Fritz Bauer Info 11/12 2018

Liebe Interessenten des Fritz Bauer Freundeskreises,
anbei wieder einige aktuelle Infos zum Thema Fritz Bauer:
(Dokumente sind nur im Original Rundbrief beigefügt)

  1. Zur Tagung „Fritz Bauer und die 68er“ in Frankfurt vom 2.-3.Juli 2018

Nach dem Gedenkakt für Fritz Bauer in der Paulskirche  am 1.Juli 2018 anlässlich seines 50. Todestages fand am 2.-3. Juli 2018 eine Tagung zu Fritz Bauer mit dem Thema „Fritz Bauer und die 68er – Verbindendes und Trennendes“ statt. Die Tagung wurde vom Fritz Bauer Institut in Frankfurt veranstaltet. Hier ein kurzer Bericht zu der Tagung von U. Dittmann.                                    Anhang 1

2. Fritz Bauer Institut
a.„Einsicht 2018“ – Bulletin des Fritz Bauer Institutes
Das neue Bulletin des Fritz Bauer Institutes „Einsicht 2018“ ist im November 2018 erschienen. Es wird jetzt nur noch 1 x im Jahr herausgegeben. Schwerpunkte des Heftes sind:
–          Die Radikalisierung der NS-Judenpolitik 1938
–          Der Holocaust in europäischen Geschichtsmuseen (Polen, Kroatien, Tschechien)
Außerdem sind im Heft zahlreiche Rezensionen abgedruckt. Das Bulletin kann vollständig als pdf-Datei herunter geladen werden.
https://www.fritz-bauer-institut.de/fileadmin/user_upload/uploadsFBI/einsicht/Einsicht-2018.pdf

b. Neuerscheinung „Fritz Bauer – Kleine Schriften (1961- 1969)
Im Dez. 2018 erscheinen die „Kleinen Schriften“ von Bauer aus den Jahren 1961-69.  Mit ca. 1800 Seiten in zwei Teilbänden. Gebunden. 78 €. Campus-Verlag. Es ist auch als E-Book erhältlich.
Herausgeber sind Lena Foljanty und David Johst
www.campus-verlag.de

– Mi, 6.Februar 2019, um 18,.15 Uhr
Präsentation der „Kleinen Schriften“ mit Dr. Lena Foljanty, Dr. David Johst, Prof. Dr. Raphael Gross und Prof. Dr. Sybille Steinbacher (mit O-Tönen Fritz Bauers)
Ort: Goethe-Universität, Frankfurt am Main, Norbert-Wollheim Platz 1, IG Farben Haus, Raum 311
www.fritz-Bauer-institut.de

3. Zur Straßburger Skelettsammlung (Der Fall Beger – Fritz Bauers „letzter Fall“) – eine Stellungnahme von Johannes Warlo, Oberstaatsanwalt a.D.
In dem Buch von Julien Reitzenstein „Das SS-Ahnenerbe und die ‚Straßburger Schädelsammlung’ – Fritz Bauers letzter Fall“ wurde der Fall Beger neu aufgerollt. Bruno Beger war Anthropologe und hatte 1938/ 39 an der Tibet-Expedition des SS-Ahnenerbe unter Ernst Schäfer teilgenommen. In dem neuen Fall ging es um 150 jüdische KZ-Häftlinge aus Auschwitz, die 1943 willkürlich ausgewählt wurden und für eine Skelett- bzw. Schädelsammlung an der Reichsuniversität Straßburg getötet werden sollten. 86 Opfer wurden dazu im KZ Natzweiler in der Nähe von Straßburg mit Gas ermordet.
Als Haupttäter galt der Anatom August Hirt. – Fritz Bauer griff den Fall später neu auf und ließ u.a. gegen Bruno Beger ermitteln; seine Anklageschrift ist auf den 8.Mai 1968 datiert (gegen Beger, Fleischhacker und Wolff).
Werner Renz hatte zu dem Buch von Julien Reitzenstein differenziert Stellung genommen und auf einige Ungenauigkeiten hingewiesen (siehe Rundbrief vom 10.09.2018).

Anbei eine Stellungnahme von Johannes Warlo, Oberstaatsanwalt a.D. zum Fall Beger, die er mir am 7.Okt. 2018 auf eine Nachfrage hin zugeschickt hatte. Herr Warlo war damals von Fritz Bauer beauftragt worden, die Anklageschrift zum Fall Beger zusammenzustellen.

