Infos zu Fritz Bauer – April 2022

Liebe Interessenten des Fritz Bauer Freundeskreises,
anbei wieder einige aktuelle Infos zum Thema Fritz Bauer. In diesem Rundbrief stehen Ausstellungen zu Fritz Bauer in verschiedenen Städten und Aktivitäten in Braunschweig im Vordergrund. Außerdem ist ein neuer Text zu Bauers Buch „Die Kriegsverbrecher vor Gericht“ erschienen, auf den kurz hingewiesen wird. Zuletzt gibt es neue Infos zum Thema NS-„Euthanasie“.
(Anhänge nur im Originalrundbrief)

  1. AusstellungenzuFritz Bauer in Wien, Berlin und Braunschweig – Wien (21.04.- 19.05.2022)
    Ausstellung „Fritz Bauer. Der Staatsanwalt. – NS-Verbrechen vor Gericht.“
    Ort: Justizpalast, Schmerlingplatz 10-11, A-1010 Wien, Österreich
    Ausstellungseröffnung am Do, 21.04.2022, um 18.00 Uhr in der Aula des Justizpalastes.
    Eröffnung durch Bundesministerin Dr. Alma Zadic
    Neben verschiedenen Führungen wird am 10.Mai 2022 dazu der Film „Der Staat gegen Fritz Bauer“ von Lars Kraume (2015) gezeigt.
    Infos unter https://www.fritz-bauer-institut.de oder unter
    https://www.verein-zeitgeschichte.univie.ac.at/forschung/laufende-projekte/ausstellung-fritz-bauer

– Berlin/ Braunschweig
Die Ausstellung „Verräter“ oder „Helden“? – Fritz Bauer und der „Prozess um den 20. Juli“ ist zeitgleich in Berlin und Braunschweig zu sehen. Es ist eine Sonderausstellung, die von Claudia Fröhlich kuratiert wurde. Im Mittelpunkt steht der Braunschweiger Remer-Prozess von Fritz Bauer im Jahr 1952.
Berlin: Vom 14.März- 5.Juli 2022 im Sonderausstellungsbereich der Gedenkstätte Deutscher Widerstand (1.Etage)
https://www.gdw-berlin.de/de/angebote/ausstellungen/ausstellung/view-aus/verraeter-oder-helden-fritz-bau
Braunschweig: Vom 15.März- 30. April 2022 im Landgericht Braunschweig, Münzstraße 17
https://landgericht-braunschweig.niedersachsen.de/aktuelles/ausstellungseroffnung-im-landgericht-70-jahre-remer-prozess-209592.html
Dazu ein Bericht aus der Braunschweiger Zeitung vom 15.3.2022                    Anhang 1
Zu der Ausstellung gibt es einen ausführlichen Veranstaltungskatalog.

