Fritz Bauer Info 11/2019

Liebe Interessenten des Fritz Bauer Freundeskreises,
anbei wieder einige aktuelle Infos zum Thema Fritz Bauer:
(Anhänge nur im Originalrundbrief)

  1. Zur neuen Fritz Bauer Briefmarke
    Die neue Fritz Bauer Briefmarke (2,70 €) ist  ab dem 2. Nov. 2019 erhältlich. Sie erscheint in der Serie
    „Aufrechte Demokraten“. In der online-Ausgabe „postfrisch 6/2019“ (S.8) erfolgt eine ausführliche Würdigung von Fritz Bauer, wobei der Auschwitz-Prozess und das Eintreten für die Widerstandskämpfer im Remer-Prozess (1952) hervorgehoben werden.                                                      Anhang 1
    Natürlich wäre es schöner gewesen, wenn es ein anderer Wert (z.B. 80 Cent) gewesen wäre. So findet die Briefmarke sicher nicht die häufige Verwendung, die durch einen anderen Wert möglich gewesen wäre.
    https://images.shop.deutschepost.de/MEDIA/PROD_ProductCatalog/2019_06_Postfrisch_2019_06_Postfrisch.pdf?profile=original 
  1. Fritz Bauer und amnesty international
    In Göttingen findet eine Veranstaltung zu „Fritz Bauer und amnesty international“ statt
    „Generalstaatsanwalt Fritz Bauer im Widerstreit politischer Interessen
    Das Interview mit der Amnesty Journal-Redaktion“
    Text: Dieter Schenk/ Veranstalter und Regie: 3 AI-Gruppen im Raum Göttingen
    In der Rolle Fritz Bauer: Gerd Zink, Deutsches Theater Göttingen
    Am 12.11.19, 19:30 Uhr ,Göttingen, Gemeindesaal der ev. ref. Gemeinde, Untere Karspüle 11
    Eintritt frei, Spenden gern gesehen

Als weiteren Hintergrund zu der Thematik ein Text von mir  zu „Fritz Bauer und amnesty international“. Fritz Bauer war 1962 auf das Symposium von amnesty international zur Spiegelaffäre in Köln eingeladen. Er konnte nicht kommen und schrieb dafür einen Text, der später in der Dokumentation des Symposiums von Gerd Ruge abgedruckt wurde.                                       Anhang 2

