14.08.2024
Liebe Interessierte des Fritz Bauer Freundeskreises,
hier wieder einige aktuelle Infos zum Thema Fritz Bauer:
(Anhänge nur im Originalrundbrief)
- Neue Stele zu Fritz Bauer in Tübingen
Am 17. Mai 2024 wurde in Tübingen vor dem Haus der Großeltern von Fritz Bauer in der Kronenstraße 6 eine neue Stele aufgestellt, die auf der einen Seite an die Familie Hirsch (die Großeltern von Bauer) und auf der Rückseite an Fritz Bauer erinnert. Bauer war in seiner Kindheit und Jugend oft bei den Großeltern in Tübingen. Diese hatten ein Bekleidungsgeschäft, das 1938 zwangsarisiert wurde. Die Familie Hirsch war eine anerkannte und beliebte Familie in Tübingen gewesen. – Oberbürgermeister Boris Palmer war bei der Feier zur Aufstellung der Stele anwesend, bei der Carla Rovetti, eine Nachfahrin der Familie, die in Südafrika geboren war, eine Rede hielt.
Anbei ein Bericht aus dem Schwäbisches Tagblatt vom 21.Mai 2024. Anhang 1
- Bauarbeiten am Fritz Bauer Platz in Braunschweig
Der Fritz Bauer Platz in Braunschweig zieht um – vom Domplatz zur Casparistraße/ Dankwardstraße.
Dort ist jetzt die neue Generalstaatsanwaltschaft, die damit weiterhin die Adresse „Fritz Bauer Platz 1“ behält. – Am 1. Juli haben nun die Baumaßnahmen begonnen, die aus dem Fußweg einen neuen Platz machen wollen. Man darf gespannt sein, wie das Ergebnis aussehen wird. Manche Bürger sehen das trotzdem skeptisch, da der alte Fritz Bauer Platz ein zentraler Ort in der Stadt war, an dem Bauer selbst gewirkt hatte und wo der Schriftzug „Die Würde…“ angebracht war wie auch die „Justitia“.
Hier ein Bericht aus der Braunschweiger Zeitung zu den Bauarbeiten vom 1. Juli 2024. Anhang 2
- Abriss des Gebäudes der Generalstaatsanwaltschaft in Frankfurt – Bauers dortiger Schriftzug
„Die Würde des Menschen ist unantastbar“ kommt übergangshalber in die Paulskirche
Nicht nur in Braunschweig hat sich die Generalstaatsanwaltschaft räumlich verändert, in Frankfurt wird sogar das ganze Gebäude abgerissen und neu gebaut. Ein Problem dabei war, was mit dem großen, in der Stadt bekannten Schriftzug geschehen sollte („Die Würde des Menschen ist unantastbar“), den Bauer dort hatte anbringen lassen. – Nach einer ersten Phase der Unklarheit wurde dann entschieden, den Schriftzug übergangshalber in der Paulskirche unterzubringen.
– „Neuer Ort für Schriftzug gesucht“ – Frankfurter Rundschau vom 25.Juni 2024 Anhang 3
– „Neuer Platz für Fritz Bauers Erbe“ – FAZ vom 16. Juli 2024 Anhang 3a
– „Auf Wiedersehen“ – FR vom 16.Juli 2024 Anhang 3b
- „Glückliche Insel Dänemark“ – Fritz Bauers Emigration als Unterrichtsmodul
Anfang 1936 flüchtete Fritz Bauer nach Dänemark. Auf Grund positiver Erfahrungen dort schrieb er am 21. Dezember 1936 einen Sonderbericht für die C.V. Zeitung über die dänische Mentalität. mit dem Titel „Glückliche Insel Dänemark“ (siehe Anhang). Anhang 4
Auf der Grundlage dieses Artikels und der weiteren Exilerfahrungen wurde ein Unterrichtsmodul
„Glückliche Insel Dänemark – Flucht und Emigration von Fritz Bauer“ von Nadine Docktor und Martin Liepach im Auftrag des Fritz Bauer Institutes erstellt, das inzwischen auch als PDF-Datei zur Verfügung steht. Am Beispiel Fritz Bauers können historische Bezüge sowie auch aktuelle Fragen zu Flucht und Verfolgung erörtert werden.
