz-bauer-gymnasium-plochingen-100.html
Zur Webseite des Musicals: http://www.fritz-bauer-musical.de

  1. NS-„Euthanasie“
    – Zur Gedenktagung an Klaus Dörner in Gütersloh am 2./3. Juni 2023
    Klaus Dörner trug wesentlich zur Aufarbeitung der NS-Euthanasie bei. Er war einer der Mitbegründer des „Arbeitskreises zur Erforschung der NS-Euthanasie und Zwangssterilisation“ im Jahr 1983. Als Leiter des LWL-Klinikums in Gütersloh löste er ab 1980 den Bereich der Langzeitpatienten auf und schrieb damit Geschichte.
    Anbei ein Bericht zur Tagung von Udo Dittmann                 Anhang 4
    sowie ein Nachruf von Michael Wunder zum Tod von Klaus Dörner am 25.9.2022
    https://www.ak-ns-euthanasie.de/wp-content/uploads/2022/10/Nachruf-Klaus-Doerner.pdf– Herbsttagung des Arbeitskreises zur Erforschung der NS-„Euthanasie“ und Zwangssterilisation
    vom 17.- 19. November 2023 im Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim
    Das Schloss Hartheim war eine der 6 Tötungsanstalten der Aktion T4, in der ca 70 000 Menschen mit psychischer und geistiger Behinderung ermordet wurden.
    Informationen und Anmeldung zur Tagung unter:  https://www.ak-ns-euthanasie.de/wp-content/uploads/2023/06/Brief_Einladung_AK_Tagung_Nov2023.pdf

– Gegen das Vergessen – Aus der Geschichte lernen
Symposium zum Gedenken an die Opfer von Patient*innenmorden und Zwangssterilisation zur Zeit des Nationalsozialismus am 1.9.2023 im Dokumentationszentrum Topographie des Terrors, Berlin, Niederkirchenerstraße 8
https://www.dgsp-ev.de/tagungen/aktuelle-tagungen-der-dgsp/t4-gedenkveranstaltung-2023.html

– Heinz Faulstich: Von der Irrenfürsorge zur Euthanasie (Neuerscheinung)
Ein Standardwerk der Euthanasie-Geschichte ist jetzt wieder neu als E-Book vom Lambertus-Verlag herausgegeben worden. Das Buch „Von der Irrenfürsorge zur Euthanasie. Geschichte der badischen Psychiatrie bis 1945“ (1996) beschreibt am Beispiel der badischen Anstalten die Entwicklung von der „Irrenfürsorge“ im 19. Jahrhundert, der Reformpsychiatrie in der Weimarer Republik zur NS-Euthanasie.
https://www.amazon.de/Von-Irrenf%C3%BCrsorge-zur-Euthanasie-Psychiatrie-ebook/dp/B0C8HQ5N1K/ref=sr_1_8?qid=1689864918&refinements=p_27%3AHeinz+Faulstich&s=books&sr=1-8
Ebenfalls neu herausgegeben ist das Nachfolge-Buch von Faulstich „Hungersterben in der Psychiatrie von 1914 – 1949“, das u.a. die Hungerpolitik in der NS-Zeit in den Anstalten beschreibt.

  1. Weiteres

– Film „Liebe Angst“ von Sandra Prechtel
Ein Film über eine Holocaustüberlebende der zweiten Generation. Kim Seligsohn ist Musikerin, ihre Mutter Lore Kübler überlebte als jüdisches Mädchen in einem Versteck in Berlin. Es wirkt ein Trauma nach, das weder Mutter noch Tochter verarbeitet haben. Ein berührender Film über eine dramatische Familiengeschichte.
Der Film war am 23. März 2023 in die Kinos gekommen. Hier ein Interview mit Kim Seligsohn im Spiegel vom 28.03.2023 sowie ein Trailer vom Film.                      Anhang 5
https://www.youtube.com/watch?v=SyLfAgXDbpk

– Milka Miceevska: Zur Geschichte und Verfolgung der Juden in Bitola (Nordmazedonien)
In einer sehr eigenen Weise beschreibt Milka Micevska die Geschichte und Verfolgung der Juden in Nordmazedonien. Sie selber stammt aus Nordmazedonien und lebt seit einigen Jahren in Deutschland. Als Nichthistorikerin und Nichtjüdin hat sie sich mit der Geschichte der Juden in ihrem Land auseinandergesetzt. Es entsteht ein anschauliches Bild aus einer Region, die im Allgemeinen eher unbekannt ist.                            Anhang 6

  1. Braunschweig
    – „Judenpack“ – Staatsanwaltschaft erhebt Anklage
    Nach zwei Einstellungen des Verfahrens gegen einen Rechtsextremen heißt es nun doch: Anklage wegen Volksverhetzung. Man kann gespannt sein, wie das Verfahren weitergeht. Erst wieder der Protest des Ehepaars Gottschalk und anderen Personen bewirkte die Neuverhandlung.          Anhang 7

– „Schwarz Rot Geil“ – Theaterstück der Gruppe cindy+cate
Eine Theatergruppe der Hochschule für Bildende Künste (HBK) in Braunschweig setzt sich kritisch mit der Nachkriegszeit auseinander. Am Schluss des Stückes wird Fritz Bauer eingeblendet als Gegensatz zur miefigen Nachkriegsgesellschaft, in der Verdrängung und Konsum das Leben bestimmt.
Das Stück wurde im Rahmen des Sommerparcours der HBK am 13. Juli 2023 aufgeführt. Weitere Aufführungen sind am 7./ 8. Dezember 2023 im Staatstheater Braunschweig geplant.
Zur Webseite der Theatergruppe: https://cindypluscate.de/

  1. Fritz Bauer Freundeskreis
    Das nächste Treffen des Fritz Bauer Freundeskreises ist am Montag, den 25.09.2023, um 17 Uhr im DGB-Haus Braunschweig, Wilhelmstraße 5.                 Anhang 8