Fritz Bauer Info 6 2019

Liebe Interessenten des Fritz Bauer Freundeskreises,
anbei wieder einige aktuelle Infos zum Thema Fritz Bauer:
(Anlagen sind nur im Original Rundbrief beigefügt)

  1. FritzBauer und das Radio
    In der Online-Ausgabe 16 der Reihe „Zeithistorische Forschungen“ (2019) hat Hans-Ulrich Wagner die Beiträge von Fritz Bauer im Radio untersucht. Bauer nutzte die beiden Medien wie Fernsehen und Radio intensiv, wobei die Fernsehauftritte inzwischen bekannter sind. Seit 2017 liegt ein Hörbuch auch mit Tondokumenten unter dem Titel „Fritz Bauer. Sein Leben. Sein Denken. Sein Wirken.“ vor, das von David Johst herausgegeben wurde.
    Hans-Ulrich Wagner geht in seinem Beitrag der interessanten Frage nach, wie Bauer das akustische Medium nutzte. Radioauftritte sind bei Bauer – mit einer Ausnahme – ab 1959 nachweisbar.
    https://zeithistorische-forschungen.de/1-2019/id%3D5693
  2. FASPE – The Fellowships at Auschwitz for the Study of Professional Ethics (New York) verlieh am 15.April 2019 nachträglich den „Award for ethical leadership“ an Fritz Bauer
    Der Preis wurde von Heiko Maas (Bundesaußenminister) während seines Aufenthaltes in den USA entgegen genommen. Auf der Webseite des Auswärtigen Amtes  ist die Rede von Heiko Maas zu lesen:  https://www.auswaertiges-amt.de/de/newsroom/maas-faspe-award-fritz-bauer/2206282

Weitere Informationen zu der US-amerikanischen Organisation FASPE in folgenden Links:
https://www.faspe-ethics.org/about-us

https://www.faspe-ethics.org/2019/03/28/german-foreign-minister-heiko-maas-to-accept-faspe-posthumous-award-for-ethical-leadership-on-behalf-of-the-late-german-prosecutor-fritz-bauer

  1. FritzBauer Studienpreis 2019
    Am 1. Juli 2019 wird der diesjährige „Fritz Bauer Studienpreis für Menschenrechte und juristische Zeitgeschichte“ im Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz“ verliehen. Die Preisträgerinnen sind Dr. Tessa A. Elpel (Hamburg) – „Das Widerstandsrecht“ und Dr. Marie Duclaux de L’Estoille (Paris/ Potsdam) – „Rechtsstrategien zur weltweiten Abschaffung der Todesstrafe“.  Laudatorinnen sind Gabriele Nieradzik (BMJV) und Prof. Dr. Beate Rudolf (Deutsches Institut für Menschenrechte).
    Der Preis wurde 2015 vom damaligen Bundesjustizminister Heiko Maas als eine seiner ersten Amtshandlungen neu gestiftet.
    https://www.bmjv.de/DE/Themen/ProjekteUndFoerderung/FritzBauer/FritzBauer_node.html
  1. FritzBauer Institut
    Veranstaltungen im Juni 2019:
    Mi, 26. Juni 2019: Fritz Bauer Lecture (in English) von Prof. Dr. Omer Bartov “Anatomy of a Genocide. Lessons of Studying Mass Murder on the Local Level”
    Do, 27. Juni 2019: Vortrag von Prof. Dr. Monika Schwarz-Friesel
    „Judenhass im Internet. Antisemitismus als kulturelle Konstante und kollektiver Gefühlswert“
    Fr, 28. Juni 2019: Vortrag von Prof. Dr. Walther H. Pehle „Ernst Klee (1942- 2013). Ein Pionier der medizinischen Zeitgeschichte“
    Weitere Infos unter:  https://www.fritz-bauer-institut.de
  1. Frankreich undFritzBauer
    Das Interesse an Fritz Bauer ist in Frankreich gestiegen. Immerhin gibt es zwei bedeutende Doku-Sendungen von französischen Filmemacherinnen und auch einen ersten Roman, der für ein französisches Publikum geschrieben wurde (der aber zunächst in deutscher Übersetzung erschien):