  1. StadtrundgangzuFritz Bauer in Braunschweig – Das Landgericht
    Der Stadtrundgang zu Fritz Bauer umfasst insgesamt sieben Stationen. In einem 1. Teil wurden bereits vier Stationen beschrieben (siehe Rundbrief vom 12.2.2022). Im 2. Teil geht es um das Landgericht Braunschweig. Hier war Bauer zunächst Direktor (1949/1950). Als Generalstaatsanwalt führte er hier den sogenannten „Remer-Prozess“ durch. Allerdings gibt es weitere Bezüge von Bauer zum Landgericht, die in dem „Stadtrundgang“ erwähnt werden. Eine besondere Rolle spielt dabei das Sondergericht, das ebenfalls in der NS-Zeit im Landgericht untergebracht war. Auch hiermit hatte Bauer zu tun. – Eine Saalbenennung nach Fritz Bauer ist im Landgericht bisher nicht erfolgt, auch wurde eine Tafel zum Sondergericht nicht angebracht. Das Friedenszentrum Braunschweig versucht seit 10 Jahren – bisher erfolglos – eine Tafel dort anzubringen, bei der auch Fritz Bauer erwähnt wird.
    Im Zusammenhang mit dem Landgericht wird auf die Cura (Verein für Straffällige) hingewiesen. Dort war Bauer Mitglied. In der Mitgliederversammlung von 1952 wird er ausdrücklich erwähnt, auch mit Äußerungen zur Resozialisierung, die hier vielleicht erstmalig ihren Ausdruck finden.
    – Im Anhang 2: Das Landgericht (Remer-Prozess, Saal 141, Sondergericht, Cura)                   Anhang 2
    – Im Anhang 3: Eine kurze Geschichte über eine lange Zeit. 100 Jahre Cura. Vortrag von                           Wolfgang Szillat auf der 100-Jahr-Feier der Cura e.V. am 25.11.2009            Anhang 3
  1. Claus Kreß:ZuFritz Bauers „Die Kriegsverbrecher vor Gericht“ (2022)
    In der Festschrift für Gerhard Werle zum 70. Geburtstag „Strafrecht und Systemunrecht“ (Hrsg. von Florian Jeßberger, Moritz Vormbaum und Boris Burghardt, Tübingen 2022) ist ein neuer Text von dem Völkerrechtler Claus Kreß erschienen, der sich sehr umfassend mit dem Buch von Fritz Bauer „Die Kriegsverbrecher vor Gericht“ beschäftigt. Aus rechtlichen Gründen sind hier nur die ersten fünf Seiten des Textes (von S. 587- 591) im Anhang zu finden, die aber schon einen guten Eindruck dieses wichtigen Textes vermitteln.                                     Anhang 4
  1. FritzBauer Institut (Frankfurt)
    Mi, 13. April 2022, 20 Uhr
    Buchvorstellung mit Prof. Dr. Dan Diner, Prof. Dr. Norbert Frei und Prof. Dr. Sybille Steinbacher „Ein Verbrechen ohne Namen“ – Anmerkungen zum neuen Streit über den Holocaust. Ort: Deutsche Nationalbibliothek, Adickesallee 1, Frankfurt am Main
    https://www.fritz-bauer-institut.de
    Sa, 7.Mai 2022, 13 Uhr
    Mitgliederversammlung des Fördervereins Fritz Bauer Institut.
    https://www.fritz-bauer-institut.de/verein
  1. FritzBauer Forum (Bochum)
    Das Fritz Bauer Forum plant eine interaktive Ausstellung zu Fritz Bauer.
    https://www.fritz-bauer-forum.de/wenn-ich-mein-buero-verlasse-betrete-ich-feindliches-ausland
  1. FritzBauer und der Brief an die Braunschweiger Schüler (1952)
    Nach dem „Remer-Prozess“, der im März 1952 stattfand, erhielt Fritz Bauer im August eine Einladung von einem Braunschweiger Lehrer zu einem Schulbesuch in die Raabeschule. Nach diesem Schulbesuch schrieb Bauer noch einen Brief an die Schüler, in dem er seinen Widerstandsbegriff erläuterte Der Brief ist noch wenig bekannt. – Interessant ist jedoch nicht nur der Brief, sondern vor allem auch der Lehrer, der sich an Fritz Bauer wandte. Es war Ernst August Roloff, dessen Vater bei der Einbürgerung Hitlers in Braunschweig eine wichtige Rolle spielte (Hitler wurde 1932 Braunschweiger Beamter, um die deutsche Staatsangehörigkeit zu erlangen. 1925 hatte er selber den Antrag auf Staatenlosigkeit gestellt, um einer Abschiebung nach Österreich zu entgehen. In Deutschland hatte er als Staatenloser kein aktives und passives Wahlrecht, konnte also 1932 zunächst noch nicht zur Reichspräsidentenwahl gegen Hindenburg antreten. Erst durch die Interventionen in Braunschweig wurde es möglich).
    Der Brief ist also in mehrfacher Hinsicht interessant. Der Text hat daher auch den Untertitel „Ungewöhnliche Zusammenhänge eines ‚gewöhnlichen’ Briefes“.                                           Anhang 5
  1. Weitere AktivitätenzuFritz Bauer in Braunschweig
    – 16. Juli 2022: Stadtrundfahrt zu Fritz Bauer mit dem Fahrrad. Stationen sind u.a. die Wohnungen von Bauer in der Adolfstraße und Jasperallee, das Volksfreundhaus, das Landgericht und die Generalstaatsanwaltschaft am Fritz Bauer Platz. Das Datum wurde gewählt, da es der Geburtstag von Bauer ist (16.07.1903).
    – 9.09.- 15.09.2022: Veranstaltungen zum 10jährigen Bestehen des Fritz Bauer Platzes Geplant sind mehrere Vorträge zu Bauer, ein Stadtrundgang und ein Film zu Bauer. Bisher zugesagt haben Irmtrud Wojak (Biographin von Bauer) sowie Claudia Fröhlich (Kuratorin der Bauer-Ausstellung „Verräter oder Helden – Fritz Bauer und der Prozess um den 20. Juli“). Der Fritz Bauer Platz wurde am 11.September 2012 offiziell eingeweiht vom damaligen Oberbürgermeister Hoffmann und Generalstaatsanwalt Norbert Wolf.

