Fritz Bauer Info 05/2021

Liebe Interessenten des Fritz Bauer Freundeskreises,
anbei wieder einige Infos zum Thema Fritz Bauer:
(Anhänge nur im Originalrundbrief)

  1. 75 Jahre Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt (1946- 2021) – Neues Porträt von Fritz Bauer im Foyer des OLG und der GStA Frankfurt
    Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt wurde am 8.03.1946 durch eine Anordnung der US- amerikanischen Militärregierung eingerichtet, außerdem gab es eine weitere Verordnung über die Errichtung eines Oberlandesgerichtes für Groß-Hessen am 23.05.1946. Es gibt somit ein doppeltes Jubiläum in der Frankfurter Justiz.
    Zu Ehren von Fritz Bauer wurde im gemeinsamen Foyer von Generalstaatsanwaltschaft und Oberlandesgericht – auf Vorschlag des früheren Richters am OLG Frankfurt Georg D. Falk – ein Porträtbild von Bauer des Künstlers Rainer Lather aufgehängt.
    https://www.eder-dampfradio.de/blog/2021/03/06/75-jahre-generalstaatsanwaltschaft-frankfurt-am-main/#:~:text=Das%20Jahr%201946%20ist%20die%20Geburtsstunde%20der%20Generalstaatsanwaltschaft,bei%20dem%20Oberlandesgericht%20Frankfurt%20am%20Main%20eingerichtet%20wurde

– „Doppeltes Jubiläum in der Justiz. Oberlandesgericht Frankfurt und Generalstaatsanwaltschaft werden 75 Jahre alt“ von Oliver Teutsch (FR, März 2021)                     Anhang 1

– Pressemitteilung des Oberlandesgerichts Frankfurt vom 4.3.2021                   Anhang 1a
Zu Rainer Lather: http://www.rainer-lather.de/galerie