Nadine Docktor, Martin Liepach: „Glückliche Insel Dänemark“? – Flucht und Emigration am Beispiel Fritz Bauers“. Frankfurt. 2022. (54 Seiten)
https://www.fritz-bauer-institut.de/fileadmin/editorial/publikationen/paedagogik/unterrichtsmodule/UM-05_Docktor-Liepach.pdf
- Zum 20. Juli
– „Attentat auf Hitler. Stauffenberg und der deutsche Widerstand“. Film, ZDF 2024 von Peter Hartl
Eine neue Produktion in der Reihe „Terra X-History“, die zugleich erzählen will, wie vielschichtig, aber auch einsam gegenüber der Masse der Widerstand war.
https://www.zdf.de/dokumentation/terra-x-history/stauffenberg-und-der-deutsche-widerstand-100.html
Dazu auch das begleitende TX-History-Webvideo, das in prägnanter Form die wichtigsten Gruppen und Personen des Widerstands vorstellt:
https://youtu.be/Zuu4kIDbkM4
– „Der Junker und der Kommunist“. (Dt, 2009) Ein Film von Ilona Ziok
Es wird das Leben von Carl-Hans Graf von Hardenberg ((1891-1958) und Fritz Perlitz ((1908- 1972) nachgezeichnet. Es sind zwei Personen, die kaum unterschiedlicher sein können: ein Monarchist und ein Kommunist. Beide begegnen sich als „Vaterlandsverräter“ wieder im KZ-Sachsenhausen im Jahr 1944, wodurch eine „Freundschaft wider Willen“ entsteht.
Der Junker und der Kommunist – Fritz Bauer Forum (fritz-bauer-forum.de)
www.countandcomrade.de
Trailer unter https://www.dailymotion.com/video/x7wzm50
– „Stauffenbergs Schatten. Der 20. Juli 1944 in der deutschen Rezeption“. Hrsg von Gerd Biegel, Angela Klein und Matthias Steinbach. Braunschweig. 2024. Mit einem Grußwort von Detlev Rust (Generalstaatsanwalt in Braunschweig)
- Helmut Kramer – Nach über 40 Jahren Rehabilitation in der sogenannten „Puvogel-Affäre“
Die sogenannte „Puvogel-Affäre“ aus dem Jahr 1978 ist plötzlich wieder aktuell geworden. Puvogel wurde 1976 Justizminister in Niedersachsen. Dessen Dissertation aus dem Jahr 1937 mit dem Titel „Die leitenden Grundgedanken bei der Entmannung gefährlicher Sittlichkeitsverbrecher wurde durch Helmut Kramer bekannt. Kramer hatte Auszüge aus der Dissertation an verschiedene Personen geschickt. Puvogel trat daraufhin zurück, gegen den Richter Helmut Kramer wurde aber ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Das Verfahren wurde später zwar eingestellt, seine Karriere innerhalb der Justiz war damit jedoch beendet. Jetzt – 46 Jahre danach – erfolgte durch die jetzige Justizministerin in Niedersachsen, Kathrin Wahlmann, die Aufhebung der damaligen Verfügung. Es wurde ausdrücklich festgestellt, dass das Verhalten von Helmut Kramer den Pflichten eines Richters entsprochen hätte. Anhang 5
https://www.mj.niedersachsen.de/startseite/aktuelles/presseinformationen/das-gewissen-der-niedersachsischen-justiz-232889.html
https://www.forumjustizgeschichte.de/helmut-kramer-nach-fast-50-jahren-rehabilitiert
- Reinhard Strecker – die Freie Universität erinnert an seine Ausstellung „Ungesühnte Nazijustiz“ (1959)
Lange Zeit tat sich die FU schwer mit der Erinnerung an Reinhard Strecker. Mit anderen Studierenden hatte Strecker dort die Ausstellung „Ungesühnte Nazijustiz“ 1960 zeigen wollen, was aber vom Berliner Senat verhindert wurde. Erst 2015 wurde Strecker rehabilitiert, als er das Bundesverdienstkreuz erhielt. Strecker ist inzwischen 93 Jahre alt. Eine angemessene Würdigung hat es bislang an der FU für Strecker noch nicht gegeben.
