Infos zu Fritz Bauer März 2024

Liebe Interessierte des Fritz Bauer Freundeskreises,
anbei wieder einige aktuelle Infos zum Thema Fritz Bauer:
(Anhänge nur im Originalrundbrief)

  1. Neue Planungen zur Umgestaltung des Fritz Bauer Platzes in Braunschweig
    Der neue Fritz Bauer Platz, der durch den Umzug der Generalstaatsanwaltschaft vom Domplatz zum Ruhfäutchenplatz ebenfalls „umgezogen“ ist, soll neugestaltet werden. Die Vorbereitungen dazu haben inzwischen begonnen. Zudem soll ein Gestaltungswettbewerb für eine neue Fritz Bauer Büste ausgeschrieben werden, die passend zu der Büste von Heinrich Jasper erscheint, die dort bisher aufgestellt ist.
    Dazu ein Bericht aus der Braunschweiger Zeitung vom 30.12.2023 „Fritz Bauer Platz: Nun muss er nur noch schön werden“ sowie ein Beitrag zur Umgestaltung von Udo Dittmann, auch mit dem Vorschlag einer alternativen Benennung des neuen Platzes in „Fritz Bauer Straße“, da es weniger ein Platz, sondern eher eine Straße ist.                                 Anhang 1/ 1a
  1. Neues Urteil zum Verfahren „Judenpresse“ – Braunschweiger Neonazi nun doch verurteilt
    Nachdem die Staatsanwaltschaft das Verfahren gegen einen Braunschweiger Rechtsextremisten zweimal eingestellt hatte, intervenierte die Generalstaatsanwaltschaft wegen des öffentlichen Drucks erneut. so dass es jetzt endlich zu einer Verurteilung des Angeklagten kam. Er hatte am Volkstrauertag 2020 am Löwenwall Journalisten mit „Judenpack“ und „Judenpresse“ sowie „Feuer und Benzin für alle“ gedroht. Zweimal hatte die Staatsanwaltschaft darin keinen Strafbestand erkannt. Angesichts des zunehmenden Antisemitismus von rechter, linker und (seit dem 7. Oktober) auch von arabischer Seite ist das neue Urteil sicher auch ein wichtiges Zeichen. Besonders die Äußerung „Feuer und Benzin für alle“ ist besonders zynisch, da die Angehörigen der Ankläger – ein Ehepaar aus Hannover – Familienmitglieder in Auschwitz verloren hatten, die bei der sogenannten „Ungarn-Aktion“ nicht in den Gaskammern umgekommen, sondern auf extra Scheiterhaufen mit Benzin übergossen und verbrannt worden waren.
    Dazu ein Bericht und ein Kommentar aus der Braunschweiger Zeitung vom 23.02.2024.        Anhang 2
  1. Ausstellung zu „100 Jahre Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold (1924-2024)“
    Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold war mit mindestens 1,5 Millionen Mitglieder die größte demokratische Massenorganisation der Weimarer Republik. Gegründet wurde sie am 22.Februar 1924 in Magdeburg als parteiübergreifende Organisation für die noch junge Weimarer Demokratie. Unterstützt wurde sie von den Parteien der „Weimarer Koalition“ – der SPD, der linksliberalen DDP, der katholischen Zentrumspartei und unabhängigen Gewerkschaften. Gehasst wurde sie gleichermaßen von Kommunisten und Nationalsozialisten. 1933 wurde das Reichsbanner schließlich verboten und 1953 wieder neugegründet. In der Erinnerungskultur spielt das Reichsbanner nur eine geringe Rolle und wird in seiner Bedeutung unterschätzt.
    Fritz Bauer war 1920 der SPD beigetreten und übernahm 1931 den Vorsitz der Ortsgruppe Stuttgarts des Reichsbanners Schwarz Rot Gold. Am 23. März 1933 wurde er u.a. im Zusammenhang mit Planungen zu einem gegen die Machtübernahme der Nationalsozialisten gerichteten Generalstreik festgenommen und im KZ Heuberg und im KZ Oberer Kuhberg inhaftiert.
    Anlässlich des 100-jährigen Bestehens wird in Niedersachsen eine Wanderausstellung der Gedenkstätte Deutscher Widerstand zum Reichsbanner an verschiedenen Orten gezeigt, die in Braunschweig vom 10.08.- 1.09.2024 (mit einem umfangreichen Begleitprogramm) zu sehen ist.
    https://www.reichsbanner.de/nc/reichsbanner-heute/veranstaltungen
    Zur Geschichte des Reichsbanners: https://www.reichsbanner-geschichte.de/
    Literatur zum Reichsbanner in Württemberg und Baden:
    Marcel Böhles: „Golden flackert die Flamme“ – Das Reichsbanner Schwarz Rot Gold in Baden und Württemberg 1924- 1933. Hrsg. von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Band 6. 2024. Metropol Verlag. 
  1. Fritz Bauer Institut (Frankfurt)
    Do, 21.03.2024, um 18.15 Uhr           Goethe-Universität, Campus Westend, Raum 823
    Die Bundespräsidenten und die NS-Vergangenheit 1949- 1994. – Prof. Dr. Norbert Frei im Gespräch mit Prof. Dr. Sybille Steinbacher (hybrid)
    Info unter: https://www.fritz-bauer-institut.de/veranstaltungen
    Livestream auf YouTube: https://youtu.be/v77TiV-VbbY
  1. Fotos, Cover und Trailer zu Fritz Bauer
    Bei „absolutmedien.de“ sind Fotos, Cover und Trailer zu Filmen von Fritz Bauer verfügbar. Zum Teil liegen Filme zu Bauer inzwischen als digitale Dateien vor.
    https://absolutmedien.de/bilddatenbank/film.php?id=1372
    https://absolutmedien.de/bilddatenbank/film.php?id=1863
    https://absolutmedien.de/bilddatenbank/film.php?id=4021&bnr=1 
  1. Theaterstück zum „Prozess des Hans Litten“
    Im Rahmen der „Festtage der jüdischen Kultur“ wurde am 16.12.2023 in Magdeburg das Theaterstück „Der Prozess des Hans Litten“ aufgeführt. Hans Litten ist der Anwalt aus Halle, der 1931 in einem berühmten Prozess Hitler vernommen und bloßgestellt hatte. Diese Demütigung verzeiht Hitler dem jungen Anwalt nie und lässt ihn 1933 kurz nach seiner Machtübernahme verhaften. Litten stirbt fünf Jahre später im Alter von 34 Jahren im KZ Dachau.
    Ein sehenswertes Theaterstück, das auf historischen Tatsachen basiert.
    https://www.forum-gestaltung.de/veranstaltungen/prozess-hans-litten
    Der Hans Litten Preis wurde 1994 an Helmut Kramer für seine Verdienste um die juristische Aufarbeitung der NS-Zeit verliehen. 
  1. NS-„Euthanasie“ und Zwangssterilisation
    – Arbeitskreis zur Erforschung der NS-„Euthanasie“ und Zwangssterilisation
    Die Frühjahrstagung des Ak „Euthanasie-Forschung“ findet vom 13.- 15. Juni 2024 im kbo-Isar-Amper Klinikum in Haar (bei München) statt.
    Titel der Veranstaltung: Was bewirkt Erinnerungskultur im Hier und Jetzt? Erinnern in psychiatrischen Kliniken und Einrichtungen. Infos unter
    https://www.ak-ns-euthanasie.de/wp-content/uploads/2024/02/Programm_Fruehjahrstagung_Juni_2024_Stand_Februar_2024.pdf