  1. Fritz Bauer Ausstellung in der „Topographie des Terrors“ (Berlin)
    Vom 28.April– 17.Oktober 2021 wird die Ausstellung „Fritz Bauer. Der Staatsanwalt. NS-Verbrechen vor Gericht“ im Dokumentationszentrum „Topographie des Terrors“, Niederkirchnerstraße 8, 10963 Berlin, zu sehen sein. Im Begleitprogramm gibt es folgende Veranstaltungen:
    – Dienstag, 13.Juli 2021
    Fritz Bauer und der Umgang mit der NS-Vergangenheit. Vortrag und Lesung.
    Mit Lena Foljanty (Wien) und David Johst (Halle), Moderation: Stephanie Bohra (Berlin)
    – Dienstag, 31. August 2021
    Diener des Rechts und der Vernichtung. Das Verfahren gegen die Teilnehmer der Konferenz von 1941 oder: Die Justiz gegen Fritz Bauer Buchpräsentation Christoph Schneider (Frankfurt); Moderation: Tobias Freimüller (Frankfurt)
    – Dienstag, 12. Oktober 2021
    Fritz Bauer und der Auschwitz-Prozess. Vortrag von Sybille Steinbacher (Frankfurt).
    Moderation: Annette Weinke (Jena)
    https://www.fritz-bauer-institut.de/ausstellungen/fritz-bauer-der-staatsanwalt 
  1. Marit Tiefenthal, die Nichte von Fritz Bauer, zu Gast im SWR
    In der Sendung des SWR „Ich trage einen großen Namen“ war im März 2021 die Nichte von Fritz Bauer zu Gast. Es handelt eine Quizsendung, in der ein prominentes Rateteam die Namen von Gästen erraten soll, die Nachfahren berühmter und eindrucksvoller Persönlichkeiten sind. Marit Tiefenthal berichtete im Gespräch, wie sie sich inzwischen intensiv mit der Biographie ihres Onkels beschäftigt.
    www.swrfernsehen.de/ich-trage-einen-grossen-namen/der-herzhafte-und-der-unbeugsame-100.html
    Leider ist die Sendung nur für kurze Zeit in der Mediathek gewesen und jetzt nicht mehr abrufbar.
  1. Neue Rezension zu „Fritz Bauer und ‚Achtundsechzig‘“
    Zu dem Buch „Fritz Bauer und ‚Achtundsechzig‘“ (2020) von Katharina Rauschenberger und Sybille Steinbacher (Hg), das auf eine Tagung des Fritz Bauer Institutes zurückgeht, ist eine neue Rezension auf H-Soz.-Kult von Kerstin Hofmann, Arolsen Archives, Bad Arolsen, erschienen. https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-49861?title=k-rauschenberger-u-a-hrsg-fritz-bauer-und-achtundsechzig&recno=30&fq=&page=2&q=&sort=&total=17817
  1. Vor 60 Jahren – am 11. April 1961 – begann der Eichmann-Prozess in Jerusalem
    Anbei zwei Beiträge zum Eichmann-Prozess, der vor 60 Jahren begann:
    – Werner Renz: Eichmann in Jerusalem, eine Mentalität vor Gericht. In: Frankfurter Rundschau vom 4.11.2020                                              Anhang 2
    – Interview mit Sybille Steinbacher, Direktorin des Fritz Bauer Institutes, zum Eichmann-Prozess auf SWR am 12.04.2021
    http://www.swr.de/swr2/leben-und-gesellschaft/vor-60-jahren-begann-der-eichmann-prozess-israelisches-lehrstueck-fuer-die-welt-100.html
  1. Andrea Löw: Im Labyrinth des Schweigens (Hauptstadtbrief 28/3)
    Prof. Dr. Andrea Löw ist stellvertretende Leiterin des Zentrums für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte (IFZ) in München. Mit Frank Bajohr gab sie 2015 den Band „Holocaust. Ergebnisse und neue Forschungen“ heraus. – In diesem Beitrag beschäftigt sich Löw mit der Frage, warum auch 2021 noch Verfahren gegen Menschen, die in Konzentrationslagern Dienst taten, geführt werden sollten.
    https://www.derhauptstadtbrief.de/im-labyrinth-des-schweigens/
  1. Dokumentarfilm „Fritz Bauer – Tod auf Raten“ von Ilona Ziok (2010) in der Auswahlliste der AG DOK (Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm)
    Die AG Dokumentarfilm ist ein Netzwerk von Filmschaffenden, die sich mit dokumentarischen Inhalten beschäftigen. Zum 40jährigen Bestehen gab das Netzwerk eine Auswahl von 108 Filme (aus den Jahren 1980-2019) heraus. Es handelt sich um eine repräsentative Auswahl, die aber letztlich auch nur eine subjektive Auswahl eines Kuratorenteams ist. Unter den 108 ausgewählten Filme ist auch der Dokumentarfilm „Fritz Bauer – Tod auf Raten“ (2010), der wesentlich mit zur Wiederentdeckung von Fritz Bauer beigetragen hat.
  1. Prof. Dr. Erardo C. Rautenberg – Vortrag zu Fritz Bauer (2017)
    Zur Erinnerung an den früheren Generalstaatsanwalt von Brandenburg, der am 17. Juli 2017, verstarb. Er hatte sich in den letzten Lebensjahren immer für eine Wiederentdeckung von Bauer eingesetzt. Hier eine seiner Reden zu Fritz Bauer aus dem Jahr 2017 – im „Kohlenkeller“ (Mexikoplatz/ Berlin):
    https://youtu.be/y9tHs72DdTc
  1. Filme
    a. Hinweis auf den Trailer zum Film „Fritz Bauer- Generalstaatsanwalt, Nazi-Jäger“ (Frankreich, 2019), von Catherine Bernstein: https://vimeo.com/ondemand/fritzbauer
    b. „Shoah“ – Film von Claude Lanzmann (9,5 Std). Mehrsprachige Originalfassung (frz, engl, dt, hebr) von 2007 ist jetzt erstmals online zu sehen: bei Vimeo/ Amazon prime video (Teil 1+2) als Stream oder Download: https://film.absolutmedien.de/shoah-newsletter/
    c. „Liebe Angst“. Ein Dokumentarfilm von Sandra Prechtel (De, 2021) über eine Sängerin in Berlin, deren Mutter nach Auschwitz deportiert worden war.
    https://www.nordmedia.de/pages/service/produktionsspiegel/subpages/liebe_angst__at_/index.html
  1. Zur Saalumbenennung im Landgericht Braunschweig
    Eine Umbenennung des Saales 141 nach Fritz Bauer (in dem 1952 der „Remer-Prozess“ stattgefunden hat) soll auch weiterhin nicht erfolgen. Allerdings hat die Präsidentin des Landgerichts Braunschweig, Frau Moll-Vogel, auf eine Anfrage von Bernadette Gottschalk (Hannover) diesmal persönlich geantwortet und darauf hingewiesen, dass nach dem Abschluss der gegenwärtig durchgeführten Bauarbeiten im Landgericht „an geeigneter Stelle und auf geeignete Weise auf den sogenannten Remer-Prozess aus dem Jahr 1952 und die Rolle Fritz Bauers hieran“ hingewiesen werden soll.
    Es bleibt abzuwarten, ob und wann dies umgesetzt wird. Zum Schreiben der Landtagspräsidentin siehe folgenden Anhang.                                                 Anhang 3
  1. NS-„Euthanasie“– Arbeitskreis zur Erforschung der NS-„Euthanasie“ und Zwangssterilisation
    Die Frühjahrstagung 2021 fand am 23.4.- 25.4.2021 in Kaufbeuren/ Irsee online statt.
    Die Herbsttagung 2021 wird vom 12.11.- 14.11.2021 in der Gedenkstätte Brandenburg stattfinden.
    (Ob live oder digital wird zeitnah entschieden, je nach Stand der Pandemie). Einladung und erste Infos zur Herbsttagung auf der Webseite des Arbeitskreises www.ak-ns-euthanasie.de
    Die Frühjahrstagung 2020 (Pirna) und Herbsttagung 2020 (Lüneburg) waren wegen der Pandemie abgesagt worden.
    Zur letzten Live-Tagung des Arbeitskreises in Mainkofen (Niederbayern) am 15.11.- 17.11.2019 hier ein Kurzbericht von U. Dittmann.                                                                                               Anhang 4