Ein Rennen gegen die Zeit und die Verjährung von NS-Unrecht • campus.leben • Freie Universität Berlin (fu-berlin.de)
- NS-„Euthanasie“
– Arbeitskreis zur Erforschung der NS-„Euthanasie“ und Zwangssterilisation
Die Herbsttagung des AK findet vom 25.- 27.Oktober 2024 im Bezirksklinikum Mainkofen (Niederbayern) statt. Infos und Anmeldung unter
https://www.ak-ns-euthanasie.de/wp-content/uploads/2024/08/Save-the-date_Herbsttagung-2024.pdf
Die Frühjahrstagung 2025 ist in der Gedenkstätte Pirna/ Sonnenstein vom 9.-11. Mai 2025
– Gedenkveranstaltung zum 10jährigen Bestehens des Gedenk- und Informationsortes für die Opfer der nationalsozialistischen „Euthanasie“-Morde
Am 2. September 2024 laden der Förderkreis Gedenkort T4 und die Stiftung für die ermordeten Juden Europas um 14 Uhr zu einem Festakt in die Philharmonie ein. Anmeldung unter veranstaltungen@stiftung-denkmal.de . Nur mit einer Anmeldebestätigung ist eine Teilnahme möglich.
Anschließend findet eine Kranzniederlegung am Gedenkort statt. Ab 15.30 Uhr ist ein Begleitprogramm in der Landesvertretung Baden-Württemberg, Tiergartenstraße 25. Anmeldung unter: https://eveeno.com/127042412
Literatur
– Hechler, Andreas (2023): Tradierung im Feld der NS-„Euthanasie“. Probleme der gedenkpolitischen Arbeit durch Angehörige. In: Schwoch, Rebecca (Hg.): Umgang mit der Geschichte der NS-„Euthanasie“ und Zwangssterilisation. Forschen – Lernen – Gedenken. Berichte des Arbeitskreises zur Erforschung der nationalsozialistischen „Euthanasie“ und Zwangssterilisation, Band 13. Köln: Psychiatrie Verlag, S. 116-125.
https://psychiatrie-verlag.de/product/umgang-mit-der-geschichte-der-ns-euthanasie-und-zwangssterilisation/
– Hechler, Andreas / Schneider, Christoph (2023): Unidentifizierte Traumata. Über die Schwierigkeiten, die Folgen der NS-‚Euthanasie‘ in den Familien zu erfassen. In: Psychologie & Gesellschaftskritik, 47.
Jg., Nr. 185/186, Heft 1/2 2023, S. 85-108.
https://www.psychologie-aktuell.com/journale/gesellschaftskritik/bisher-erschienen/inhalt-lesen/2023-1-2-185186.html
– Barbara Degen, Marion Keßler, Claus Melter (2024): Ermordet in Bethel. Neue Forschungen zur Säuglingssterblichkeit und Hirnforschung mit einem Vorwort von Margret Hamm. Anhang 6
– Antrag der SPD, CDU/CSU, Bündnis 90/ Die Grünen und FDP im Bundestag
Die Fraktionen von SPD, CDU/CSU, Bündnis 90/ Die Grünen und FDP haben einen Antrag mit dem Titel „Opfer von NS-‚Euthanasie‘ und Zwangssterilisation – Aufarbeitung intensivieren“ in den Bundestag eingebracht, der dort am 27.06.2024 beraten wurde. Der Antrag soll dann dem federführenden Kulturausschuss zur weiteren Beratung überwiesen werden.