– Bericht zur Jubiläumstagung des AK „Euthanasie-Forschung“ in der Charité Berlin (Juni 2023)
Der Arbeitskreis zur Erforschung der NS-„Euthanasie“ und Zwangssterilisation wurde 1983 in Gütersloh gegründet. Zum 40-jährigen Bestehen des AK fand in der Zeit vom 8.- 10 Juni 2023 eine Jubiläumstagung in der Charité Berlin statt. Dazu ein Bericht von Udo Dittmann.                    Anhang 3

– Zu Dagmar Hänsel: Die Hilfsschule in der Zeit des Nationalsozialismus
Am 23.02.2023 fand in Hannover eine Veranstaltung mit Dagmar Hänsel zum Thema „Die Hilfsschule in der Zeit des Nationalsozialismus“ statt, in der auch das Thema „Zwangssterilisation“ thematisiert wurde. Bisher ist diese Thematik kaum behandelt bzw. erforscht worden. Zu der Veranstaltung hier ein Bericht von Udo Dittmann.                             Anhang 4
In ihrem neuen Buch geht Dagmar Hänsel weiter auf die Thematik ein und kritisiert insbesondere die bisherige Geschichtsschreibung der Sonderpädagogik, die das Thema weitgehend ausspart. Weitere Forschungen zu dem Thema wären sicher wünschenswert.
Dagmar Hänsel: Historiographie der Sonderpädagogik. Kontinuitäten im Wandel von Hilfsschul- und Heilpädagogik zur inklusiven Pädagogik. Weinheim. 2024 

