Infos zu Fritz Bauer – Juli 2020

Liebe Interessenten des Fritz Bauer Freundeskreises,
anbei wieder einige aktuelle Infos zum Thema Fritz Bauer:
(Anhänge nur im Originalrundbrief)

  1. Einweihung einer Fritz Bauer Büste im BMJV am 30.06.2020
    Nachdem schon am 15. Januar 2020 der Lichthof im BMJV (Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz) nach Fritz Bauer benannt wurde, erfolgte am 30. Juni 2020 dann die Enthüllung der vom Künstler Pavel Feinstein gestalteten Büste im Fritz-Bauer-Foyer.
    https://www.facebook.com/permalink.php?id=176599482452270&story_fbid=2890688657709992
    Als einzige Zeitung informierte die „Jüdische Allgemeine“ darüber.
    https://www.juedische-allgemeine.de/unsere-woche/bronzener-charakterkopf/
    Außerdem wies der ASJ (Arbeitgemeinschaft sozialdemokratischer Juristen) auf Facebook auf die Enthüllung hin. Bauer war Gründungsmitglied dieser AG.
    https://www.facebook.com/asjspd (1.Juli)

In einem kleinen Kreis stellte die Bundesjustizministerin Christine Lambrecht persönlich die Büste vor. Sie hielt eine markante Rede, die u.a. im „Weltexpresso“ (Frankfurt a.M.) veröffentlicht wurde.
https://weltexpresso.de/index.php/zeitgesehen/19590-rede-der-bundesministerin-der-justiz-und-fu-r-verbraucherschutz-christine-lambrecht
Dazu auch zwei weitere Texte „Weltexpresso“  zum 117. Geburtstag von Fritz Bauer (am 16. Juli):
– https://weltexpresso.de/index.php/zeitgesehen/19589-wer-haelt-die-deutungshoheit-ueber-fritz-bauer
Von Kurt Nelhiebel:
– https://weltexpresso.de/index.php/zeitgesehen/19562-spaete-ehrung-fuer-fritz-bauer

  1. Neue Bücher zu Fritz Bauer
    a. „Fritz Bauer und ‚Achtundsechzig’“ – erscheint im Spätherbst 2020
    Katharina Rauschenberger/ Sybille Steinbacher (Hg): Fritz Bauer und „Achtundsechzig“. Positionen zu den Umbrüchen in Justiz, Politik und Gesellschaft.. (Reihe: Studien zur Geschichte und Wirkung des Holocaust, Bd. 3,  Hrsg von Sybille Steinbacher im Auftrag des Fritz Bauer Instituts). Ca. 272 S. 34 €, Wallstein Verlag. ET Oktober 2020.

b. Buchprojekt in den USA zu Bauer im Genre der narrative history
Zur Zeit wird an einem historischen Roman zu Fritz Bauer in den USA gearbeitet. Autor ist Jack Fairweather, der im Genre des narrative history schreibt, d.h. alles ist historisch belegt, wird jedoch erzählerisch beschrieben. Sein letztes Buch, The Volunteer, ist in diesem Stil geschrieben und wird im kommenden Jahr auch auf Deutsch erscheinen
https://www.amazon.de/Volunteer-Mission-Underground-Auschwitz-Greatest/dp/0753545160
In dem Buch über Bauer wird es nicht nur um seine Persönlichkeit gehen und seine Prozesse, die er führte, sondern auch um eine Beschreibung der gesellschaftlichen, kulturellen und sozialen Ereignisse der Zeit. Begleitet wird das Projekt von der Historikerin Dr. Ingrid Pufahl.

  1. Straßenbenennungen nach Fritz Bauer im Gespräch (Trier/ Berlin)
    a. Trier – Fritz Bauer statt Hindenburg?
    In Trier soll die Hindenburgstraße umbenannt werden. Das hat der Trierer Stadtrat entschieden. Ein neuer Namengeber muss gefunden werden. Ein Vorschlag einer Benennung nach Fritz Bauer erfuhr in der Vergangenheit große Resonanz:
    https://hpd.de/artikel/fritz-bauer-statt-hindenburg-18252

b. Berlin – Mohrenstraße
In Berlin soll die Mohrenstraße umbenannt werden. Auch eine Benennung nach Fritz Bauer ist im Gespräch. Die Mohrenstraße geht von der Friedrichstraße ab, dort befindet sich auch das Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz (BMJV).