– Barbara Necek: Le proces d’auschwitz. La fin du silence –francfort (2019)
Der Film ist inzwischen nicht mehr auf Youtube zu sehen. Infos zum Film in einem Artikel von „Le Monde“
https://www.lemonde.fr/culture/article/2019/03/17/le-proces-d-auschwitz-la-fin-du-silence-francfort-1963-la-justice-contre-l-amnesie_5437345_3246.html

– Catherine Bernstein: Fritz Bauer – Generalstastanwalt. Nazijäger. (F 2016/ Arte) Dazu ein Bericht aus dem Tagesspiegel vom 27.05.2019 von Manfred Riepe: „Auf den Helden gewartet. Von der moralischen Pflicht, Widerstand zu leisten. Die Arte-Doku „Fritz Bauer – Generalstaatsanwalt. Nazijäger.“
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/doku-ueber-nazijaeger-fritz-bauer-auf-den-helden-gewartet/24388152.html

– Sylvain Treperman: Ein Stein für Fritz Bauer. Aus dem Französischen von Ela zum Winkel. 2019.
https://www.hugendubel.de/de/buch/sylvain_treperman-ein_stein_fuer_fritz_bauer-36338495-produkt-details.html?adcode=632Q30Z22A32H&gclid=EAIaIQobChMI7tSlyq6t4gIViuF3Ch1UHggnEAQYAiABEgIaNvD_BwE

Der Roman ist eigentlich ein Kriminalroman mit einer fiktiven Staatsanwältin, die eines Tages Kontakt zu Fritz Bauer aufnimmt. Realität und Fiktion werden in spannender Weise verknüpft und führen in die Zeit von 1967/ 68 in Frankfurt am Main.

  1. Zum SS-Ahnenerbe und die Straßburger Schädelsammlung –FritzBauers letzter Fall
    Der „Fall Beger“ war Bauers letzter Fall. Die Anklageschrift zum „Fall Beger“ wurde von Bauer am 8.5.1968 unterschrieben, also kurz vor seinem plötzlichen Tod.
    Es ging um den Aufbau einer jüdischen Skelettsammlung durch den Anthropologen Bruno Beger. Dazu wurden 86 jüdische Personen in einem extra dafür erstellten Gastötungsraum im KZ-Natzweiler ermordet. Der Journalist Hans-Joachim Lang ermittelte später die Namen der 86 Opfer und beschrieb ihre Lebensgeschichten, so weit er sie ermitteln konnte.
    Inzwischen gibt es eine heftige Kontroverse zwischen Lang und dem forensischen Historiker Julien Reitzenstein, die in der FAZ, NZZ und Jüdischen Rundschau ausgetragen wird. Reitzenstein bezieht sich dabei auf Fritz Bauer und den kanadischen Historiker Michael Kater.

Hier die aktuellen Beiträge zur Kontroverse:
– Hans Joachim Lang. in FAZ vom 25.02.2019
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/hoch-schule/ns-medizinverbrechen-strassburg-schaedelstaette-moderner-forschung-16048248.html

– Julien Reitzenstein, in Jüdische Rundschau vom 18.06.2019
https://juedischerundschau.de/die-grausame-geschichte-der-strassburger-schaedelsammlung-135911416/

Für Hans-Joachim Lang sind Beger und andere eher schuldlose Personen, der Drahtzieher und Nutznießer sei der Anatom August Hirt gewesen. In dem von Bauer angestoßenen Prozess wurde Beger später zu drei Jahren Haft verurteilt, wobei ihm die Untersuchungshaft angerechnet wurde.

Ein weiterer neuer Film (als Arte Doku) und ein aktueller Beitrag in der FAZ beschäftigen sich auch mit dem Thema. Der Arte-Dokumentarfilm „Blut und Boden. Nazi-Wissenschaft“ ist wiederum von einem französischen Filmemacher (David Korn- Brzoza) gedreht worden. Leider ist dieser hervorragend gemachte Film nicht mehr in der Arte-Mediathek aufrufbar.