Einige Mitglieder des AK „Euthanasieforschung“ waren an Diskussionen im Vorfeld beteiligt und sind positiv überrascht, welchen Stellenwert das Thema inzwischen hat. Der Link zum Antrag ist:
https://www.politico.eu/wp-content/uploads/2024/06/24/20-277_Antrag_Opfer_von_NS-%E2%80%9EEuthanasie_und_Zwangssterilisation_%E2%80%93_Aufarbeitung_intensivieren-clean.pdf
– Inklusion und Gedenkstätten-/ Erinnerungsarbeit
Da ein großes Interesse am Thema Inklusion besteht, ist eine übergreifende Vernetzung zu dem Thema geplant, die sich an Menschen wendet, die in der Gedenkstätten- bzw. Erinnerungsarbeit zu den NS-Verbrechen aktiv sind und sich mit Fragen der Inklusion beschäftigen.
Ein erstes größeres online-Treffen soll am Mittwoch, den 18. September 2024, von 11- 12.30 Uhr, stattfinden. Interessierte werden gebeten, die folgende Umfrage auszufüllen (bis 1. September):
https://survey.lamapoll.de/Vernetzung-Inklusion/de
- Braunschweig
– Ausstellung zum Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold vom 10.- 30. August 2024
Anlässlich des 100jährigen Bestehen des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold ist eine Ausstellung der Gedenkstätte Deutscher Widerstand über den Kampf für die Demokratie 1924-1933 in der Stadtbibliothek, Schloßplatz 1, 38100 Braunschweig zu sehen.
Zur Ausstellung gibt es ein umfangreiches Begleitprogramm:
https://www.braunschweig.de/politik_verwaltung/nachrichten/wanderausstellung-reichsbanner.php– Stadtrundgang zu Fritz Bauer am 20.08.2024
Am 20. August 2024 findet um 18 Uhr in Braunschweig ein Stadtrundgang zu Fritz Bauer mit dem Titel „Auf den Spuren von Fritz Bauer“ statt. Treffpunkt Domplatz – unter der Justitia.
https://region-s-o-n.verdi.de/service/veranstaltungen/++co++5de047b2-5874-11ef-a747-0933afbbe291
Anmeldung unter anmeldungen.braunschweig@verdi.de
– Theaterstück zu Fritz Bauer: „Fritz Bauers Ultras“ im Staatstheater Braunschweig
Am 15.11.2024 findet im Kleinen Haus die Premiere zum Theaterstück „Fritz Bauer Ultras“ statt. Mit einer Einführungsmatinee am So, 27.10.2024, um 11.15 Uhr.
https://staatstheater-braunschweig.de/produktion/fritz-bauer-ultras-at
- Fritz Bauer Freundeskreis
Das nächste Treffen des Fritz Bauer Freundeskreises ist am Montag, den 30.September 2024, um 17 Uhr im DGB-Haus Braunschweig, Wilhelmstraße 5.
Zu Gast ist Hans-Ernst Böttcher, Präsident des Landgerichts i.R. Lübeck, der einen Vortrag über Richard Schmid mit dem Titel „Im Kampf um des Menschen Rechte – Richard Schmid, ein Mitstreiter und Freund von Fritz Bauer“ halten wird. Anhang 7
Im Anhang ein kurzer Text von Hans-Ernst Böttcher über die Bedeutung von Richard Schmid, der nach dem Krieg 1945 Generalstaatsanwalt in Stuttgart wurde. Fritz Bauer kannte Schmid schon aus der Zeit vor 1933, als sie einen regelmäßigen Austausch mit Kurt Schumacher hatten. Anhang 8
– „Mörder unter uns: Fritz Bauers einsamer Kampf“ – ZDF-History-Film auf YouTube
Beim letzten Treffen des Fritz Bauer Kreises wurde der Film „Mörder unter uns: Fritz Bauers einsamer Kampf“ gezeigt. Die Veranstaltung war sehr gut besucht. Der Filmemacher Peter Hartl war aus Wiesbaden angereist und stand anschließend für Fragen zur Verfügung. Auf Nachfrage teilte er mit, dass der Film inzwischen auch auf YouTube zu sehen ist.
(4) ZDF-History: Mörder unter uns – Fritz Bauers Kampf – YouTube
Viele Grüße
Udo Dittmann