4. Fritz Bauer und Richard Schmid
Hans-Ernst Böttcher, früherer Präsident des Landgerichts in Lübeck, hat eine neue Studie zu Richard Schmid vorgelegt, der nach dem Krieg Generalstaatsanwalt und Präsident des Landgerichts in Stuttgart gewesen war. Richard Schmid und Fritz Bauer waren gut befreundet, schon vor 1933 hatten sie zu dritt mit Kurt Schumacher einen „Junggesellen-Stammtisch“ (!) in Stuttgart und sich regelmäßig getroffen und politisch ausgetauscht. Richard Schmid hatte nach Bauers Tod auch unter Freunden eine Trauerrede gehalten, die in Heft 1/68 der Kritischen Justiz (auch frei im Netz) zu finden ist:
https://www.kj.nomos.de/fileadmin/kj/doc/1968/19681Schmid_S_60.pdf

Hans-Ernst Böttcher: Richard Schmid, Anwalt der illegalen Sozialistischen Arbeiterpartei – eine Skizze.
Der Text ist zu finden in dem Sammelband „Die Rolle der Juristen im Widerstand gegen Hitler“ – eine Festschrift für Friedrich Justus Perels, herausgegeben von der Stiftung Adam von Trott zu Solz. 2017. Nomos-Verlag.

5. Dieter Schenk: Der „Nationalsozialistische Untergrund“ (NSU)
Dieter Schenk, Autor des Buches „Die braunen Wurzeln des BKA“, hat mehrfach Texte zu Fritz Bauer geschrieben und auch Vorlesungen in Polen (an der Uni Lodz) zu Fritz Bauer gehalten. In der neuen Vorlesung an der Uni Lodz setzt er sich mit dem NSU („Nationalsozialistischen Untergrund)“ kritisch auseinander.                                              http://www.dieter-schenk.info/fritzbauer.html

Zu der Thematik „NSU“ auch das Buch von Mehmet Daimagüler „Empörung reicht nicht- Unser Staat hat versagt. Jetzt sind wir dran.“. Köln. 2017.
Daimagüler war Opferanwalt der Nebenklage im NSU-Prozess und beschreibt eindrücklich die „Versäumnisse“, „Pannen“ usw., die Rolle des Verfassungsschutzes und auch der Generalbundesanwaltschaft. Seine Erkenntnisse sind zum Teil erschütternd und werfen Fragen nach der Substanz unseres Rechtsstaates auf.

6. Humanistische Union
Die HU (Humanistische Union) wurde 1961 von Fritz Bauer mitbegründet. Seit 1969 gibt sie den Fritz Bauer Preis heraus (zur Zeit alle zwei Jahre).
Eine Publikation der HU ist die Zeitschrift „vorgänge“. Das neue Heft „vorgänge Nr. 224“ befasst sich mit Fragen des Rechtspopulismus. Welche Ursachen lassen sich für den zunehmenden Rechtsruck ausmachen?
vorgänge Nr. 224: Der Osten als Vorreiter? Rechtspopulismus im Gefolge wirtschaftlicher und politischer Umbrüche.
http://www.humanistische-union.de/nc/publikationen/vorgaenge/online_artikel/224/.

7. Reinhard Strecker und die Ausstellung „Ungesühnte Nazi-Justiz“
Die Ausstellung „Ungesühnte Nazi-Justiz“ von 1959 war ein wichtiger Beitrag zur kritischen Auseinandersetzung mit der NS-Justiz. Reinhard Strecker, der Initiator der Ausstellung war (wie Bauer) lange Zeit in Vergessenheit geraten. Erst seit einigen Jahren werden seine Verdienste gewürdigt. 2017 erhielt er dafür das Bundesverdienstkreuz.
Anbei die Laudatio von Prof. Günter Morsch vom 28.9.2017 zu Reinhard Strecker,
http://guenter-morsch.de/laudation-reinhard-strecker/Der Vorschlag, eine Stele für die Ausstellung in Berlin-Steglitz aufzustellen, wurde dort jedoch von der CDU und den Grünen/ Bündnis 90 im Bezirksrat im Januar 2018 abgelehnt.
Der SWR zeigt Interesse an einer Doku zu Reinhard Strecker und dem damaligen Generalbundesstaatsanwaltes Max Güde, der die Ausstellung positiv eingeschätzt hatte. Auch für Bauer war die Ausstellung wichtig gewesen.