– Antrag zur Benennung der neuen 6. IGS in Braunschweig nach Fritz Bauer
Im März 2022 stellte der Fritz Bauer Freundeskreis in Braunschweig den Antrag, die geplante neue IGS nach Fritz Bauer zu benennen. Die Braunschweiger Zeitung berichtete am 5.März 2022 darüber. Allerdings ist die Schule erst in Planung, wann mit dem Bau am Wendenring begonnen wird, ist noch offen. Auch ob diese Benennung tatsächlich erfolgt, ist offen da darüber letztlich der neue Schulvorstand entscheidet.                    Anhang 6

  1. Alexander Kluge undFritzBauer
    Alexander Kluge, einer der vielseitigsten Intellektuellen Deutschlands (Spiegel) und Mitgründer des neuen deutschen Filmes nach dem Krieg, ist 90 Jahre alt geworden. Zu Bauer hatte er einen guten Kontakt. In seinem Spielfilm „Abschied von gestern“ (1966) lässt er Fritz Bauer sich selber spielen, ein späteres Buch hat er Fritz Bauer gewidmet („Wer ein Wort des Trostes spricht, ist ein Verräter. – 48 Geschichten für Fritz Bauer“, 2013). Auch im Spiegel-Interview anlässlich seines 90. Geburtstags geht er auf Bauer ein. Er berichtet über die Zeit in Frankfurt in den 60er Jahren, eine Zeit voller Spannungen, aber auch eine geistig fruchtbare Zeit. „Frankfurt war zu diesem Zeitpunkt reich an großen Geistern. Und dann gab es noch die Einsamkeit als Folge der Spannungen. Fritz Bauer saß jeden Abend allein im Frankfurter Hof“.  Irmtrud Wojak hat in ihrer Bauer-Biographie diese Seite ebenfalls sehr eindrücklich beschrieben. Obwohl Bauer einerseits viele Kontakte hatte, war er doch persönlich auch sehr isoliert. Anbei im Anhang das Spiegel-Interview mit Alexander Kluge (Spiegel 7/2022).               Anhang 7
  1. Fritz Bauer in History (ZDF) am 10.04.2022
    Die Reihe „History“ im ZDF möchte sich in einer Sendung am 10.04.2022 mit Menschen beschäftigen, die das Land demokratischer gemacht haben. „Über die Schurken der Geschichte wissen wir gut Bescheid… Daher befassen wir uns in history diesmal mit den Menschen, die das Land wirklich weiter gebracht haben… Diese Lichtgestalten wie Rudolf Virchow, Bertha Suttner oder Fritz Bauer sind zeitlebens, und oft genug auch für die Nachwelt, im Schatten geblieben.“ Im ZDF, am Sonntag, 10. April 2022, 23.45 Uhr
    „Lichtgestalten – Unbekannte Helden der deutschen Geschichte“. AutorInnen sind Michael Funken, Peter Hartl, Annette von der Heyden, Stefan Mausbach, Ursula Nellessen, Mario Sporn.
    Ab 9.April in der Mediathek.
    https://www.zdf.de/dokumentation/zdf-history/lichtgestalten-unbekannte-helden-der-deutschen-geschichte-100.html
  1. NS- „Euthanasie“ 