– Institut für Menschenrechte fordert Abschaffung sämtlicher Fördereinrichtungen (Förderschulen, Werkstätten, Wohngruppen)
Ende August 2023 überprüfte der UN-Ausschuss für die Rechte von Menschen mit Behinderungen die Umsetzung der UN-Behindertenkonvention in Deutschland. In den „Abschließenden Bemerkungen“ des UN- Ausschusses wurde die bisherige Umsetzung der Inklusion in Deutschland kritisiert. In einem Interview fordern die Leiter der Monitoring-Stelle UN-Behindertenrechtskonvention des Deutschen Instituts für Menschenrechte, Britta Schlegel und Leander Palleit, die Auflösung sämtlicher Fördereinrichtungen für Menschen mit Behinderungen. Inwieweit das realistisch und sinnvoll ist, ist eine andere Frage. Hier das Interview auf der Webseite des Instituts für Menschenrechte:
https://www.institut-fuer-menschenrechte.de/im-fokus/neuer-schwung-fuer-die-un-behindertenrechtskonvention 

  1. Israel/ Antisemitismus
    – Israels Kampf der Stämme (ZDF-Produktion 2023)
    Der Film geht der Frage nach, warum das Land gesellschaftlich so zerrissen ist. Ausgehend von der Grundprämisse, dass das Land aus verschiedenen sogenannten Stämmen, die sich unversöhnlich gegenüberstehen, erzählt der Film die Verletzungen und Traumata eben dieser Stämme, die zur Entfremdung mit den anderen führen. Dabei geht es nicht nur um unterschiedliche politische Ansichten, sondern auch kulturelle Gegensätze.
    Ein interessanter Film zum Verständnis der israelischen Gesellschaft, der in der Mediathek auf arte verfügbar ist: https://www.arte.tv/de/videos/116362-000-A/israels-kampf-der-staemme/

– Berliner Senat will nach Angriff auf einen jüdischen Studenten das Hochschulgesetz verschärfen
Nach dem 7. Oktober kam es zu verstärkten Angriffen auf jüdische Studierende auch an deutschen Hochschulen. Als Konsequenz aus einem Angriff auf den jüdischen FU-Student Lahav Shapira, der mit Knochenbrüchen im Gesicht in Berlin ins Krankenhaus kam, nachdem ihn ein propalästinensischer Kommilitone angegriffen und getreten hatte, soll die erst 2021 abgeschaffte Möglichkeit zur Exmatrikulation von Studierenden für bestimmte Fälle wieder eingeführt werden.
https://www.juedische-allgemeine.de/politik/berliner-senat-will-exmatrikulation-wieder-einfuehren/

  1. Menschenrechte
    Der Film „Stimmen vom Feuer“ beschäftigt sich mit dem modernen Menschenhandel, bei dem oft Frauen die betroffenen Opfer sind. Drei Frauen erzählen von ihren Erfahrungen und wie sie helfen, die Strukturen des Menschenhandels zu bekämpfen.
    Ein Film von Helen Simon und Claudia Gladziejewski (Deutschland 2021), der im BR Fernsehen in deutscher Erstausstrahlung gezeigt wird.
    https://www.br.de/br-fernsehen/programmkalender/sendung-4015490.html
  1. Braunschweig
    – Ausstellung zu Galka Scheyer und der „Blauen Vier“ im Städtischen Museum Braunschweig
    Vom 23.2- 19.5.2024 wird im Städtischen Museum in Braunschweig eine Sonderausstellung über die deutsch-jüdische Kunstagentin Galka Scheyer und die „Blauen Vier“ (Kandinsky, Feininger, Klee, Jawlensky) mit einem umfangreichen Rahmenprogramm gezeigt.
    „Die gebürtige Braunschweigerin Galka Scheyer war als Kunstagentin eine Pionierin. 1924 gründete sie mit den Bauhaus-Visionären Lyonel Feininger, Wassily Kandinsky und Paul Klee sowie dem avantgardistischen Künstler Alexej von Jawlensky die Künstlergruppe „Die Blaue Vier“. Ziel der Gemeinschaft war es, die Werke der „Weltstars“ in den USA zu vermarkten.“
    https://www.braunschweig.de/politik_verwaltung/nachrichten/galka-scheyer.php
    https://www.galka-scheyer.de/
  1. Fritz Bauer Freundeskreis
    Das nächste Treffen des Fritz Bauer Freundeskreis ist am Montag, den 25.März 2024, um 17 Uhr im DGB-Haus Braunschweig. Zu Gast ist Hans-Ulrich Ludewig mit einem Vortrag über „Der Nationalsozialismus vor Gericht“.                    Ahang 5
    Am Samstag, den 4.5.2024 wird wieder ein Stadtrundgang zu Fritz Bauer in der Innenstadt stattfinden.
    Treffpunkt ist der Domplatz, unter der Justitia (15 Uhr).

Mit vielen Grüßen
Udo Dittmann