  1. Weitere Beiträge zu Fritz Bauer
    a. Zum 117. Geburtstag von Fritz Bauer am 16. Juli 2020
    Franziska Bauer: Späte Würdigung eines verkannten Humanisten. In Humanistischer Pressedienst (hpd). 16. Juli 2020.
    https://hpd.de/artikel/fritz-bauer-spaete-wuerdigung-eines-verkannten-humanisten-18269

b. Ronen Steinke: Auf der richtigen Fährte. Heute vor 60 Jahren gelang dem Mossad mit der Entführung Eichmanns ein spektakulärer Coup.In: Jüdische Allgemeine, 7.5.2020.
https://www.juedische-allgemeine.de/politik/auf-der-richtigen-faehrte/

c. Julien Reitzenstein, Autor des Buches über „Die Straßburger Schädelsammlung. Fritz Bauers letzter Fall“, war am 6.2.2020 Referent im Gymnasium Weierhof (Bolanden/ Rheinland-Pfalz) , wo er seine Forschungen vorstellte. Das Gymnasium war in der NS-Zeit NAPOLA. Inzwischen fahren Schulklassen von dort regelmäßig zur Gedenkstätte KZ Natzweiler-Struthof, in dem auch die Gaskammer für die jüdischen Opfer der Schädelsammlung errichtet worden war.

  1. Karlsruhe: Über Fritz Bauer und Robert Kempner, stellvertretender Chefankläger bei den Nürnberger Prozessen
    Vortragsveranstaltung mit Prof. Dr. Sybille Steinbacher (Frankfurt), Dr. Annette Weinke (Universität Jena) und Generalbundesanwalt Dr. Peter Frank in Karlsruhe am 16. 11.2020
    https://lzw-verein.de/termine/robert-kempner-und-fritz-bauer.html
  1. Zur Ablehnung einer Saalbenennung nach Fritz Bauer im Landgericht Braunschweig
    Während in anderen Städten eine weitere Würdigung von Fritz Bauer erfolgt, wird in Braunschweig nach wie vor eine Benennung des Saales 141, in dem 1952 der „Remer-Prozess“ als Fritz Bauers Prozess um den 20. Juli weiterhin abgelehnt. Auf die Bedeutung dieses Prozesses hinzuweisen, reicht nicht aus. Solange es nicht neue Argumente gibt, gilt das Anliegen als abgeschlossen, wie der zuständige Staatsanwalt, Dr. Bauer Schade, mitteilt.                               Anlage 1
    Dazu ein Schreiben von Helmut Kramer, ehemaliger Richter am LG Braunschweig und Mitbegründer des Forum Justizgeschichte, an das Landgericht vom 25.06.2020                        Anlage 1a

Anbei auch ein Kommentar im „Weltexpresso“ (Frankfurt a.M.) vom 16.Juli 2020: „Der richtungsweisende Remer-Prozess in Braunschweig ist nicht mehr richtungsweisend“
https://www.weltexpresso.de/index.php/zeitgesehen/19588-der-richtungsweisende-remerprozess-ist-in-braunschweig-nicht-mehr-richtungsweisend

Zur Würdigung des Remer-Prozesses:
Ein Beitrag aus dem Vorwärts vom 15.07.2020
https://www.vorwaerts.de/artikel/fritz-bauer-einsamer-gerechter
Von Gerd Biegel, Institut für Braunschweigische Regionalgeschichte, in BZ vom 15.07.2020
„Fritz Bauer und der Rechtsextremismus in Niedersachsen“                                   Anlage 2

  1. Sekundärliteratur zu Fritz Bauer
    Werner Renz, Archivar des Fritz Bauer Institutes i.R., hat in aufwändiger Weise Sekundärliteratur zu Fritz Bauer erstellt.
    a. Auswahl- Bibliografie(Monografien, Sammelwerke, Aufsätze/ Zeitungsartikel, Broschüren, Nachrufe, sonstige Literatur)                                               Anlage 3

b. Aufsätze, Vorworte und ausgewählte Zeitungsartikel nach dem Erscheinungsjahr         Anlage 3a
Ergänzungen sind möglich und können an Werner Renz oder dem Fritz Bauer Freundeskreis zur Vervollständigung mitgeteilt werden.