  1. Filmgespräch zu Fritz Bauer im Landgericht Cottbus
    Am Montag, den 18. November 2019, um 18 Uhr ist ein Filmgespräch mit Prof. Dr. Herta Däubler-Gmelin und der Regisseurin Ilona Ziok („Fritz Bauer- Tod auf Raten“)
    im Landgericht Cottbus, Gerichtsstraße 3, Schwurgerichtssaal
    Veranstalter: Verein Aufarbeitung Cottbus e.V. in Kooperation mit dem Landgericht Cottbus, gefördert durch die Landeszentrale für politische Bildung Brandenburg                                   Anhang 3
    Die Initiatorin Nicole Nocon ist auch Ansprechpartnerin für das Projekt „generation e“ und dem Butterfly-Projekt in Cottbus. Hier soll mit Keramik-Schmetterlingen an die 1,5 Millionen Kinder und Jugendlichen erinnert werden, die im Holocaust getötet wurden.                                              Anhang 4
    https://www.niederlausitz-aktuell.de/cottbus/75831/initiative-butterfly-project-zum-holocaust-an-cottbuser-schule-gestartet.html
    und    https://thebutterflyprojectnow.org
  1. Zum neuen Fritz Bauer Roman „Ein Stein für Fritz Bauer“ vonSylvain Treperman
    2018 ist ein erster Roman zu Fritz Bauer von dem französischen Autor Sylvain Treperman erschienen. Er spielt 1967/ 68 in der Region Frankfurt und ist als Kriminalgeschichte konzipiert. Angestoßen wurde Treperman durch den Dokumentarroman „Großes Bundesverdienstkreuz“ von Bernd Engelmann (1974),  der auf die „Aktivitäten“ des Unternehmers Fritz Ries eingeht, der durch Arisierungen in den 30er Jahren ein Vermögen erwarb und später gegen die Große Koalition unter Willy Brandt agierte. Beide Bücher sind lesenswert. Hier ein kurzer Kommentar von mir zu dem Roman von Sylvain Treperman.                                                                                                 Anhang 5
    Sylvain Treperman: Ein Stein für Fritz Bauer. 2018. (14,99 €) 
  1. Fritz Bauer Institut
    Mi, 13.Nov.2019, 18.15 Uhr                 Goethe-Universität Frankfurt
    „Neostalinismus und die russische Gesellschaft heute“, Vortrag von Prof. Dr. Irina Scherbakowa
    Das Veranstaltungsprogramm von Okt. 2019- Febr. 2020 hier als Download
    https://www.fritz-bauer-Institut.de/fileadmin/editorial/download/veranstaltungen/FBI_Programm_2019-2.pdf
  1. Dieter Schenk. Zur Premiere des Spielfilms „Obroncy Poszta“
    Dieter Schenk hat mehrfach Vorträge in Polen zu Fritz Bauer gehalten. Über die Verteidigung der
    Danziger Post 1939 hat er ein Buch geschrieben, nun ist ein Spielfilm dazu gedreht worden. Zur
    Premiere des Films hielt er in Gdansk (Danzig) am 28.10.2019 eine Rede, in der er auch den Bezug zu
    Fritz Bauer herstellt.                                                                                                                    Anhang 6
  1. „Der Stellvertreter“ – ein Film von Costa Gavras
    Am 3. Nov. 2019 wurde der Film „Der Stellvertreter“ von dem französischen Filmemacher Costa
    Gavras auf ARTE gezeigt. In der Hauptrolle Ulrich Tukur als Kurt Gerstein. Es ging um die Frage,
    was wusste der Vatikan über den Holocaust. Ein sehr gelungener und intensiver Film. Eine Vorschau ist dazu auf ARTE bis 30.11.2019 zu sehen.
    https://www.arte.tv/de/videos/086680-119-A/der-stellvertreter-von-costa-gavras-ein-film-eine-minute
    Als Vertiefung mag das Buch von Saul Friedländer „Kurt Gerstein oder die Zwiespältigkeit des Guten“. 1967 (2007) dienen.
    Fritz Bauer hatte sich 1965 zu dem Thema „Auschwitz auf dem Theater“ zum szenischen Oratorium „Die Ermittlung“ von Peter Weiss in Stuttgart dazu geäußert.
  1. Heinrich von Treitschke: „Die Juden sind unser Unglück“
    In dem Beitrag „Unsere Aussichten“ in den Preußischen Jahrbüchern, Bd 44, 1879, hat sich Treitschke zur internationalen Politik geäußert. Dort taucht auch der Satz „Die Juden sind unser Unglück“ auf, der später zum Schlagwort des „Stürmers“ in der NS-Zeit wurde. Mit dem Aufsatz löste er 1879 den Antisemitismusstreit aus, der zu Zerwürfnissen mit Theodor Mommsen und Droysen führte. Treitschke war nationalliberaler Abgeordneter im Reichstag und ab 1878 ohne Parteizugehörigkeit. Er war einer der meist gelesenen Historiker seiner Zeit und machte den Antisemitismus in bürgerlichen Kreisen salonfähig. Hier der Aufsatz von Treitschke im Original.                                            Anhang 7
    In mehreren Städten wurde später die Treitschke-Straße umbenannt, in Stuttgart wurde 2010 aus der Treitschke-Straße die Fritz Bauer Straße.
    https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.stuttgart-sillenbuch-treitschkestrasse-wird-umbenannt.cc646082-6982-4d6e-8455-6aa21f913738.html
  1. „Die Juden als ‚Köterrasse’“ – Frau wurde 2018 wegen antisemitischer Äußerungen  in Hanau verurteilt
    „Eine 50jährige nannte Juden ‚Köterrasse’ und versetzte in Laatzen drei Erinnerungssteine an einem Ehrenmal. Die Attacken zielten auf Bernadette Gottscholk – zwei ihrer Angehörigen wurde in KZs umgebracht.“. Nach einer ersten Verurteilung in Hanau hat dann auch das Amtsgericht Hannover die Frau verurteilt. Hier ein Bericht aus der HAZ vom 14.01.2019:
    https://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Amtsgericht-Hannover-bestraft-antisemitische-Aeusserungen-und-das-Versetzen-von-Gedenksteinen-juedischer-KZ-Opfer
    Das Ehepaar Gottschalk aus Hannover kämpfte gegen antisemitische Angriffe. Es schrieb zahlreiche Politiker im Bundesgebiet an, die ihre Unterstützung zusagten. Sehr schnell und differenziert reagierten Bundespräsident Steinmeier und Ministerpräsident Bouffier aus Hessen. Nur vor Ort (in Laatzen, Stadt Hannover) tat sich nicht viel, auch der SPD-Innenminister von Niedersachsen, Boris Pistorius, antwortete nicht.
  1. Dürrenmatts Einsatz für die Meinungsfreiheit
    In einem Beitrag in der NZZ vom 26.10.2019 geht es um Dürrenmatt, der vor 50 Jahren das Preisgeld für einen Literaturpreis an eine Zeitschrift weiterreichte, in der auch Fritz Bauer publizierte. Es war die Zeitschrift „Neutralität“ des Journalisten Paul Ignaz Vogel, die sich im damaligen Kalten Krieg weder links noch rechts positionieren wollte. Ein lesenswerter Beitrag von Hannah Einkauf:
    https://www.nzz.ch/schweiz/duerrenmatts-einsatz-fuer-die-meinungsfreiheit-ld.1517601
  1. Holodomor – zum Massenmord in der Ukraine unter Stalin 1932/33
    Als „Holodomor“ wird die schwere Hungersnot in der Ukraine in den Jahren 1932/33 bezeichnet, der etwa 3,9 Millionen Ukrainer zum Opfer fielen, die durch die Zwangskollektivierung von Stalin entstanden war (nach anderen Schätzungen sogar bis 9 oder 10 Millionen Tote). Die Erinnerung daran war in der Sowjetunion tabuisiert. Erst langsam beginnt die Aufarbeitung in der Ukraine, seit 2009 sind dort die Archive geöffnet, nicht aber in Russland. – Das Wort kommt aus dem Ukrainischen (Holod= Hunger, Mor= Sterben, Tod) und ist sprachlich nicht verwandt mit dem Begriff Holocaust. 2017 erschien dazu ein neues Buch der US-amerikanischen Historikerin Anne Applebaum „Red Famine. Stalin’s war on Ukraine“ (Dt. „Roter Hunger. Stalins Krieg gegen die Ukraine“, 2019).
    https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/sachbuch/rezension-zu-anne-applebaum-roter-hunger-stalins-krieg-gegen-die-ukraine-16180881.html
    2017 erschien ein erster Spielfilm zu dem Thema (auch als DVD erhältlich)
    „Holodomor- Bittere Ernte“  von George Mendeluk mit Max Irons und Samantha Barks
    https://www.youtube.com/watch?v=S1BPK2DBC7s
  1. Zur Ausstellung „Ungesühnte Nazi-Justiz“ (1959- 2019)
    – 27. November 2019                  Karlsruhe
    „Die Ausstellung ‚Ungesühnte Nazi-Justiz’ vor 60 Jahren in Karlsruhe“
    Vortrag von Dr. Stephan Alexander Glienke (Univer­si­tät Flens­burg)
    https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/stadtarchiv/mittwochabend2019.de
    Am 27.11.1959  wurde Reinhard Strecker, der die Ausstellung „Ungesühnte Nazi-Justiz“ organisiert hatte, vom Generalbundesanwalt Max Güde eingeladen, der die Richtigkeit der dortigen Angaben bestätigte. Das war ein wichtiges Zeichen, da es heftige Widerstände gegen diese Ausstellung – auch von der SPD – gab  Im Anhang dazu eine Pressemitteilung des Bundesvorstandes der SPD vom 24.11.1959 gegen diese Ausstellung.                                                                                          Anhang 8
    Fritz Bauer stand dagegen der Ausstellung positiv gegenüber. Noch heute tut sich teilweise die SPD noch schwer mit dieser Ausstellung. Im Anhang 8a der Beschluss der SPD Berlin Steglitz- Zehlendorf vom 11.07.2017, eine Gedenktafel oder Stele zur Würdigung der Ausstellung „Ungesühnte Nazi-Justiz“ abzulehnen. Die Ausstellung war früher auch in Berlin gezeigt worden.                            Anhang 8a
  1. Herbsttagung des „Arbeitskreises zur  Erforschung der NS-‚Euthanasie’ und Zwangssterilisation“ in Mainkofen (Deggendorf, Niederbayern)
    Die Herbsttagung des Arbeitskreises ist vom 15.- 17. Nov. 2019 im Bezirksklinikum Mainkofen.
    Thema: „Dokumentation, Rezeption und Partizipation im Kontext der NS- Patientenmorde“.
    Info und Anmeldung unter:
    https://www.ak-ns-euthanasie.de/wp-content/uploads/2019/08/Herbsttagung-2019.pdf
    Anmerkung: Kurze Berichte der Arbeitskreis-Tagungen von den Jahren 2013- 2019 sind auf der neuen Webseite des Fritz Bauer Freundeskreises zu finden:
    http://fritz-bauer-freundeskreis.de/berichte-vom-arbeitskreis-zur-erforschung-der-ns-euthanasie-und-zwangssterilisation
  1. Braunschweig/ Wolfenbüttel
    7.11.2019- 27.1.2020           Niedersächsisches Landesarchiv Wolfenbüttel
    Ausstellung „Gekommen, um zu bleiben? Jüdische Migranten aus Osteuropa im Braunschweiger Land“. Parallel zur Ausstellung wird das Ergebnis eines Schülerprojektes der Großen Schule Wolfenbüttel präsentiert.. Infos unter: www.ij-n.de
  1. Fritz Bauer Freundeskreis
    Das nächste Treffen des Fritz Bauer Freundeskreises ist am Montag, 25.11.2019, um 17 Uhr im DGB-Haus, Braunschweig, Wilhelmstraße 5.                      Anhang 9

Viele Grüße             Udo Dittmann