– „80 Jahre danach. Das ‚Haus der Flieger‘ und die ‚Euthanasie‘- Verbrechen“
Am 19. April 2021 erinnerte das Abgeordnetenhaus von Berlin und die Stiftung Topographie des Terrors mit der Veranstaltung „80 Jahre danach. Das ‚Haus der Flieger‘ und die „Euthanasie“- Verbrechen“ im digitalen Rahmen an die Juristenkonferenz vom April 1941. Damals wurde das „Haus der Flieger“ zum Schauplatz einer Konferenz, die beispielhaft für die Mitwirkung der Justiz an der NS-Gewaltherrschaft steht.
Auf Initiative des amtierenden Justizministers Franz Schlegelberger waren mehr als 100 Personen im ehemaligen Plenarsaal des schon Jahre zuvor aufgelösten Preußischen Landtags zusammengekommen, darunter sämtliche Generalstaatsanwälte und Oberlandesgerichtspräsidenten des Reiches. Die führenden Juristen des Reiches wurden über die Tötung von behinderten und psychisch Kranken im Rahmen der seit Anfang 1940 laufenden „Aktion T4“ informiert. Keiner der Juristen protestierte gegen das Verbrechen, das auch damaligem Recht offenkundig widersprach. Gegen die Teilnehmer der Konferenz eröffnete Fritz Bauer 1965 eine Voruntersuchung gegen 20 Beschuldigte. Nach seinem Tod wurde das Verfahren eingestellt.
Mit Beiträgen von Christoph Schneider (Frankfurt), Maike Rotzoll (Heidelberg), Ingo Müller (Berlin) und Sigrid Falkenstein (Berlin). Moderation: der Rechtsexperte des SWR, Frank Bräutigam.
https://www.museumsportal-berlin.de/de/veranstaltungen/das-haus-der-flieger-und-die-euthanasie-verbrechen
Der Livestream ist bis zum 8. Mai zu sehen: https://www.youtube.com/watch?v=G81GxUE6D_U

– Der Medizinhistoriker Udo Benzenhöfer ist am 5.März 2021 verstorben
Udo Benzenhöfer war Direktor des Medizinhistorischen Instituts der Universität Frankfurt. Er verstarb im Alter von 64 Jahren in Heidelberg an Leukämie. Seine Publikationen zu Euthanasie, den Kinderfachabteilungen, Sterilisationen usw. sind allgemein bekannt, insbesondere auch sein Buch über „Der Fall Leipzig (alias Fall ‚Kind Knauer‘) und die Planung der NS- ‚Kindereuthanasie‘“ (2008).