  1. Kolonialismus und NS-Verbrechen
    In ihrer Antrittsvorlesung für die Leitung des Fritz Bauer Institutes, mit dem auch der erste Lehrstuhl für Holocaustforschung in Deutschland gekoppelt ist, wies Prof. Dr. Sybille Steinbacher auf mögliche Verbindungen von Kolonialismus und NS-Verbrechen hin. Es ist ein Thema, das für die Forschung noch weitgehend Neuland ist. „Auch wenn von einem spezifisch deutschen Pfad, der vom Kolonialismus direkt zum Holocaust führt (…) nicht die Rede sein kann, geht von den Postcolonial Studies reichlich Inspiration aus.“ (Steinbacher, 2015)
    Anbei der Beitrag „Nationalsozialismus postkolonial“ von Jürgen Zimmerer aus dem Buch „Von Windhuk nach Auschwitz“ (Berlin, 2011). in dem das Thema auf vielschichtige Weise dargestellt wird. Auch wenn es kaum direkte persönliche Kontinuitäten gibt, lassen sich doch strukturelle Ähnlichkeiten von deutscher Kolonialherrschaft (insbesondere in Deutsch-Südwestafrika) und dem NS-Krieg im Osten (mit dem Generalplan „Ost“) erkennen.                                                     Anlage 4

Es ist ein Thema, das auch weiterhin Beachtung finden sollte.

  1. NS-„Euthanasie“
    a. Zu Opfern der NS-„Euthanasie“ in Italien
    Anbei ein Hinweis auf eine Publikation in deutscher und italienischer Sprache. Es handelt sich um eine Dokumentation einer Veranstaltung, die im Februar 2017 an der universitären Abteilung für Psychische Gesundheit in Udine (Italien) stattfand. Es ging um das Schicksal von acht ehemaligen PatientInnen des Psychiatrischen Krankenhauses in Udine, die 1940 zuerst nach Pergine und dann nach Zwiefalten verlegt wurden. „Die Recherchen zu den Personen waren auch Anlass zu öffentlichen Auseinandersetzungen mit einer bisher wenig erforschten Geschichte, nämlich jener von Opfern der NS-‚Euthanasie’ in Italien.“                              Paolo Ferrari/ Kirsten Maria Düsberg (Hg): Dove ci portate? Wohin bringt ihr uns? Kam nas peljete? Udine. Verlag Kappa Vu. 2018.
    Mit einer Rezension von Elisabeth Malleier (Wien)                                                            Anlage 5

b. Heinz Faulstich: Hungersterben in der Psychiatrie 1914-1949. (TB 1998)
Anbei ein Hinweis auf das grundlegende Buch des langjährigen Leiters des Psychiatrischen Krankenhauses Reichenau, Heinz Faulstich, über das Hungersterben in der Psychiatrie, mit zwei Rezensionen von Udo Schaumacher (FAZ) und Götz Aly. Leider ist das Buch auch antiquarisch nicht mehr erhältlich.                                                 Anlage 6

c. Der Medizinhistoriker Gerhard Baader ist 91-jährig am 14. Juni 2020 verstorben
Gerhard Baader trug wesentlich zur Auseinandersetzung mit der NS-Medizin bei. Er war viele Jahre ein aktives Mitglied des Arbeitskreises zur Erforschung der NS-‚Euthanasie’ und Zwangssterilisation. Von ihm gingen viele Impulse für die aktuelle Arbeit im Arbeitskreis aus.
https://www.derstandard.de/story/2000118141227/medizinhistoriker-gerhard-baader-91-jaehrig-gestorben
https://www.selma-stern-zentrum.de/news/2020_06_22-Nachruf-Gerhard-Baader.html

  1. Reinhard Strecker und die Aufarbeitung der NS-Justiz
    – In einem Projekt der FU Berlin zur Aufarbeitung der NS-Justizgeschichte wird Reinhard Strecker mit seiner Ausstellung zur „Ungesühnten Nazijustiz“ (1959) nicht erwähnt.
    https://www.fu-berlin.de/campusleben/forschen/2020/200507-75-jahre-ende-zweiter-weltkrieg-keine-stunde-null/index.html
    Zur Würdigung von Strecker hier ein Hinweis auf einen Vortrag von Stephan Alexander Glienke in Karlsruhe vom 8. Juni 2020 (auf Facebook)
    https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=2600180300232050&id=100007203168206
  2. Braunschweig
    Sally Perel, der in Peine (bei Hannover) in einer jüdischen Familie geboren wurde und als „Hitlerjunge Salomon“ in der NS-Zeit überlebte, ist im Juli 2020 neuer Ehrenbürger Braunschweigs geworden. „Sally Perel ist neuer Ehrenbürger Braunschweigs. Der Rat beschließt einstimmig, den 95-jährigen wegen seines besonderen Eintretens für Respekt und Toleranz auszuzeichnen.“ Aus Braunschweiger Zeitung vom 15.07.2020.                                                                                                           Anlage 7
  3. Fritz Bauer Freundeskreis
    Das nächste Treffen des Fritz Bauer Freundeskreises ist am Montag, den 28. September 2020, um 17 Uhr im DGH-Haus Braunschweig, Wilhelmstraße 5.                                                                Anlage 8

Viele Grüße

Udo Dittmann