Oliver Jungen: Der akademische Sündenfall. Wenn Forscher zu Mördern werden. In FAZ vom 27.05.2019
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/doku-ueber-nazi-wissenschaftler-der-akademische-suendenfall-16209341.html

  1. Bücher/ Aufsätze

– Kurt Nelhiebel: Das dünne Eis von gestern und heute. Ossietzky Verlag. 2019.              Anhang 1
Ein neues Buch von Kurt Nelhiebel mit Nachrufen auf Persönlichkeiten der deutschen Nachkriegsgeschichte

– Hans Frick: Breinitzer oder die andere Schuld. München. Rütten & Loening. 1965       Anhang 2
Ein Roman über einen Arzt, der in NS-Zeit Täter war und der – viel zu spät – seine Moralität und Gewissen entdeckt.

– Karl- Heinz Pieper: Biografische Annäherung an die Anfangszeit des 2. Strafsenats.
Ein Aufsatz über zwei Richter des Bundesgerichtshofes (aus der Festschrift zu Thomas Fischer, 2018)                                Anhang 3

  1. NS-„Euthanasie“- Tagungen 

– Arbeitskreis zur Erforschung der NS-„Euthanasie“ und Zwangssterilisation
Herbsttagung 2019 im Bezirksklinikum Mainkofen (Bezirk Niederbayern) vom 15.11.- 17.11.2019.
https://www.ak-ns-euthanasie.de/wp-content/uploads/2018/10/Info_Herbsttagung-2019.pdf

– Fritz Bauer Institut
„Der nationalsozialistische Krankenmord in Europa“ . Internationale Tagung des Fritz Bauer Institutes in Kooperation mit der Gedenkstätte Hadamar vom 27.06.-29.06.2019 in Frankfurt am Main
https://www.fritz-bauer-institut.de/fileadmin/editorial/download/veranstaltungen/2019-06-27_NS-Krankenmord.pdf

– Institut für jüdische Geschichte Österreichs
 „Die Utopie des ‚gesunden Volkskörpers’. Geschlossene Anstalten, ‚Erb- und Rassenhygiene’, NS-Euthanasie“. 29. Internationale Sommerakademie des Instituts für jüdische Geschichte Österreichs.
Im Volkskundemuseum Wien vom 3.- 5.07.2019.
http://www.injoest.ac.at/de/aktuelles/cfp-sommerakademie-2019

  1. Pirna Sonnenstein
    Die Gedenkstätte Pirna/ Sonnenstein hat eine Schriftenreihe mit dem Titel „Den Opfern einen Namen geben“ herausgegeben. Es geht um Opfer der NS-„Euthanasie“, die in der Tötungsanstalt Pirna/Sonnenstein ermordet wurden.
    Inzwischen liegen 35 Einzelbiographien vor, die als kleine Hefte erschienen sind. Diese können entweder kostenlos bestellt oder auch als Download von der Webseite der Gedenkstätte heruntergeladen werden.
    https://www.stsg.de/cms/pirna/veroeffentlichungen/gesamtuebersicht
  1. Grafeneck
    Anbei ein Aufsatz über den Freiburger „Grafeneck-Prozess“ von 1950. Dieser Prozess stand quer zu den damaligen Zeittendenzen. Die Nachkriegsgesellschaft befand sich im Wiederaufbau und blickte nach vorn.

Angela Borgstedt: Die juristische Aufarbeitung der sogenannten „Euthanasie“ im Freiburger „Grafeneck-Prozess“. Aus der Schriftenreihe des Rechtshistorischen Museums Karlsruhe. (2018)                                Anhang 4

  1. FritzBauer und die Aufarbeitung der NS-„Euthanasie“
    Hier noch einmal der Aufsatz über „Fritz Bauer und die Aufarbeitung der NS-‚Euthanasie’“ von mir (U.D.), der über die umfangreichen Ermittlungen von Fritz Bauer zur NS-„Euthanasie“ berichtet. Der Text erschien im Jahrbuch der juristischen Zeitgeschichte (2016). Die Ermittlungsakten von Bauer zur NS-„Euthanasie“ übertrafen die zum Auschwitz-Prozess deutlich.                                          Anhang 5
  1. FritzBauer Freundeskreis
    Das nächste Treffen des Fritz Bauer Freundeskreises ist am Montag, den 30.09.2019, um 17 Uhr im DGB-Haus, Braunschweig, Wilhelmstraße 5. Ein Thema werden u.a. die Tondokumente von Fritz Bauer sein.                                                                                                                             Anhang 6

www.fritz-bauer-freundeskreis.de

Viele Grüße
Udo Dittmann