– Helmut Kramer: Am Mittagstisch mit einem „Euthanasie“-Arzt
Helmut Kramer, ehemaliger Richter am OLG Braunschweig und Mitbegründer des Forum Justiz- geschichte, hatte u.a. das Verfahren von Fritz Bauer gegen die Teilnehmer der Konferenz von 1941 (s.o.) wieder aufgegriffen (siehe dazu seinen Beitrag in Hanno Loewy, Bettina Winter (Hg): NS-„Euthanasie“ vor Gericht. 1996.) – In einem neuen kurzen Beitrag schildert er seine Erfahrung mit dem „Euthanasie“-Arzt Meumann in Königslutter.                                                Anhang 5 

– Susanne Weihmann: Zum Krankenmord in Königslutter
Ein neues historisches Buch untersucht den Krankenmord in Königslutter (bei Braunschweig) in den Jahren 1941- 1945. Susanne Weihmann: „Die Landes- Heil- und Pflegeanstalt Königslutter und der Krankenmord“.  Hrsg. Vom Braunschweigischen Geschichtsverein. 2021.
Am 20.Mai 2021, ab 19 Uhr, wird die Autorin in einer Veranstaltung des Friedenszentrums Braunschweig online darüber berichten: www.friedenszentrum.info

  1. Internationaler Strafgerichtshof – Carla del Ponte
    Der Gründung des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag (2002) gingen zwei Strafgerichtshöfe voran: zu Jugoslawien (1993) und Ruanda (1994). Chefanklägerin in diesen beiden Strafgerichtshöfen war die Schweizerin Carla del Ponte, die schon als Schweizer Bundesanwältin für Aufsehen gesorgt hatte. Ihre Arbeit an den neuen Strafgerichtshöfen war nicht einfach, auch hier stieß sie immer wieder auf eine „muro di gomma“, eine Gummiwand, was ihre Ermittlungen erschwerte.
    Ähnlich wie Fritz Bauer zeigte sie eine große Hartnäckigkeit, was ihr letztlich zum Verhängnis wurde. Als sie 2002 im Ruanda-Tribunal mit Sonderermittlungen gegen Tutsi-Verbrechen bzw. der RPF beginnen wollte, gelang es Washington und London, Kofi Annan zu bewegen, ihr das Mandat zu entziehen. (Im Völkermord 1994 in Ruanda ging es um den Mord an den Tutsi; die RPF war eine Rebellenarmee, hauptsächlich bestehend aus Tutsi, die von Uganda kommend – nach offizieller Lesart – den Völkermord beendete. Allerdings blieben einige offene Fragen bestehen…)
    Hier das Kapitel 9 aus dem Buch „Im Namen der Anklage“ von Carla del Ponte (2009), in dem sie die Vorgänge beschreibt, die letztlich zu ihrer Entlassung geführt haben.                                     Anhang 6

Zu den Hintergründen auch: Helmut Strizek – Clinton am Kivu-See. Die Geschichte einer afrikanischen Katastrophe. Frankfurt. 2011.
Als weitere Literatur zur aktuellen Geschichte in Ruanda und ihrer Probleme während des Tribunals und der Gacaca-Prozesse das Buch von Gerd Hankel: Ruanda. Leben und Neuaufbau nach dem Völkermord. Wie Geschichte gemacht und zur offiziellen Wahrheit erklärt wird. Springe. 2016.
https://www.deutschlandfunk.de/aufarbeitung-eines-voelkermordes-gerd-hankel-dokumentiert.1310.de.html?dram:article_id=378322

  1. Fritz Bauer Freundeskreis
    Treffen des Fritz Bauer Freundeskreises finden wegen der bestehenden Corona-Pandemie bis auf Weiteres nicht statt. Weitere Infos sind auf der Webseite des Freundeskreises zu finden.
    www.fritz-bauer-freundeskreis.de

 Viele Grüße

Udo Dittmann