8. Zum „Generalplan Ost“
Der „Generalplan Ost“ war ein finsteres Projekt zum Massenmord und Geburtenkontrolle im Osten. Der Planungshorizont ging bis zur Krim. Matthias Burchard (Berlin) hat immer wieder mit kritischen Beiträgen auf dieses Thema aufmerksam gemacht.
Nähere Infos auf der Webseite http://gplanost.x-berg.deDazu auch das Buch von Götz Aly/ Susanne Heim: Vordenker der Vernichtung. Auschwitz und die deutschen Pläne für eine neue europäische Ordnung. Frankfurt. 1991 (neu 2013)

9. Zur NS-„Euthanasie“ und Zwangssterilisation – Schul- und Jugendtheaterbewerb zu Biographien von Opfern der NS-„Euthanasie“- Verbrechen 2018-2019
Das Projekt „andersartig gedenken“ fördert Theater gegen das Vergessen. Bundesweit sind Theatergruppen aufgerufen, eine Opfer-Biographie ins Zentrum eines selbst-entwickelten Bühnenstücks zu stellen. Die Theaterproduktionen können neben Fakten und Bezüge auf aktuelle gesellschaftspolitische Diskurse wie z. B den Umgang mit Menschen mit Behinderungen, bioethischen Fragestellungen oder die Sterbehilfe beinhalten.

Infos unter www.gedenkort-T4.eu  oder   https://www.andersartig-gedenken.de/startseite.html

Die Einsendefrist ist bis zum 29.Mai 2019.

– Tagungsband zur Herbsttagung des „Arbeitskreises zur Erforschung der NS-‚Euthanasie’ und Zwangssterilisation“ 2016 in Klingenmünster (Pfalz)

M.Rotzoll, Chr. Beyer, M. Brünger, G. Lilienthal, A. Dietz (Hg): Der regional vernetzte Krankenmord. Die Heil- und Pflegeanstalt Klingenmünster/ Pfalz in Verbindung mit Baden, Bayern, Elsass und Lothringen. Köln.2018.

Weitere Neuerscheinungen:

– Udo Benzenhöfer: Der Bau von Ausweichskrankenhäusern und die Verlegungen von Geisteskranken in Verantwortung von Karl Brandt nach dem Stopp der Aktion T4. Ulm. 2018.

– Nebel im August (Der Fall Ernst Lossa vor Gericht). Dokumentarstück von John von Düffel. Nach der Romanbiographie von Robert Domes. Grizeto Verlag. 2018. (13,80 €)                      

Zur Zwangssterilisation:

Das Standardbuch zur Zwangssterilisation von Gisela Bock „Zwangssterilisation im Nationalsozialismus“ von 1986 (2. Auflage 2010) ist vergriffen. Es ist jedoch als digitale Edition zu finden unter https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/23087

Zu Südtirol und NS-„Euthanasie“
Zum Thema „NS-‚Euthanasie’ und Südtirol“ ist ein neues Buch erschienen. Der Inhalt eines Kapitels wurde in einem kurzen Bericht von Elisabeth Malleier auf der Tagung des AK Euthanasieforschung in Görlitz im Juni 2018 vorgestellt.
Marlene Messner, Elisabeth Malleier (Hg): Agnes, Ida, Max und die anderen. NS-„Euthanasie“ und Südtirol. Vergessen und Erinnern. 2018.

http://www.edizionialphabeta.it/it/Book/agnes-ida-max-und-die-anderen/978-88-7223-310-8

Film zum 90. Geburtstag des Medizinhistorikers Gerhard Baader
Gerhard Baader, Ehrenmitglied des AK Euthanasieforschung, war viele Jahre an der Charite Berlin als Medizinhistoriker tätig und hatte in den 70er/ 80er Jahren wesentliche Impulse zur Erforschung der NS-Medizin-Verbrechen und NS-„Euthanasie“ gegeben. Zum 90. Geburtstag wurde ein Film über ihn von Heike Bernfeldt und Melanie Langpap gedreht, der einen Überblick über verschiedene Stufen seines Lebens gibt: als Medizinhistoriker, SPD-Mitglied, als Marxist und engagiertes Mitglied der Berliner jüdischen Gemeinde.

https://vimeo.com/melanielangpap/baader       Passwort 1928

(mit freundlicher Genehmigung der Filmemacherin Heike Bernfeldt)

10. Jüdische Spurensuche in Galizien
Interessante Reisen nach Osteuropa werden von „Horizonte Bildungsreisen“ angeboten, unter anderem auch zum Thema  „Auf jüdischen Spuren durch das polnisch-ukrainische Galizien und die nördliche Bukowina“ (31.05. – 10.06.2019/ 01.08. – 11.08.2019/ 03.10. – 13.10.2019)

www.horizonte-bildungsreisen.de.

11. Fritz Bauer Freundeskreis
Das nächste Treffen des Fritz Bauer Freundeskreises ist am Montag, den 21.01.2019, um 17 Uhr im
DGB-Haus, Braunschweig, Wilhelmstraße 5.

www.fritz-bauer-freundeskreis.de

Viele Grüße
Udo Dittmann