– Arbeitskreis zur Erforschung der NS-„Euthanasie“ und Zwangssterilisation
Das nächste Arbeitskreis-Treffen findet statt in Hamburg vom 10.- 12.Juni 2022. Gastgeber sind die Evangelische Stiftung Alsterdorf und das Institut für Geschichte und Ethik der Medizin/ Medizinhistorisches Museum Hamburg des Universitätsklinikums Eppendorf. Das gültige Tagungsprogramm steht ab Mitte April zur Verfügung. Weitere Infos unter
https://www.ak-ns-euthanasie.de/wp-content/uploads/2021/06/Einladung_AK_Euth-in_ESA_2022.pdf    

– Die Herbsttagung 2022 wird von der „Euthanasie“-Gedenkstätte Lüneburg veranstaltet (11.- 13.11.2022) 

– Der Arbeitskreis „Zwischendurch“
Da die Tagungen des AK „Euthanasieforschung“ immer ein reichhaltiges Programm haben und sich auch in der Zwischenzeit Neues entwickelt, hat sich auf der Tagung in Brandenburg (Nov. 2021) ein neuer Arbeitskreis gebildet, der „zwischendurch“ Online-Treffen anbietet. Das nächste „Zwischendurch-Treffen“ ist am 12. April 2022 um 19 Uhr (online). Bei Interesse möge man sich bei Robert Parzer melden, um den Zugangslink zu erhalten: robertparzer@gmx.de
Geplant sind bisher folgende Themen:
Zur Wissenschaftsstruktur der „Euthanasie“-Forschung/ Historiographie der „Euthanasie“-Forschung (welche Lücken gibt es noch?)/ Inwieweit ist diese Forschung international? Außerdem zur Debatte um den neuen Historikerstreit 2.0: Steht die Erforschung der „Euthanasie“- Verbrechen in einem Verhältnis zum aktuellen Historikerstreit ?

– Planungen zur Aufarbeitung des Themas: Die Hilfsschulen in der NS-Zeit und ihr Verhältnis zur Zwangssterilisation
Ingo Harms und Werner Brill planen einen Beitrag zur Geschichte der Hilfsschulen in der NS-Zeit. Dabei sollen auch Quellen der Alsterdorfer Anstalten genutzt werden. Zur „erbbiologischen Erfassung“ der Hilfsschüler in Hamburg nutzte man damals die Erfahrungen der Alsterdorfer Anstalten. Es gibt dazu umfassende Unterlagen, die bisher noch nie ausgewertet wurden. Auf der AK-Tagung in Lüneburg können vielleicht erste Ergebnisse vorgestellt werden.

– Neue Literatur zur NS-„Euthanasie“
Im Anhang ist ein Überblick über neue Literatur zur NS-„Euthanasie“ zu finden.                    Anhang 8

  1. Braunschweig/ Wolfenbüttel
    – Sonntag, 10. April 2022, 14 Uhr
    Feierliche Einweihung von zwei Informationsstelen in der Stadt Wolfenbüttel in Anwesenheit von Angehörigen anlässlich des Befreiungstages des Strafgefängnisses Wolfenbüttel.
    Treffpunkt: Grünfläche bei der Aral-Tankstelle Lange Straße/ Harztorwall, Wolfenbüttel
    Das ehemalige Strafgefängnis Wolfenbüttel wurde 1937 zu einer von 22 Hinrichtungsstätten des NS-Regimes. Bis 1945 wurden dort mehr als 500 Todesurteile vollstreckt. – Die Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel, wesentlich durch Helmut Kramer entstanden, untersucht das Strafgefängnis und sein Netzwerk im Land Braunschweig im Rahmen des Projekts outSITE Wolfenbüttel.
    Eine Broschüre zu dem Projekt wurde von Tomke Blotevogel, Janna Lölke, Gustav Partington und Martina Staats herausgegeben.
    https://wolfenbuettel.stiftung-ng.de/de 
  1. FritzBauer Freundeskreis
    Das nächste Treffen des Fritz Bauer Freundeskreises ist am Montag, den 23.Mai 2022, um 17 Uhr im DGB-Haus Braunschweig, Wilhelmstraße 5.                 Anhang 9

Bei dem 1.Mai-Fest des DBG im Bürgerpark Braunschweig wird der Freundeskreis erstmalig mit einem Stand vertreten sind.